Gesamtheit aller ökonomischen Effekte, die mit der Erhebung eines Zolls (Zollpolitik) direkt oder indirekt, beabsichtigt oder unbeabsichtigt für das In- und Ausland verbunden sind. Die möglichen Effekte werden im folgenden anhand eines vom Inland erhobenen Importzolles aufgezeigt: (1) Einnahmeeffekt: Der Staat erzielt Zolleinnahmen in Abhängigkeit von der importierten Menge und dem Stückzoll. Der Einnahmeeffekt ist um so grösser, je unelastischer die Importnachfrage auf zollbedingte Preiserhöhungen reagiert. Er ist vor allem für die Finanzzölle (Zollarten) von Bedeutung. (2) Preiseffekt: Der Inlandspreis der importierten Waren steigt ceteris paribus im Ausmass des Stückzolls. Das gesamtwirtschaftliche Güterpreisniveau wird sowohl durch das verteuerte Importprodukt selbst als auch durch Kosten- und Preissteigerungen bei anderen Produkten erhöht, wenn diese das zollbelastete Gut als Vorleistungsprodukt benötigen. (3) Weltmarktpreiseffekt: Ist das zollerhebende Land relativ gross, so kann der zollbedingte Importrückgang auch zu einem sinkenden Weltmarktpreis des betroffenen Gutes führen (Verbesserung der terms of trade); Optimalzoll. (4) Wettbewerbseffekt: Zollschranken behindern den Wettbewerb durch ausländische Anbieter. Die mangelnde Konkurrenz kann zu ineffizienten Produktionen und nicht marktgerechten Gewinnen (monopolistische Tendenzen) im Inland führen. (5) Schutzeffekt: Durch den Importzoll werden die ausländischen Waren für die inländischen Käufer verteuert, wodurch die inländischen Anbieter vor ausländischer Konkurrenz geschützt werden. Der Schutzeffekt wird in der durch den Zoll ermöglichten höheren inländischen Produktion und Beschäftigung deutlich. Er ist vor allem für den Schutzzoll und den Erziehungszoll wichtig. (6) Konsumeffekt: Ein Importzoll verhindert, dass die ausländischen Produkte zu zu niedrigen Preisen auf den Inlandsmarkt kommen, und bewirkt, dass die Inländer um den Zollsatz höhere Preise für die Auslandsgüter zahlen müssen. Bei preisabhängiger Nachfrage sinkt hierdurch der inländische Verbrauch. (7) Umverteilungseffekt: Die Gewinne der heimischen Anbieter steigen, da sie durch Zurückdrängung der ausländischen Konkurrenz mehr absetzen können. Diesen höheren Einkommen stehen höhere Ausgaben der inländischen Konsumenten gegenüber, da sie mehr für die jeweiligen Güter bezahlen müssen. Es erfolgt eine Umverteilung von den inländischen Konsumenten (die Konsumentenrente sinkt) zu den inländischen Produzenten (die Produzentenrente steigt) und zum Staat. (8) Einkommenseffekt: Durch die Verteue- rung ausländischer Güter steigt die Nachfrage nach inländischen Waren. Sind die Produktionsfaktoren nicht vollständig ausgelastet, so erhöhen sich ceteris paribus die inländische Produktion, der Beschäftigungsgrad und damit auch das Realeinkommen. (9) Handelseffekt: Durch die Umleitung der Binnennachfrage von den — durch den Zoll verteuerten — Importwaren auf die inländische Produktion wird das Ausmass der bei. Freihandel möglichen internationalen Arbeitsteilung reduziert. Zugleich wird eine weltweit optimale Faktorallokation nicht mehr erreicht, da sich Produktionen von kostengünstigen Standorten ausserhalb des zollerhebenden Landes zu solchen mit höheren Kosten im Inland verlagern. (10) Zahlungsbilanzeffekt: Die Veränderung der Zahlungsbilanz ist aus dem Handelseffekt ableitbar und besteht in dem mit dem Einfuhrpreis bewerteten mengenmässigen Rückgang der Einfuhren, es ergibt sich also ein Rückgang des Importwertes und damit eine Verbesserung der Zahlungsbilanz. (11) Wechselkurseffekt: Wird der Importwert durch einen Importzoll verringert, so wertet ceteris paribus bei flexiblen Wechselkursen die inländische Währung auf, bis durch die damit induzierte Verringerung der Exporte und den Anstieg der Importe wieder Leistungsbilanz- und Zahlungsbilanzgleichgewicht erreicht sind. Literatur: Glismann, H. H. u. a., Weltwirtschaftslehre, Bd. 1: Aussenhandels- und Währungspolitik, 3. Aufl., Göttingen 1986, S. 21 ff. Hoffmann, L./Fikentscher, W, Zölle 1: Theorie und Politik, in: HdWW, Bd. 9, Stuttgart u. a. 1982, S. 630 ff.
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