Das Marketing-Logistik-Controlling hat für jede Entscheidungsebene innerhalb der Marketing-Logistik die entsprechenden logistischen Steuerungs- und Kontrollinfor- mationen bereitzustellen. Ziel eines Controllingsystems ist es, Entscheidungen durch (problemadäquate) Informationen vorzubereiten. Das zentrale Merkmal des Mar- keting-Logistik-Controlling ist mithin die Entscheidungsorientierung innerhalb der Marketing-Logistik. Im Vordergrund des Interesses werden für den Marketing-Logi- stikcontroller im Hinblick auf die laufende Wirtschaftlichkeitskontrolle und die entscheidungsvorbereitende Informationsbereitstellung diejenigen Marketing-Logistik- funktionen stehen, die erfolgszielbezogen als wesentlich anzusehen sind. Hierzu zählen etwa die Bestimmung des optimalen Grads des Lieferservice, die Ermittlung optimaler Distributionsstrukturen (tDepot- planung und Transportplanung), die Auswahl optimaler Lagerhaltungspolitiken (Lagerhaltung), die Optimierung der Auftragsabwicklungsstruktur und die Erfolgsträchtigkeit einzelner Kunden, Aufträge bzw. Regionen. Die Entwicklung einer um den Logistikbereich erweiterten Kosten- und Leistungsrechnung erfordert allerdings eine differenzierte Definition und Erfassung der Logistik-Kosten und Leistungen. Die Definition der Logistikleistung ist grundsätzlich auf den j eweils bestehenden Informationsbedarf hin ausgerichtet festzulegen. Dies hat zur Konsequenz, dass es ein (gleichzeitiges) Nebeneinander unterschiedlicher Begriffsfassungen geben muß. Als mögliche Präzisierungen der Logistik-Leistung können die Bereitstellung der Produktionsfaktoren, die Durchführung der logistischen Prozesse, die Überwindung von Raum- und/oder Zeitdis- paritäten oder die Sicherstellung der Verfüg- barkeit von Ressourcen betrachtet werden. Eine identische Leistung kann jedoch mit unterschiedlichen Verfahren, Kostenbestim- mungsfaktoren und damit Logistik-Kosten verbunden sein. Um die Wirtschaftlichkeit logistischer Prozesse beurteilen zu können, ist es erforderlich, den logistischen Leistungen die entsprechenden Maßgrößen der logistischen Aktivitäten und entsprechenden Kosten zuzuordnen. Als logistische Maßgrößen lassen sich Werte, Mengen, Zeiten, Entfernungen, Gewichte, Volumina und Güterklassendifferenzieren. Für das Marketing-Logistik-Controlhng gilt es mindestens anzustreben, im Rahmen der Kostenrechnung zusätzlichzu dengebräuchlichen Kalkulationsbestandteilen (z. B. Materialkosten, Fertigungskosten) auch Logistikkosten gesondert auszuweisen und den einzelnen Produkten bzw. Produktgruppen zuzuordnen. Gerade hierfür ist eine lückenlose Aufzeichnung der für ein Erzeugnis über den gesamten Herstellungs- und Verwertungsprozeß erforderlichen Raum- und Zeit- überbrückungsleistungen in sog. logistiseken Leistungsplänen notwendig. Wesentliche Ausgangsinformationen zum Aufbau derartiger Pläne liefern Arbeitsgangpläne. Die der im Leistungsplan festgehaltenen Leistungsstruktur hinzuzufügenden Mengen und Zeitarten lassen sich ex-post prinzipiell leicht bestimmen. Jedoch bedeutet die Ermittlung derartiger Daten für Vorkalkulationen bezogen auf (z.B.) Lagerhaltungsleistungen erhebliche Schwierigkeiten: Umfang und Dauer von Lagerungen sind in hohem Maße dispositionsbedingt, sie hängen etwa von der festgelegten Losgröße oder der realisierten Bearbeitungsreihenfolge der um knappe Kapazitäten konkurrierenden Kundenaufträge ab und können somit in ihrem Ausmaß ganz erheblich schwanken. Ansonsten lassen sich lediglich aus Erfahrung oder Simulationen gewonnene Mindest- oder Standardlagerzeiten ansetzen; Zeitgrößen, von denen die tatsächlichen Lagerzeiten für einen konkreten Kundenauftrag deutlich abweichen können. Die Einführung von Logistikkostenstellen in den Betriebsabrechnungsbogen, etwa im Rahmen einer kombinierten Voll- und Teilkostenabrechnung, stellt eine einfache und mit geringem Aufwand verbundene Maßnahme zur Integration einer logistikbezogenen Kostenrechnung in bereits bestehenden Kostenrechnungssystemen dar. Als Mindestgliederung sind hier die Logistikkostenstellen Warenannahme, Eingangslager, innerbetrieblicher Transport, Fertigwarenlager, Verpackung und Transport und Auftragsabwicklung vorzusehen. Entsprechend der grundsätzlichen Untergliederung des Betriebsabrechnungsbogens in Gesamtkosten, fixe und variable Kostenanteile ist auch in die Logistikkostenstelle eine entsprechende Unterteilung in beschäftigungsunabhängige Kosten einzuführen. Im Hinblick auf die Artikelkalkulation sollte die Gemeinkostenschlüsselung der Kosten und Leistungen der Logistik auch auf die Kostenträgerrechnung ausgedehnt werden, da für jedes Erzeugnis die anteiligen eingehenden Logistikkosten zu kalkulieren sind. //
Literatur: Weber, Logistik-Controlling, Stuttgart 1990.
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