(Anleihe-Konditionen, Anleihe-Bedingungen) im Anleiheprospekt abgedruckte wesentliche wirtschaftliche Daten über die Anleihe. Sie spiegelt die Konditionen wider, zu denen eine Anleihe begeben wird. Somit enthält sie die für den Anleger wesentlichen Informationen, die er im Rahmen seines Investitionskalküls benötigt. Von der Gestaltung der Anleihe-Ausstattung hängt somit das Placierungsrisiko (bzw. die Placierungschance) ab, was dadurch minimiert (bzw. maximiert) werden kann, als die Anleihe-Ausstattung der Kapitalmarktsituation im Emissionszeitpunkt optimal angepaßt ist.
Bei der ?klassischen? Festzinssatzanleihe lautet der Anleihenennbetrag in Währungseinheiten (WE), z. B. DM, US-$; SFR. Das Anleihevolumen bewegt sich zwischen 20 und mehreren einhundert Mio. WE. Die Stückelung variiert i. d. R. zwischen 100 und 10 000 WE. Während der Emissionskurs und Rückzahlungskurs vom Nennwert abweichen können, wird ein fester Nominalzins ausgewiesen. Die Zinszahlungen erfolgen halbjährlich oder jährlich. Unter Einbeziehung der Größen: Emissions-, Rückzahlungskurs, Laufzeit und Zinszahlungszeitpunkte ergibt sich somit eine von der Nominalverzinsung abweichende Effektivverzinsung. Die Laufdauer bewegt sich zwischen 5 und 20 Jahren; Abweichungen bis zu 100 Jahren (Century-Bonds) sind möglich. Als Besicherungsformen dienen, soweit diese erforderlich ist, in erster Linie Grundpfandrechte, Bürgschaften der öffentlichen Hand und Patronatserklärungen. Anleiheschuldner haben in der Regel eine bestimmte Zeitspanne ex Emmissionsdatum das Recht der vorzeitigen Kündigung ( Konvertierung). Anleihegläubigern wird das vorzeitige Kündigungsrecht äußerst selten eingeräumt ( Degussa-Klausel). Der Rückzahlungskurs ist i. d. R. nach seiner Höhe und Denomination nominal definiert. Insbesondere an den Euro-Märkten finden sich vermehrt Anleihen, bei denen das Rückzahlungsvolumen indexiert ist. Anleihen ohne Tilgungsverpflichtung sind äußerst selten anzutreffen. Die Tilgungsverfahren lassen sich auf drei Varianten reduzieren: Gesamttilgung am Laufzeitende, Ratentilgung und Tilgung im Annuitätenverfahren. Sonderformen finden sich bei Anleihen, als sie mit speziellen (atypischen) Rechten ausgestattet werden können.
Durch die Möglichkeit, verschiedene Anleihekomponenten zu variieren und miteinander zu kombinieren, ergeben sich zahlreiche Anleihevarianten (vgl. Übersicht).
Ausstattungsmerkmale von Anleihen
(1) Nennbetrag
(a) Anleihen lautend in Währungseinheiten (WE): ? Normalfall: Festlegung auf einheitliche Währungseinheit (z. B. in DM, US-$, SFR) bezüglich Emissions-, Zins- und Tilgungsleistungen. ? Variante: Bei einer Doppelwährungsanleihe können Emissionsbetrag, Zinszahlungen und Tilgungsleistungen in von einander differierenden Währungen erfolgen (z. B. DM/US-$: Emission und Zinszahlungen in DM, Tilgung in US-$).(b) Indexierte Anleihen: ? bezüglich Emissionsdenomination: Rechnungseinheiten-Anleihen (z. B. ECU-Anleihen, SDR-Anleihen).
(2) Anleihevolumen
(a) mehrere Millionen Währungseinheiten.
(b) bei Rechnungseinheiten-Anleihen mehrere Millionen Index-Einheiten (z. B. ECU).
(3) Stückelung
(a) National: Währungseinheiten (WE), i. d. R.: 100 WE, 500 WE, 1000 WE, 5000 WE, 10 000 WE.
(b) International: Währungs- oder Rechnungseinheiten (RE), i. d. R.: 1000 WE bzw. RE als Untergrenze.
(4) Emissionskurs
(a) vollständig eingezahlt zu pari/unter pari/über pari (b) teilweise eingezahlt: Teilzahlungs-Anleihe
(5) Verzinsung
(a) jährlich/halbjährlich/vierteljährlich/halbjährlich, dann jährlich
(b) Fest über die gesamte Laufzeit: ? Direkte Methode: (Nominal-)Zinssatz fest ausgewiesen; periodische Zahlung; Zinszahlungen jährlich oder halbjährlich. Varianten: Cashflow-Notes (Zinszahlungszeitpunkte können in Grenzen vom Investor bestimmt werden), Deffered Coupon Bond; ? Indirekte Methode: (Effektiv-)Zinssatz im Zeitpunkt der Emission festgeschrieben durch positive Differenz zwischen Emissions- und Rückzahlungskurs bezogen auf die Laufdauer. Während der Laufdauer erfolgen keine Zinszahlungen ( Zerobond); Varianten: Stripped Zerobond, Stripped Bond, Annuitäten-Anleihe. (c) Variabler Zinssatz: (aa) Nominalzinssatz steigt/fällt im Zeitablauf Staffelanleihe, Stufenzins-Anleihe (bb) Zinssatz wird in Anlehnung an einen Referenzzinssatz (z. B. LIBOR oder FIBOR) jeweils nach Ablauf eines Anpassungszeitraums neu festgeschrieben (variabel verzinste Anleihe, Floating Rate Note), u. U. mit Zinssatzbegrenzung nach: ? oben ? Zinsobergrenze (cap, Maxi-Floating-Rate-Note); Varianten: mit delayed cap, Dual-Index-Floating Rate Note; ? unten ? Zinsuntergrenze (Floor);Varianten: Drop-Lock-Floater, Count-Down-Floater; ? oben und unten (Mini-Max-Floater; Zinsanpassungen und Zinszahlungen alle 3, 6 Monate); Variante: Mismatched-Floater (Floating Rate Notes).
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