Materialkontrolle
Ein so komplexes, von Interdependenzen zwischen den einzelnen Artikeln durchzogenes Gebilde wie das Sortiment eines Handelsunternehmens ist sehr schwierig zu kontrollieren, muss andererseits aber ständig in möglichst kurzen Zeitabständen kontrolliert werden. Die Zuverlässigkeit der Kontrolle läßt sich erheblich steigern, wenn nicht nur betriebsinterne Zahlen, sondern auch ein überbetrieblicher Betriebsvergleich existieren. Die Sortimentskontrolle hat festzustellen, ob sich das Sortiment im Einklang mit der Nachfrage der Kunden, also im Sortimentsgleichgewicht, befindet und ob die Sortimentsleistung mit einem wirtschaftlich vertretbaren Einsatz von Betriebsfaktoren, also mit vertretbaren Kosten erbracht wird. Die Instrumente der Sortimentskontrolle sind (Marketingkontrolle, Handelscontrolling): Die betriebswirtschaftliche Kontrolle. Sie umfaßt im einzelnen: Die Kontrolle des Umsatzes, dessen Entwicklung erste Anhaltspunkte dafür gibt, ob ein Sortiment überhaupt marktkonform gestaltet wurde. Sie muss unterteilt werden in: Kontrolle der Entwicklung des Gesamt- umsatzesdcs Handelsunternehmens, Kontrolle der Umsatzentwicklung der einzelnen Sortimentsbereicbe und deren Anteil am Gesamtumsatz. Sie gibt Auskunft darüber, ob die Sortimentsstruktur stimmt. Technisch könnte man mit Hilfe der EDV die Anteile aller Artikel am Gesamtumsatz feststellen. Bei größeren Sortimenten mit mehreren tausend Artikeln wäre der Arbeitsaufwand für die Auswertung der Zahlen jedoch zu hoch. Man beschränkt sich deshalb in der Praxis auf die Kontrolle der Umsatzanteile von Warenbereichen oder Warengruppen. Nur selten und für begrenzte Zeit werden einzelne Artikel kontrolliert. Kontrolle der Handelsspanne, gleichfalls einmal für das gesamte Sortiment und dann für einzelne Sortimentssbereiche. Diese Kontrolle ist aufwendiger als die Umsatzkontrolle, liefert jedoch wertvolle Erkenntnisse über die Ertragsstärke der einzelnen Sortimentsbereiche und führt zu Entscheidungen über eine Veränderung der Artikelzahl oder eine Veränderung der einem Sortimentsbereich eingeräumten Verkaufs- oder Lagerfläche. Kontrolle von Kennziffern, insb.: Lagerumschlag, auch Umschlagshäufigkeit des Warenbestandes genannt. Der Wareneinsatz eines bestimmten Zeitraumes wird durch den durchschnittlichen Warenbestand geteilt. Je schneller sich ein Sortiment oder ein Sortimentsbereich Umschlägen, desto geringer ist der erforderliche Warenbestand, der ja finanziert werden muss und Verkaufs- oder Lagerfläche beansprucht. Durchschnittlicher Einkaufsbetrag („Einkaufsbon“) pro Kunde. Der Tages- oder Wochenumsatz wird durch die Zahl der Kunden, die im entsprechenden Zeitraum kauften, geteilt. Dass zwischen der Einkaufssumme pro Einkauf und dem Sortiment ein enger Zusammenhang besteht, zeigt die Tatsache, dass der durchschnittliche Einkaufsbetrag mit der Größe der Verkaufsfläche zunimmt. Auf einer größeren Verkaufsfläche kann man ein größeres Sortiment zeigen und deshalb auch pro Kunde mehr verkaufen. Ein unter dem Durchschnitt liegender Einkaufsbetrag weist auf Sortimentsmängel hin. Die Limitrechnung, die von der Zielsetzung für Umsatz und Handelsspanne und dem geplanten Lagerumschlag ausgehend einen Soll-Lagerbestand ermittelt, der für den Wareneinkauf maßgebend ist. Die Limitrechnung birgt jedoch die Gefahr in sich, dass Ladenhüter den Lagerbestand hoch halten und den Einkauf beschränken. Auf längere Sicht kann dadurch ein Sortiment veröden und unaktuell werden. Die Kontrolle der Artikelzahl: Sie wurde von Seyffert ausführlich dargestellt, wird in der Praxis jedoch kaum angewandt. Das hängt wohl damit zusammen, dass es keinen aussagefähigen, nach Branchen gegliederten Betriebsvergleich gibt. Kennzahlen zur Sortimentsbreite: Zahl der geführten Sorten und Artikel (die Sorte ist der Oberbegriff für Artikel und kann aus einer größeren Zahl von Artikeln bestehen, z.B. die Sorten Herren-Ober- hemd, die sich nach Schnitt, Kragenform, Größe, Dessin, Qualität in eine Vielzahl von Artikeln gliedert. Diese Kennzahl gibt über Breite und Tiefe eines Sortiments Auskunft. Kennzahlen zur Lagerhaltung: Sortimentsstückzahl: Zahl aller Lagerstücke eines Handelsunternehmens, Sortenstückzahl: Zahl aller Lagerstücke einer Sorte, Artikelstückzahl: Zahl der Lagerstücke eines Artikels. Diese Kennzahlen geben Hinweise auf die Mächtigkeit des Sortiments, einzelner Sorten und Artikel. Sortimentsdurchschnittskennzahlen: Artikeldichte: die durchschnittliche Artikelzahl pro Sorte, durchschnittliche Sortenstückzahl: Sortimentsstückzahl durch Sorten geteilt, Artikelstückzahl: Sortimentsstückzahl durch Artikel geteilt. Die Warengruppen-Analyse Die Warengruppen-Analyse ermittelt mit Hilfe der Werte Kalkulationsaufschlag oder Handelsspanne, Umschlagshäufigkeit und Umsatzanteil die Ertragskraft einzelner Warengruppen. Sie kann auch für einzelne Artikel durchgeführt werden. Die Analyse der Raumnutzung Die Analyse der Raumnutzung stellt dem Umsatz eines Sortimentsbereiches oder einer Warengruppe die ihm zur Verfügung gestellte Verkaufsfläche gegenüber. Auf diese Weise wird die Verkaufsflächen-Produktivität je Sortimentsbereich gemessen. Die Ergebnisse dieser Kontrolle können dazu führen, dass einem Sortimentsbereich mit sehr hoher Flächenproduktivität mehr Verkaufsfläche, einem mit niedriger Produktivität weniger zugeteilt werden. Besonders für in Selbstbedienung angebotene größere Sortimente ist diese Kontrolle von Bedeutung. DieKundenlau}Studie Die Kundenlaufstudie überprüft, ob die Wa- rengruppen-Anordnung und die Warenpräsentation bei in Selbstbedienung angebotenen Sortimenten stimmen. Vor allem für größere Verkaufsflächen, bei denen die Kundenführung durch die Warengruppen-An- ordnung sehr schwierig ist, hat diese Kontrolle große Bedeutung.
Literatur: Oehme, W., Die Führung vertriebsformenheterogener Sortimente nach dem Profit- Center-Konzept, in: Thexis, Heft 1 (1988), S. 20 ff. Seyffert, R., Wirtschaftslehre des Handels, 5. Aufl., Opladen 1972.
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