Unter Materialkosten versteht man diejenigen Kosten, die durch den Materialeinsatz im Betrieb entstehen. Der Materialeinsatz ist der Verbrauch an Material innerhalb einer Abrechnungsperiode.
Den Begriff Material verwendet man in Fertigungs-, Reparatur-, Montage- sowie auch in anderen Dienstleistungsbetrieben, während man in Handelsbetrieben von (Handels-)Ware spricht.
Materialkosten setzen sich zusammen aus:
· Rohstoffe (Rohmaterial, Fertigungsmaterial)
Rohstoffe bilden den Hauptbestandteil der erzeugten Produkte (z.B.: Leder für die Herstellung von Schuhen; Holz für Tische...)
Mittels Entnahmescheinen kann genau festgestellt werden, welche Menge an diesen Stoffen für die einzelnen Produkte benötigt werden. Sie können somit direkt auf die einzelnen Kostenträger zugerechnet werden.
· Hilfsstoffe (Hilfsmaterial)
Auch Hilfsstoffe gehen in die Produkte ein, für den Charakter der Produkte sind sie jedoch nicht wesentlich. Sie sind nicht der Hauptbestandteil. (z.B. Nägel, Schrauben, Leim... in einer Tischlerei) Diese Hilfsstoffe wären zwar direkt auf die Kostenträger zurechenbar, die genaue Erfassung wäre jedoch zu in den meisten Fällen zu aufwendig. Man zählt das Hilfsmaterial daher üblicher Weise zu den Gemeinkosten.
Bewertung bzw. Feststellung des Verbrauchs
Die Bewertung des Verbrauchs funktioniert über Materialentnahmescheine. Jedes Mal, wenn Material entnommen wird muss ein Beleg erstellt werden. Anhand dieser Belege ist der mengenmäßige Verbrauch ersichtlich. Die Bewertung erfolgt zum Tageswertprinzip.
Während in der Buchhaltung vom Anschaffungswertprinzip und vom Niederstwertprinzip ausgegangen wird, werden Vorräte in der Kostenrechnung zum Tagespreis bewertet.
Bsp.: Eine Papierfabrik hat Holzvorräte auf Lager für EUR 800.000,-. Da der Holzpreis jedoch mittlerweile um 10% gestiegen ist, ist das Holz mittlerweile EUR 880.000,- wert. In der Buchhaltung geht der Anschaffungswert von EUR 800.000,- in die Bilanz ein, in der Kostenrechnung der Tageswert (880.000). Würde der Holzpreis um 10 % fallen, würde in der Buchhaltung gemäß dem Niederstwertprinzip mit EUR 720.000,- bewertet. Auch in die Kostenrechnung würde der Tagespreis von EUR 720.000,- eingehen.
Die Bedeutung des materialwirtschaftlichen Bereichs von Unternehmen wird häufig dadurch belegt, daß die Materialkosten den Umsatzerlösen gegenübergestellt werden. Bei reinen Dienstleistungsuntemehmen ist der Anteil der Materialkosten unbedeutend; im Gegensatz dazu belaufen sich die Warenkosten bei Handelsbetrieben auf ca. 80-95% der Umsatzerlöse. Bei den Industriebetrieben lassen sich Betriebstypen unterscheiden, die als materialkostenintensiv bezeichnet werden können und solche, bei denen die Materialkosten geringe Bedeutung haben. Geringe Materialkosten -Anteile weisen z. B. naturnahe Gewinnungsbetriebe auf. Materialkostenintensiv sind z. B. die konsumnahen Fertigungsbetriebe der Ernährungsindustrie, der Automobilfertigung, der Unterhaltungselektronik usw. (über 50 % Anteil der Materialkosten an den Umsatzerlösen). Je größer die relativen Materialkosten sind, umso Wichtige r ist ein sorgfältiges Management der Materialwirtschaft. Schätzungen des BATELLE-Instituts zufolge können die Materialkosten durchschnittlich 10% gesenkt werden. Die Auswirkungen einer Senkung der Materialkosten durch professionelle Beschaffung (»purchasing is a profit making job«) läßt sich folgendermaßen illustrieren: Die Umsatzerlöse belaufen sich bspw. auf 1, 1 Mio. DM und setzen sich aus 1 Mio. DM Selbstkosten und einem Gewinn aufschlag von 10% zusammen. Die Materialkosten betragen 50% der Selbstkosten; eine Kostensenkungum 10% »spart« 50000, DM ein. Um das Betriebsergebnis um 50 000, -DM allein durch Absatzsteigerungenzu verbessern, müßten die Umsätze(cet. par.) auf 1, 65 Mio. gesteigertwerden; einer 10% Senkung der Materialkosten entspricht eine Umsatzsteigerung von 50%.
Werkstoffkosten, Materialrechnung
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