Aufgaben der empirischen Regionalanalyse sind a) die quantitative Schätzung der räumlichen Wirkungszusammenhänge, um die Hypothesen der Theorie empirisch überprüfen und zu Prognosen verwenden zu können; b) die Analyse regionaler Strukturunterschiede sowie interregionaler Verflechtungen und Abgrenzung von Regionen. Wichtige Werkzeuge: a) Kennziffern dienen zur Messung regionaler Strukturunterschiede und zur Abgrenzung von Regionen (Regionalwissenschaft) und großflächigen Raumkategorien. Es werden v.a. Gliederungszahlen (Anteilswerte) und Beziehungszahlen verwendet. Meist wird man mehrere Kennziffern gemeinsam betrachten müssen, wobei das Gewichtungsproblem auftaucht. Die großflächigen Gebietskategorien der Raumordnung, wie Verdichtungsräume, zurückgebliebene Gebiete und Fördergebiete der Gemeinschaftsaufgaben (Regionalpolitik) sind durch Schwellenwerte als eine Art homogener Regionen abgegrenzt. Kriterien bilden v.a. Beziehungszahlen wie Bruttoinlandsprodukt und Realsteuerkraft pro Einwohner, Bevölkerungsdichte (bezogen auf km2) und Industriebesatz (Industriebeschäftigte pro 1 000 Einwohner) und der Wanderungssaldo. b) Der Standortquotient (location quotient) erfaßt die Konzentration der verschiedenen Wirtschaftszweige in den einzelnen Regionen des Gesamtraumes. Standortquotient (eines Wirtschaftszweigs i in Region j): Bei einem Wert des Standortquotienten von 1 ist der betreffende Wirtschaftszweig in der betrachteten Region relativ gleich stark wie im Gesamtgebiet vertreten. Aus Werten über 1 wird mitunter geschlossen, dass der betreffende Wirtschaftszweig in andere Regionen exportiert, also zum Basic-Sektor (Regionalwissenschaft) gehört. c) Die Shift-Analyse zeigt die Auswirkungen der Wirtschaftsstruktur auf das Wachstum der Region. Zum Vergleich der regionalen Entwicklung mit der des Gesamtraumes wird der Regionalfaktor gebildet und in zwei Komponenten aufgespalten: Regionalfaktor = Strukturfaktor x Standortfaktor:
= Beschäftigte im Wirtschaftszweig i im Gesamtraum im Zeitpunkt 0 (bzw. t); F, bedeutet jeweils, dass über alle i Wirtschaftszweige summiert wird. Regionalfaktor = 1: gleiches Wachstum der Region wie im Gesamtraum. Regionalfaktor < I: geringeres regionales Wachstum, Regionalfaktor > 1: stärkeres regionales Wachstum. Wenn die Wirtschaftsstruktur der Region mit der gesamtwirtschaftlichen identisch ist, hat der Strukturfaktor den Wert
1. Die Gesamtbeschäftigtenzahlen der Region wachsen schneller (trotz gleichbleibenden Anteils der Wirtschaftszweige), wenn überdurchschnittlich viele wachsende Wirtschaftszweige vertreten sind; der Strukturfaktor ist dabei größer als
1. Der Standortfaktor nimmt die Wachstumsunterschiede der einzelnen Wirtschaftszweige in der Region gegenüber dem Gesamtraum auf. Aus einem Standortfaktor größer 1 kann man nicht unmittelbar auf besondere Standortvorteile schließen. Man muss die Gründe untersuchen (Standortfaktoren) und gleichzeitig berücksichtigen, dass die an verschiedenen Standorten produzierten Güter auch des gleichen Wirtschaftszweigs unterschiedlich sind, sich insbes. in ihrem Alter (im Produktzyklus) unterscheiden. Der Standortfaktor nimmt die Wachstumsunterschiede der einzelnen Wirtschaftszweige in der Region gegenüber dem Gesamtraum auf. Aus einem Standortfaktor größer 1 kann man nicht unmittelbar auf besondere Standortvorteile schließen. Man muss die Gründe untersuchen (Standortfaktoren). d) Zur Erfassung räumlicher Interaktionen (z.B. Pendelbewegungen, Verkehrsströme) dienen Gravitation- und Potentialmodelle. Gravitationsmodell:
Das Potentialmodell betrachtet den Ein fluss aller anderen Raumpunkte auf einen gegebenen Raumpunkt.
Potentialmodell (einfachste Formulierung):
e) Die regionale Input-Output-Analyse und die Industriekomplex-Analyse (Standortfaktoren) erfassen regionale Wirtschaftsverflechtungen. Literatur: Müller, J. (1983). Akademie für Raumforschung und Landesplanung (1973/75). Müller, J.H. (1973) Regionalentwicklung Verwandlung der Regionen einer Volkswirtschaft im Zuge sich ändernder räumlicher - Arbeitsteilung, des sektoralen Strukturwandels in den verschiedenen Regionen (Veränderung der - Raumstruktur). Sektorzyklen werden von Innovationen ausgelöst, überlagern sich und schlagen sich unterschiedlich in den einzelnen Regionen nieder, wobei historische Bedingungen wichtig sind (evolutorische Ökonomik). Sind alternde Sektoren mit alten Großunternehmen und Gütern am Ende ihres Produktzyklus bestimmend, wird auch der Lebenszyklus der Region in Stagnation und Schrumpfung übergehen (altindustrielle Gebiete). Ob durch die Flexibilität dynamischer Produktionssysteme (regionale Netzwerke mit vielen innovationsfreudigen Klein-und Mittelbetrieben und laufenden Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten) der Entwicklungstrend einer Region ständig überdurchschnittlich positiv sein kann oder ob Sektorzyklen im Zeitablauf immer mit einer Diffusion der Entwicklung über zusätzliche Regionen (von den Innovationen »ausbrütenden« Verdichtungsräumen in die Peripherie) verbunden sind, die bei Verlust der Anpassungsflexibilität in der anfangs führenden Region letztlich dort zur Stagnation führt, ist theoretisch und empirisch noch ungeklärt. Die innovationsorientierte - Regionalpolitik versucht, die Auswirkungen auslaufender Sektorzyklen (alter Industrien) auf die Regionalentwicklung durch die Schaffung optimaler Bedingungen für die Initiierung neuer Zyklen durch dynamische Unternehmer aufzufangen. Literatur: Ciciotti, E., Alderman, N., Thwaites, A. (1990). Markusen, A. (1985)
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