Warentests bzw. Gütertests - da zunehmend nicht nur Waren, sondern auch Dienstleistungen getestet werden - sind durch drei Merkmale gekennzeichnet (vgl. Silberer, 1979, S. 34t; Kandier, 1980, S. 12f.):
- verbraucherpolitische Orientierung
- Neutralität
- spezifische Testbedingungen.
Durch die verbraucherpolitische Orientierung (Verbraucherpolitik) unterscheiden sich Warentests, die auch als vergleichende Warentests bezeichnet werden, von den Produkttests und Markttests der Unternehmen. Der Warentest bezieht sich hauptsächlich auf die Gebrauchstauglichkeit und den Gebrauchswert eines Gutes. Als zweites Merkmal ist die Neutralität der Tests und der Testberichterstattung zu nennen. Diese ist sichergestellt, wenn die Testinstitutionen unabhängig von den Anbietern sind.
Ein Test liegt nur dann vor, wenn der Prüfvorgang unter kontrollierbaren und reproduzierbaren Bedingungen durchgeführt wird. Somit kann man den Gütertest als einen verbraucherpolitisch orientierten, neutralen Test von Produkten und Dienstleistungen definieren. In Deutschland werden regelmäßig Tests von der Stiftung Warentest durchgeführt, deren Ergebnisse in der Zeitschrift »Test« veröffentlicht werden.
Empirische Untersuchungen haben bestätigt, dass die Warentests für die Verbraucher eine wichtige Informationsquelle sind. Zum Teil haben sie die Funktion einer Schlüsselinformation. Daher werden die Testergebnisse auch zunehmend von den Unternehmen in der Werbung eingesetzt.
Stiftung Warentest
Qualitätsprüfung bei Konsumgütern durch neutrale Drittinstitutionen und zwar die nachvollziehbare und vorwiegend technische Prüfung von gebrauchswertrelevanten Produkteigenschaften. Nach DIN66052 ist ein Warentest „die Prüfung und Bewertung der für die Gebrauchstauglichkeit maßgebenden Eigenschaften von ihrer Herkunft nach bestimmbaren Waren. Sein Ziel ist es, dem Käufer die als Grundlage für den Kaufentschluß notwendigen sachlichen Informationen in allgemein verständlicher Form zugänglich zu machen“. Während der Produkttest als Bestandteil der betrieblichen Marktforschung auf die Akzeptanz neuer Produkte im Zielgruppen- bereich abstellt, zielt der Warentest nur auf gebrauchswertrelevante, jederzeit nachprüfbare Produkteigenschaften. Der Warentest vernachlässigt somit wichtige marketingrelevante Aspekte, wie z.B. die akquisitorische Wirkung des Produktmarketing und der tatsächlichen Produktverwendungserfahrungen. Die bekannteste Variante des Warentests ist der „Vergleichende Warentest“. In einem Vergleichstest werden vergleichbare, meist konkurrierende Marken anhand identischer Kriterien geprüft und beurteilt. Daneben gibt es die Einzeltests, in denen nur ein Produkt interessiert, z. B. im Rahmen eines Dauertests, der auf die Belastbarkeit und auf die Wirtschaftlichkeit im Zeitablauf abstellen kann. Nachdem Dienstleistungen immer wichtiger geworden sind, werden auch diese getestet (Dicnstleistungstests) - ein Vorgang, bei dem der Warentestbegriff nicht mehr so richtig passen will. Ein wichtiger Träger des vergleichenden Wa- rentests ist die Stiftung Warentest in Berlin. Warentests werden aber auch von anderen unabhängigen Instituten durchgeführt, so z.B. von Materialprüfungsanstalten und Öko-Instituten. Dasselbe gilt für Anbieter als private Tester, v. a. für die Zeitschriftenverlage im Foto-, Hifi-, PKW- und Motorradbereich, welche damit ihre (Fach-)Kom- petenz sichern und demonstrieren wollen. Die Aussagekraft von Testurteilen ist v. a. deswegen begrenzt (jedoch keineswegs gering), weil pro Marke meist nur ein Artikel getestet wird und hinter jeder Gesamtnote immer nur ein Anspruchsmuster steht, das von den Präferenzen einzelner Konsumenten stark abweichen kann. Obwohl sich der Warentest in erster Linie an den Verbraucher richtet, wirkt er nicht nur auf die Kaufentscheidungen der Testnutzer in den privaten Haushalten (Informationsverhalten), sondern auch auf das Herstellermarketing, z.B. auf die Produktpolitik, und auf das Handelsmarketing, z.B. auf die Bestell- und Sortimentspolitik im Einzelhandel. Qualitätsvorstellungen der Warentester können auf die Qualitätsnormen und damit auf das Qualitätsbewusstsein einer Branche sowie einer Volkswirtschaft insgesamt ausstrahlen. Jedenfalls kommen über die verschiedensten Wirkungen und Einflußwege positive Testeffekte letztlich selbst jenen Konsumenten zugute, welche beim Kauf keine Testurteile kennen bzw. beachten („Non-use benefits“). Wer Marketing betreibt, muss deshalb neben den unmittelbaren und einzelwirtschaftlichen Testeffekten auch die indirekten und gesamtwirtschaftlichen Testwirkungen in seine Überlegungen einbeziehen.
Literatur: Fritz, W., Warentest und Konsumgüter- Marketing, Wiesbaden 1984. Horn, N.; Piepenbrock, H. (Hrsg.), Vergleichender Warentest, Testpraxis, Testwerbung, Rechtsprechung, Landsberg a. Lech 1986. Raffée, H.; Süberer, G. (Hrsg.), Warentest und Unternehmen, Frankfurt, New York 1984. Silberer, G., Pragmatische Qualitätsbeurteilung. Gesamtnoten in vergleichenden Warentestberichten vor dem Hintergrund empirischer Studien, in: DBW, 45. Jg. (1985), S. 62 -76.
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