Als Verzinsungsbasis zur Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen dienen
bei den abnutzbaren Gegenständen des Anlagevermögens kalkulatori-
sche Restwerte oder kalkulatorische Durchschnittswerte.
Bei der Restwertverzinsung ermittelt man die kalkulatorischen Zinsen auf
der Grundlage der im Zeitablauf fallenden Restwerte. Folge:
Die kalkulatorischen Zinsen nehmen im Lauf der Zeit ab.
Bei der Durchschnittswertverzinsung dient das durchschnittlich gebunde-
ne Kapital, die Hälfte des Ausgangswerts, als Bezugsbasis. Dann sind
die kalkulatorischen Zinsen im Zeitablauf konstant.
Problem:
(1) Die Restwertverzinsung hat zwar den Vorteil, die effektive Kapitalbin-
dung des abnutzbaren Anlagevermögens in etwa wiederzugeben, sie
belastet aber die einzelnen Abrechnungsjahre ungleichmäßig. In der
Praxis findet man daher überwiegend die Durchschnittswertmethode,
die nicht nur zu einer gleichmäßigen Zinsbelastung der Nutzungsjahre
führt, sondern auch einfacher anzuwenden ist.
(2) In beiden Fällen errechnet man kalkulatorische Zinsen, die zu den
Fixkosten gehören. Verfügt der Betrieb über eine Teilkostenrechnung,
ist das gewählte Verfahren weniger wichtig, denn die (entscheidungs-)
relevanten Kosten (die variablen Kosten) bleiben unbeeinflußt. Das ist
anders bei einem Betrieb mit Vollkostenrechnung:
Hier ergeben sich, hat man die Restwertverzinsung gewählt, anfäng-
lich vergleichsweise hohe und am Ende der Nutzungsdauer relativ ge-
ringe kalkulatorische Zinskosten je Leistungseinheit.
Beispiel:
Eine Maschine im Wert von 500 000 DM wird angeschafft und linear über
5 Jahre abgeschrieben. Einen Liquidationserlös am Ende der fünfjährigen
Nutzungsdauer erwartet man nicht. Der kalkulatorische Zinsfuß beträgt
10 %.
Restwertverzinsung:
Man ermittelt Jahr für Jahr den durchschnittlichen Restwert; er steht in
der Mitte zwischen dem Restwert zum Jahresanfang und dem Restwert
zum Jahresende.
Durchschnittswertverzinsung:
Man ermittelt das über die Gesamtnutzungsdauer durchschnittlich gebun-
dene Kapital; es beläuft sich auf 250 000 DM.
Grafik: Restwert sinkt im Zeitablauf, Durchschnittswert bleibt gleich
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Restwert (DM) kalk. Zinsen (10 %)
Jahr Jahres Jahres- Restwert- Durchschnitts-
anfang Jahresende durchschnitt verzinsung wertverzinsung
(DM/Jahr) (DM/Jahr)
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1 500 000 400 000 450 000 45 000 25 000
2 400 000 300 000 350 000 35 000 25 000
3 300 000 200 000 250 000 25 000 25 000
4 200 000 100 000 150 000 15 000 25 000
5 100 000 0 50 000 5 000 25 000
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kalkulatorische Zinsen insgesamt: 125 000 125 000
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Übers.: Restwertverzinsung führt zu fallenden kalkulatorischen Zinsen, Durchschnittswertverzinsung ergibt konstante kalkulatorische Zinsen.
Methoden zur Ermittlung des Wertansatzes für das abnutzbare Anlagevermögen bei der Berechnung der kalkulatorischen Zinsen. Bei der Restwertverzinsung werden die Zinsen vom kalkulatorischen Restwert am Ende der jeweiligen Abrechnungsperiode berechnet. Die kalkulatorischen Zinsen nehmen also im Laufe der Zeit mit den Restwerten ab. Bei der Durchschnittswertverzinsung berechnet man die Zinsen vom halben Ausgangswert, denn dieser ist während der gesamten Nutzungsdauer des Anlagegutes (bei linearer Abschreibung) durchschnittlich im Betrieb gebunden. Hier sind die kalkulatorischen Zinsen im Laufe der Zeit konstant soweit die Ausgangswerte nicht neu bewertet werden. Fixkostencharakter haben die kalkulatorischen Zinsen jedoch i. d. R. nach beiden Methoden, denn die verrechneten Zinsen stehen in keiner Abhängigkeit vom Beschäftigungsvolumen der jeweiligen Periode. Die Zinsen auf das -Umlaufvermögen können allerdings teilweise proportional sein. Graphisch ergibt sich folgendes Bild für die kalkulatorischen Zinsen im Zeitablauf bei den beiden Methoden (vgl. Abb.). Für welche Methode sollte sich der Kostenrechner entscheiden? Diese Frage ist eindeutig zugunsten der Durchschnittsmethode zu beantworten, denn sie hat einmal den Vorteil der einfacheren Berechnung und entspricht zum anderen mit der gleichmässigen Zinsverrechnung dem auch bei anderen Kostenarten mit ungleichmässigem Anfall anzutreffenden ‚Egalisierungsbestreben\'. Die Restwertmethode führt dagegen dazu, dass die Stückkosten im Falle einer Vollkostenrechnung bei völlig gleichen Produktionsbedingungen von Jahr zu Jahr fallen. Damit sind die kalkulatorischen Zinsen (gemäss der Durchschnittsmethode) nach folgendem Berechnungsschema zu ermitteln: betriebsnotwendiges Anlagevermögen (a) nicht abnutzbare Teile (zu kalkulatorischen Ausgangswerten) (b) abnutzbare Teile (zu halben kalkulatorischen Ausgangswerten) + betriebsnotwendiges Umlaufvermögen (zu kalkulatorischen Mittelwerten) = betriebsnotwendiges Vermögen = betriebsnotwendiges Kapital Literatur: Haberstock, L., Kostenrechnung I, Einführung, 9. Aufl., Hamburg 1993. Haberstock, L., Kostenrechnung II, (Grenz-)Plankostenrechnung, 7. Aufl., Hamburg 1986. Haberstock, L., Grundzüge der Kosten- und Erfolgsrechnung, 4. Aufl., München 1993.
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