(engl. demand, demand curve, quantity demanded) Die Nachfragefunktion ist die Darstellung der Abhängigkeit nachgefragter Mengen von verschieden hohen Preisen. Kurz: die nachgefragte Menge ist eine Funktion des Preises, d.h. von ihm abhängig. Normalerweise verläuft die Nachfragefunktion in der Weise, daß mit fallenden Preisen für ein Gut eine immer höhere Menge am Markt nachgefragt wird.
Die Nachfragefunktion stellt den formalen Zusammenhang zwischen der Nachfrage nach einem Gut und den Determinanten der Nachfrage dar.
Nachfragefunktionen der mikroökonomischen Theorie sind:
- die Preisabsatzfunktionen und
- die einkommensabhängigen Nachfragefunktionen.
Die Preisabsatzfunktionen betrachten die Nachfrage als Funktion des Preises; dabei werden unterschiedliche Verläufe diskutiert.
Die zweite Gruppe von Nachfragefunktionen stellt den Zusammenhang zwischen der Nachfrage nach einem Gut und dem Einkommen her. Dieser Zusammenhang findet erstmals in dem Engel’schen Gesetz seinen Niederschlag. Dieses besagt, dass die Nahrungsmittelausgaben mit steigendem Einkommen des Haushaltes prozentual weniger steigen als die Gesamtausgaben. Die funktionale Beziehung zwischen den Verbrauchsausgaben für eine bestimmte Güterart und dem Einkommen wird heute allgemein als Engel-Kurve bezeichnet (vgl. Varian, 2001, S. 92f).
Unter Nachfrage (auch Marktnachfrage) wird die Summe aller individuellen Nachfragemengen nach Waren (Güter), Dienstleistungen oder Produktionsfaktoren auf Güter bzw. Faktormärkten verstanden. Neben den individuellen Einkommen, Bedürfnissen ( Bedarf, Bedürfnis), Erwartungen und der Anzahl der Einzelnachfrager ist es insbesondere der Preis (Preisbildung), der die Einzel und Gesamtnachfrage am Markt beeinflusst. Werden alle übrigen Einflussgrößen konstant gehalten (r ceteris paribus, kurz: c. p.) und die Nachfrage als lediglich von Preisänderungen abhängig betrachtet, ergibt sich der in der Abbildung dargestellte normale Verlauf einer Nachfragekurve (auch Preis bsatz Funktion genannt). Die Nachfragekurve fällt, weil c. p. niedrigere Preise zu einer größeren Nachfragemenge führen. Sofern sich eine der übrigen Einflussgrößen ändert, verschiebt sich die Kurve. Das Ausmaß der mengenmäßigen Nachfrageänderung infolge einer Preisänderung hängt von der Elastizität der Nachfrage ab. Auf dem Markt wird die Nachfrage mit dem Angebot zusammengeführt.
Die Nachfragefunktion eines Wirtschaftssubjektes nach einem Gut: Algebraische Form einer Hypothese über den Zusammenhang zwischen mengenmässiger Nachfrage nach einem Gut x und dem Preis p dieses Gutes, d.h. x = f (p). Es gilt hierbei die Ceteris-paribus-Klausel, d.h. Einkommen, Präferenzen des Wirtschaftssubjektes sowie die Preise der anderen Güter p2, P3, ..., pm werden äls konstant unterstellt. Die Nachfragefunktion wird aus den Indifferenzkurven abgeleitet. Graphisch lässt sie sich in einem Preis-Mengen-Koordinatensystem als Nachfragekurve darstellen. Sie fällt im allgemeinen von links oben nach rechts unten, d.h. mit sinkendem Preis steigt die nachgefragte Menge und vice versa. Ausnahmen hiervon stellen Giffen-Güter und Prestige-Güter (Veblen-Effekt) dar. Die Nachfrage nach einem Gut wird einerseits begrenzt durch den Prohibitivpreis pp, also denjenigen Preis, zu dem die Nachfrager gerade nicht mehr bereit sind, das betreffende Gut nachzufragen (d.h. die nachgefragte Menge x beträgt 0), und andererseits durch die Sättigungsmenge xs, nämlich jene Menge, die das Wirtschaftssubjekt bei einem Preis von Null nachfragt.
Siehe auch Preis-Absatz-Funktion, Konsum,
1. Die gewöhnliche Nachfragefunktion eines Haushalts für ein Gut i gibt an, wieviel der nutzenmaximierende Haushalt von dem Gut i bei alternativen Preisen aller Güter und alternativem Einkommen jeweils nachfragen wird:
Nachfragefunktionen sind homogen vom Grade 0 in den Preisen und dem Einkommen. Wie die nachgefragte Menge des Gutes i mit den Preisen und dem Einkommen variiert, wird durch die direkte Preiselastizität der Nachfrage, die Kreuz-Preis-Elastizitäten und die Einkommenselastizität der Nachfrage bestimmt. Stellt man die Nachfragefunktion für ein Gut Nr. 1 für gegebene Preise der übrigen Güter und gegebenes Einkommen grafisch dar, erhält man eine Nachfragekurve (Abb. 1). Die Kurve, die grafisch aus den Indifferenzkurven des Haushalts herleitbar ist, hat normalerweise eine negative Steigung. Ausnahme: Nachfragekurven für GIFFEN-Güter.
2. Die kompensierte Nachfragefunktion oder HICKSsche Nachfragefunktion eines Haushalts gibt an, wie die nachgefragte Menge eines Gutes i mit den Preisen variiert, wenn dabei das Nutzenniveau (hypothetisch) konstant gehalten wird:
Zur Aufrechterhaltung des vorgegebenen Nutzenniveaus bei variierenden Preisen sind kompensierende Einkommenszahlungen erforderlich.
3. Die Nachfragefunktion eines Unternehmens für einen Input gibt die Nachfrage als Funktion des Produktpreises und aller Faktorpreise an (Faktornachfrage).
4. Durch Aggregation der individuellen Nachfragefunktionen für ein bestimmtes Gut oder einen Input erhält man die Gesamt- oder Marktnachfragefunktion für das Gut bzw. den Input.
5. Gesamtwirtschaftliche Nachfragefunktion: a) In makroökonomischen Modellen aus den Funktionen für Konsum-, Investitions-, Staatsnachfrage und Außenbeitrag hergeleitete Funktion zur Erklärung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage Y„. Im einfachsten keynesianischen Modell der geschlossenen Volkswirtschaft mit konstantem Preisniveau und der Konsumfunktion C = a + b • Y sowie exogen gegebenen Investitionen I = I" ist die Nachfragefunktion linear mit dem Absolutglied a + IeX und der Steigung b: Y„=(a+Ie%)+b•Y. Sie ist Baustein zur Ermittlung des Gleichgewichtseinkommens. b) Makroökonomische Beziehung, die jedem gesamtwirtschaftlichen Preisniveau diejenige Höhe der realen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zuordnet, die den Gütermarkt räumt und Gleichgewicht auf dem Geldmarkt impliziert. Sie kann aus dem HANSEN-HICKS-Diagramm hergeleitet werden (Abb. 2), das die IS-Funktion und die LM-Funktion enthält. Die so erhaltene DD-Funktion erlaubt zusammen mit der aus den Angebotsbedingungen herzuleitenden gesamtwirtschaftlichen Angebotsfunktion die Bestimmung der gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts-Konstellation von Einkommen und Preisniveau. R.L.
Literatur: Linde, R. (1992). Felderer, B., Homburg, S. (1994)
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