Vorgehensweise bei der Internationalisierungsstrategie, bei der die internationalen Märkte stufenweise erschlossen werden und ein bestimmtes Land, das sog. lead-country, für eine internationale Absatzregion die Federführung bei der Erarbeitung von Problemlösungen übernimmt, die dann den Schwestergesellschaften anderer Länder im Wege des Know-how-Transfers bereitgestellt werden. Auf diese Weise lassen sich die Vorteile der Partizipation mit den spezifischen Stärken der internationalen Arbeitsteilung in einem global operierenden Unternehmenverknüpfen.
[s.a. Kompetenzzentren] Beim Lead-Country-Konzept handelt es sich um ein strukturelles Koordinationsinstrument (Koordination), demzufolge eine organisatorische Einheit für ein Produkt, eine Produktgruppe, eine bestimmte Region, teilweise bestimmte Kundengruppen oder auch nur einen Kunden die Position des Koordinators und »primus inter pares« übernimmt (vgl. Köhler, 1992b, Sp. 50; Welge/Holtbrügge, 1998, S. 177f.). Perlitz (2000, S. 634) spricht diesbezüglich von der Übernahme strategischer Gesamtverantwortung für ein bestimmtes Teilgebiet im Sinne eines lokalen Akteurs.
Die von dieser Einheit erarbeiteten Konzepte sind Grundlage der Marktbearbeitung für die Gesellschaften in anderen Auslandsmärkten. Insofern liegt dem Lead-Country-Konzept die Erkenntnis zu Grunde, dass die Koordination nicht notwendigerweise durch die Zentrale erfolgen muss, um die Ausrichtung auf globale Ünterneh-mensziele sicherzustellen (vgl. Welge, 1992, S. 584; Welge/Holtbrügge, 1998, S. 182).
Durch das Konzept wird versucht, eine verstärkte Standardisierung zu erreichen, d.h. dass zwar das Lead-Country eine dominierende Stellung (koordinierende, harmonisierende Funktion) bei der Entwicklung der gemeinsamen Konzeption innehat, es aber zugleich zweckmäßig sein kann, nationale Freiheitsgrade für die einzelnen Landesgesellschaften zuzulassen. Die Vorteile dieses einfachen, aber effizienten Systems bestehen in der Entlastung der Zentrale, der Verbesserung der Entschei-dungsergebnisse und der verbesserten Motivation der Mitarbeiter für Aktivitäten, die sich auf diese Lead-Funktion beziehen (vgl. Frese, 2000, S. 308f.). Das Lead-Country-Konzept ist vergleichbar mit dem integrierten Netzwerkmodell (Netzwerkmodelle), in welchem ein Knoten die - etwas stärker ausgeprägte - Entscheidungskompetenz verwirklicht. Die Kernvorteile des Lead-Country-Konzepts liegen zum einen in der Koordination durch Partizipation und dementsprechend auch Motivation durch Partizipation. Weiterhin lassen sich durch die Auswahl derjenigen Tochtergesellschaft als Lead-Country, welche die höchste Kompetenz in einem Bereich besitzt, Synergieeffekte für das ganze System auf Grund dieser Kompetenzverstärkung ausnutzen. Der dritte Kernvorteil dieser Konzeption ist die Entlastung der Zentrale auf Grund der Dezentralisierung der Entscheidungskompetenzen.
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