(financial analysis) Unter Finanzanalyse wird die Untersuchung der Jahresabschlüsse der Unternehmungen sowie der Geschäftsberichte und gegebenenfalls der Börsenkurse sowie sonstiger Informationen durch Außenstehende verstanden. Sie hat zum Ziel, Aussagen über die Finanzlage der Unternehmung zu machen. Sie wird von Kapitalgebern für Entscheidungen über die Kreditgewährung, von Kapitalanlagegesellschaften fürAnlageentscheidungen, von Anlageberatern und Wirtschaftsjournalisten in Erfüllung ihrer Dienstleistungsfunktionen, von Kunden und Lieferanten im Hinblick auf die Bonität der Unternehmung sowie von Konkurrenten zur Untersuchung der Marktstellung vorgenommen. Zum Zwecke der Finanzanalyse wird das Ausgangsmaterial durch Bereinigung, Ergänzung und Aufgliederung sowie Umgruppierung und Verdichtung unter dem Gesichtspunkt des der Untersuchung zugrundeliegenden Zieles vorgenommen. Dabei kann zwischen einer Finanzstrukturanalyse und einer Finanzflußanalyse unterschieden werden. Wird der Aufbau oder Zustand des Kapitals, des Vermögens und der Liquidität in absoluten und relativen Kennzahlen untersucht, so wird von einer Finanzstruktur-analyse (Kapitalstruktur, Vermögensstruktur, Liquiditätsgrad) gesprochen. Sie kann auch als statische Finanzanalyse bezeichnet werden. Wird dagegen der Ablauf oder die Veränderung von Bilanzgrößen untersucht, so wird von Finanzflußrechnung (cash flow, Kapitalflußrechnung) gesprochen. Sie kann auch als dynamische Finanzanalyse bezeichnet werden.
Die Finanzanalyse befaßt sich mit der Gewinnung und Verarbeitung spezieller Informationen über Finanzierungsinstrumente, Finanzmärkte und Unternehmen. Nach Buchner können z. B. von folgenden Interessenten Finanzanalysen mit nachstehenden Zwecken vorgenommen bzw. veranlaßt werden: von Kapitalgebern (Kreditinstituten, Versicherungen, Lieferanten u. a.) für Entscheidungen über Kreditgewährung, prolongation und aufkündigung, von Kapitalgebern (Kreditinstituten, Versicherungen, Kapitalanlagegesellschaften u. a.) für Kapitalanlageentscheidungen, von Privatpersonen bzw. Unternehmen, die am Erwerb von Unternehmen bzw. Unternehmensteilen interessiert sind, von Anlageberatern (einschließlich Wirtschaftspresse) in Erfüllung ihrer Dienstleistungsfunktionen, von (potentiellen) Kunden im Hinblick auf die langfristige Lieferfähigkeit von Lieferanten, von Konkurrenten zur Untersuchung der eigenen Marktstellung (Buchner, Grundzüge der Finanzanalyse, München 1981). Die Finanzanalyse hat im Laufe der Zeit ihr Auf gabengebiet erheblich erweitert. Während sie früher im wesentlichen als Bilanzanalyse (Finanzflußanalyse, Cashflow-Analyse Kapitalflußrechnung) Bedeutung hatte, bildet heute die Aktienmarktanalyse (technische Analyse des Aktienmark tes zur Entdeckung von Kauf oder Verkaufssignalen) ergänzt um die Ak tienanalyse (Fundamentalanalyse zur Ermittlung des inneren Wertes der Aktien) einen wesentlichen Baustein der Finanzanalyse Darüber hinaus kann man die (methodisch noch über die Bilanz analyse hinausgehende) Kreditwür digkeitsanalyse für externe Informa tionsbedürfnisse und die Liquiditäts analyse als internes Kontroll und Planungsinstrument zur Finanzanalyse rechnen.
Untersuchung einer Kapitalanlage (z. B. Kauf von Effekten, Kredithingabe, Zeichnung von Anteilen einer Unternehmung etc.) auf ihre mögliche Vorteilhaftigkeit bzw. Unvorteilhaftigkeit. Sie dient als Entscheidungsgrundlage für die Durchführung/Unterlassung von Investitionen oder Desinvestitionen. Die Finanzanalyse im Zusammenhang mit dem Erwerb von Aktien erfolgt auf Basis der Fundamentalanalyse und/oder Chartanalyse. Bei Anleihen, Commercial Papers und CD\'s spielen Rating und Duration eine große Rolle. Vor der Kreditvergabe schließlich steht die Kreditwürdigkeitsprüfung. Finanzanalyse wird unternehmensextern (Kapitalanleger, Banken, Finanzanalysen, Konkurrenz etc.) und unternehmensintern betrieben. Materielle Basis sind Bilanz, GuV und sonstige Daten (z. B.: Umsatz, Auftragslage, Investitionsplanung). Analyseschwerpunkte sind:
* Kapital-/Vermögensstruktur und Kapitalfluß (Mittelherkunft und -verwendung),
* Periodenerfolg (Herkunft und Verwendung).
Methoden und Techniken finden sich in einer Vielzahl von Rechenwerken (Bilanzanalyse; Kennzahlenanalyse; Kreditwürdigkeitsprüfung; Kapitalflußrechnung, wie z. B. Bewegungsbilanz, Funds Statement, Cash Flow Statement; Finanz-, Liquiditäts-, Investitionsplanung) ihren Niederschlag.
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