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Die Lieferzeitzuverlässigkeit drückt die Wahrscheinlichkeit aus, mit der eine bestimmte Lieferfrist vom Unternehmen eingehalten wird.
Im Vergleich zur durchschnittlichen Lieferzeit ( Lieferzeit, durchschnittliche), die nur den Mittelwert betrachtet, vermittelt diese Kennzahl einen Einblick in die Spannweite bzw. Streuung der Lieferzeiten und macht damit auf „Ausreißer“ aufmerksam.
Beispiel
In einem Monat liefert ein Unternehmen 200 Bestellungen aus. 166 davon können in einer Frist von 6 Tagen vollständig abgewickelt werden. 18 Bestellungen benötigen einen Tag länger, und die restlichen 16 Lieferungen erreichen 8 Tage nach Eingang der Bestellung den Kunden. Daraus ergeben sich folgende Lieferzuverlässigkeiten:
· 83 % der Lieferungen innerhalb von 6 Tagen (= 166 Bestellungen : 200 Bestellungen x 100)
· 92 % der Lieferungen innerhalb von 7 Tagen (184 Bestellungen : 200 Bestellungen x 100)
· 100 % der Lieferungen innerhalb von 8 Tagen
Quelle
· Die Anzahl der Lieferungen in einer Periode kennt die Vertriebsabteilung, die Lager- oder die Finanzbuchhaltung.
· Unter der Lieferzeit einer Lieferung versteht man die Zeitspanne zwischen der Erteilung des Auftrags (z. B. Bestellung durch den Kunden) und dem Erhalt der Ware.
· Die Lieferzeit kann sich - abhängig von der Distributionsart - unter anderem zusammensetzen aus den Teilzeiten für
- Auftragserstellung
- Entgegennahme der Kundenbestellung
- Bearbeitung des Auftrags bzw. der Bestellung
- Zusammenstellen der Waren (Kommissionierung)
- Verpacken der Waren
- Verladung und Transport der Waren
- Einlagerung der Waren beim Kunden
Interpretation
· Untersuchungen belegen übereinstimmend die große Bedeutung des Lieferservice von Industrie- und Handelsunternehmen für den Kunden. Nach der Produktqualität ist dies der zweitwichtigste Einflussfaktor der Einkaufsentscheidung.
· Grundsätzlich sollte ein Unternehmen versuchen, bei möglichst geringen Lieferzeiten hohe Lieferzeitzuverlässigkeitsquoten zu erreichen. Geringe Lieferzeiten haben positive Effekte auf die Kundenzufriedenheit, da die Kunden nicht lange auf ihre bestellten Produkte, Waren oder Stoffe warten müssen. Gleichzeitig sind kurze Lieferzeiten aber auch mit entsprechend hohen Kosten verbunden.
· Die Kennzahl ist insbesondere im Vergleich von Perioden und/oder zu Wettbewerbern (sog. Benchmarking) aussagekräftig.
· Die Lieferzeitzuverlässigkeit kann auch als Zielvorgabe dienen, anhand derer sich die Leistungsfähigkeit der Lieferabteilung überprüft lässt.
Maßnahmen zur Beeinflussung
Um die Lieferzeitzuverlässigkeit zu verbessern, muss ein Unternehmen die Lieferzeiten der einzelnen Aufträge verringern. Dabei kann es auch die Aufgaben beeinflussen, die nicht von ihm selbst, sondern von einem Logistik-Dienstleister (z. B. Paketdienst, Spedition) erfüllt werden.
Es lassen sich vier wesentliche Ansatzpunkte unterscheiden:
· Bestellungsabwicklungsbedingte Lieferzeit:
Die Regelung, wie die Bestellung innerhalb des Unternehmens ablauforganisatorisch abgewickelt wird, bestimmt den Zeitraum, der zwischen dem Eingang der Kundenbestellung und deren Weitergabe an das Lager liegt.
· Lagerbedingte Lieferzeit:
Von der eingeschlagenen Vorratspolitik hängt es ab, wie lange eine an den Lagerbereich weitergeleitete Kundenbestellung auf ihre Kommissionierung und Versandvorbereitung warten muss. Dabei sollte zwischen den Vorteilen (schnellere Bedienung von Kundenbestellungen, keine Fehlmengen, höhere Lieferbereitschaft) und Nachteilen einer erhöhten Vorratshaltung (erhöhte Kapitalbindung und Zinskosten, geringere Aktualität der gelagerten Waren) abgewogen werden.
· Transportbedingte Lieferzeit:
Die Zeitspanne, welche die tatsächliche Auslieferung in Anspruch nimmt, ist sowohl abhängig von der Verfügbarkeit geeigneter Transportmittel (z. B. Spedition, eigene Transportfahrzeuge oder Paketdienst) als auch von der Geschwindigkeit, mit der die Ware zum Kunden transportiert wird.
· Standortabhängige Lieferzeit:
Auch der Standort eines Auslieferungslager bestimmt die Länge der Lieferzeiten. Je weiter das Lager von den Kunden entfernt ist, desto länger werden die Waren für ihren Weg benötigen.
Grenzen
· Bei pünktlichen Lieferungen kann es Schwierigkeiten mit der Lieferbeschaffenheit geben, wenn die Produkte den Kunden in der falschen Anzahl, in der falschen Sorte und/oder durch den Transport defekt versendet werden. Die Lieferzeitzuverlässigkeit trifft keine Aussage über die Häufigkeit dieser Fehler bei der Belieferung, die ebenfalls zur Unzufriedenheit von Kunden führen können. Zu diesem Zwecke sollte ergänzend die Lieferzuverlässigkeit ermittelt werden.
· Die Lieferzeitzuverlässigkeit trifft keine Aussage über die Kosten, die dem Unternehmen im Zuge der Auslieferung entstehen.
· Die Lieferzeitzuverlässigkeit differenziert nicht nach Wichtigkeit und Umsatzgröße der verspäteten Lieferung und des betroffenen Kunden.
· Es empfiehlt sich, durch Kundenbefragungen sowie Wettbewerbsvergleiche herauszufinden, welche Lieferzeiten die Kunden als angemessen betrachten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass ein Unternehmen die Lieferzeit über das notwendige Maß hinaus verringert.
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