Massstab für die Preisentwicklung typischer Güter der Lebenshaltung von Durchschnittshaushalten (z.B. alle privaten Haushalte oder 4-Personen-Arbeitnehmerhaushalte). Die auf der Laspeyres-Formel beruhenden Preisindexsteigerungsraten würden aber nur dann zuverlässige Informationen über die reine Verteuerung der Lebenshaltung liefern, wenn neben den Quantitäten auch die Qualitäten der im Wägungsschema des Basisjahres enthaltenen Güter unverändert blieben (Inflationsmessung). Bei quantitativen und qualitativen Veränderungen in der Struktur der tatsächlich gekauften Güterbündel ergibt sich i. d. R. eine leichte Übertreibungstendenz der Preisindexsteigerungsraten (Laspeyres-Effekt), so dass der Preisindex für die Lebenshaltung von Zeit zu Zeit umbasiert, d. h. auf ein aktualisiertes Wägungsschema umgestellt wird. Andererseits kann die am Preisindex für die Lebenshaltung gemessene Inflationsrate das tatsächliche Ausmass des Preisanstiegs auch untertreiben, sofern tatsächlich eingetretene Preissteigerungen nicht korrekt erfasst werden. In diesem Fall spricht man im Gegensatz zur offenen Inflation auch von versteckter (verdeckter) Inflation.
Literatur: Neubauer, W., Preisindex der Lebenshaltung, in: HdWW, Bd. 6 (1981), S. 213 ff. Preisindexierung —Indexierung, Preisanpassungsklausel
konjunktur- und verteilungspolitisch wichtige Kennziffer zur Messung der durchschnittlichen Preisentwicklung. Der Index erfaßt mehr als 200 000 Preisnotierungen von 751 für private Haushalte in Betracht kommende Waren und Dienstleistungen. Er wird für folgende Haushaltstypen berechnet (die Ausgaben beziehen sich auf das Basisjahr 1985): a) alle privaten Haushalte (2,3 Personen, monatliche Verbrauchsausgaben: 3 105 DM, 751 Indexpositionen = Zahl der im Index berücksichtigten verschiedenen Waren und Dienstleistungen); b) Angestellten- und Beamtenhaushalte mit höherem Einkommen (städtische Haushalte, zwei Erwachsene, zwei Kinder, darunter mindestens ein Kind unter 15 Jahren, monatliche Verbrauchsausgaben: 4 964 DM); c) Arbeitnehmer- und Angestelltenhaushalte mit mittlerem Einkommen (städtische Haushalte, zwei Erwachsene, zwei Kinder, darunter mindestens ein Kind unter 15 Jahren, monatliche Verbrauchsausgaben: 3 044 DM); d) Renten- und Sozialhilfeempfänger-haushalte mit geringem Einkommen (zwei ältere Erwachsene, monatliche Verbrauchsausgaben: 1 526 DM. Die Konstruktion des Index erfolgt nach der Methode von LASPEYRES (Indextheorie). Der zugrunde gelegte Warenkorb wird in seiner mengenmäßigen Zusammensetzung über eine Reihe von Jahren hinweg als konstant angenommen. Der jeweilige Warenkorb der typisierten Haushalte wird auf der Grundlage amtlicher Erhebungen über die Verbrauchsstruktur privater Haushalte festgelegt (Einkommens- und Verbrauchsstichproben). Zur Kontrolle dienen die sog. laufenden Wirtschaftsrechnungen, welche die mehrjährigen Aufzeichnungen über Einnahmen und Ausgaben ausgewählter und der obigen Typisierung entsprechender privater Haushalte enthalten. Die Unterlagen ermöglichen die Aufgliederung des Ausgabenvolumens der einzelnen Haushaltstypen in verschiedene Komponenten (vgl. Tab.).
Die Anteile der Warengruppen sind im Zeitablauf einem erheblichen Wandel unterworfen. Zudem haben die Haushalte auf Grund steigender Einkommen die Möglichkeit, ihren Konsum insgesamt zu erhöhen, so dass sich der Warenkorb auch im Niveau verändert. Schließlich werden im Zuge des - technischen Fortschritts bestimmte Güter ganz oder teilweise aus dem Warenkorb verdrängt und durch neue Produkte ersetzt. Hieraus folgt die Problematik dieser Indexkonstruktion: Die Annahme eines konstanten Warenkorbes (also des Kaufs gleicher Mengen von bestimmten, qualitativ unveränderten Güterarten) wird um so unrealistischer, je weiter das Basisjahr zurückliegt. Die amtliche Statistik versucht, diesem Problem durch laufende Neuberechnungen des Warenkorbes zu begegnen (für die BRD: 1950, 1958, 1962, 1970, 1976, 1980, 1985, 1995).
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