Eine Form der Investitionsstrategie für eine SGE (oder ein Produkt), die auf ein Wachstum des Umsatzes und/oder der Absätze und/oder des Marktanteils abzielt. Es werden verschiedene Wachstumsstrategien unterschieden. ANSOFF unterscheidet beispielsweise nachstehende Wachstumsstrategien:
(1) Marktdurchdringungsstrategie,
(2) Marktentwicklungsstrategie,
(3) Produktentwicklungsstrategie und
(4) Diversifikationsstrategien.
(Siehe auch: Investitionsstrategie)
Das unternehmerische Wachstum bildet einen traditionellen Gegenstand des Strategischen Marketing und genereller der Unternehmensforschung. Entsprechend finden sich Ãœberlegungen zu Wachstumsstrategien in vielfachen Basiswerken der Literatur zur Strategieforschung. Hervorzuheben sind die Werke von Penrose (1959) oder Ansoff (1979), letzterer mit der heuristischen Grundlagenkonzeption von Wachstumsstrategien entsprechend den Alternativen der ProduktTMarkt-Matrix, d.h. Marktdurchdringung, Marktentwicklung, Produktentwicklung und Diversifikation (Ansoff-Matrix). Daneben bildet das unternehmerische Wachstum ein explizites oder implizites Ziel vielfacher praktische Analyseinstrumente, wie etwa der Portfolio-Analyse.
In der Mehrheit der Untersuchungen stehen externe, d.h. durch marktlichen Konkurrenzdruck induzierte Wachstumsstrategien bzw. -muster im Vordergrund. So hat das Buch »Grow to be Great« von Gertz/Baptista (1995) für Aufsehen gesorgt, als es gleichsam als Reaktion auf die Lean-Management-, Downsizing- und Reengi-neering-Debatte auf die Grenzen von Schrumpfungsprozessen hinwies und in letzter Konsequenz eine ständige Überprüfung der Wachstumsstrategie postuliert. Entgegen der Fülle von Untersuchungen zu extern induzierten Wachstumsstrategien bzw. -mustern liegt im Bereich der intern induzierten Wachstumsstrategien bzw. -muster ein großes Forschungsdefizit vor, obwohl offensichtlich ist, dass Unternehmen nicht nur durch die Umwelt zum Wachstum getrieben werden, sondern gerade interne Strukturen oder das Management das Wachstum vorantreiben und Wachstumsstrategien evozieren (vgl. Scholz, 2000b, S. 204ff.).
Siehe Ansoffsche Matrix der Marketingstrategien
Für viele Unternehmen ist Wachstum notÂwendig zum Ãœberleben, um interne OrganiÂsationsveränderungen und Anpassungen an den Markt leichter durchzuführen (MarÂketingziele). Abb. 1 zeigt die drei grundleÂgenden Optionen für Wachstumsstrategien. Aus seinem lfd. Geschäft heraus kann ein Unternehmen intensive WachstumsstrateÂgien verfolgen. Mit Ausdehnung in nahelieÂgende Geschäftsfelder kann ein UnternehÂmen integrative Wachstumsstrategien verfolgen. Mit Eindringen in andersartige Geschäftsfelder kann das Unternehmen di- versifikative Wachstumsstrategien verfolÂgen. Für die intensive Wachstumsstrategie gibt cs drei Grundoptionen, die sich aus der in Abb. 2 dargestellten Produkt-Markt-Matrix ergeben. Hier muss ein Unternehmen als erÂstes entscheiden, auf wclcher Bezugsbasis es sein Geschäft intensiv zum Wachstum füh Wird ein Wachstum mit gegenwärtigen ProÂdukten und auf gegenwärtigen Märkten geÂsucht, so liegt eine Marktdurchdringungs- strategie vor (Feld 1 in Abb. 2). Eine solche Strategie kann z.B. verfolgt werden, indem man für eine Marke die Anzahl der Nutzer oder aber die Nutzungsintensität pro Nutzer erhöht. Die Erhöhung der Anzahl der NutÂzer kann gesucht werden, indem: ren kann. Die Produkt- und die MarktanbinÂdung an das lfd. Geschäft charakterisieren diese Optionen. die Firma Nichtnutzer der ProduktkateÂgorie zur Produktnutzung bringt, indem sie sie von den Vorteilen des Produktes überÂzeugt, die Firma neue Untersegmente im gleichen Markt mit dem Produkt anspricht. So z. B. versucht Ferrero, ihre Kinderschokolade auch durch Erwachsene verbrauchen zu lasÂsen und die Firma Kunden der Wettbewerber für ihre eigene Marke gewinnt. Die Nutzungsintensität der Marken kann geÂsteigert werden durch: Anregung der Produktnutzung bei mehr Anlässen als zuvor (z.B. „Darauf einen Du- jardin“ oder „Ich trinke Jägermeister, weil eine umfangreichere Nutzung pro NutÂzungsanlaß (z. B. „Nimm 2“) und neue und vielfältigere Produktnutzungen, wie dies z.B. bei Lebensmittelprodukten durch Mitlieferung neuer Rezepturen und Vorschläge zur Menüzusammenstellung für die Hausfrau geschieht. Weiterhin kann bei der Marktdurchdrin- gungsstrategie das Wachstum durch eine Modifikation des Marketing-Mix gefördert werden, z.B. durch Preisänderungen, IntenÂsivierung der Distribution zur höheren Verfügbarmachung des Produktes, IntensiÂvierung der Verkaufsförderung, höheren Verkaufsdruck oder besseren KundenserÂvice. Auf der B asis seiner gegenwärtigen Produkte kann das Unternehmen auch nach neuen Märkten suchen, wo seine Produkte von Nutzen sein könnten. In diesem Falle verÂfolgt das Unternehmen die Marktentwick- lungsstrategie (Zelle 2). Eine solche Strategie kann z.B. beinhalten, dass das Marktgebiet geographisch ausgeweitet wird oder dass über andere Distributionskanäle grundsätzÂlich andere Märkte erreicht werden, wenn z.B. eine Restaurantkette wie Mövenpick über das Catering den Markt für Mahlzeiten von Fluggästen suchen würde. Das Unternehmen kann weiterhin auf der Basis seiner gegenwärtigen Märkte WachsÂtum mit neuen Produkten suchen. Dann liegt die Produktentwicklungsstrategie (Zelle 3) vor. Das Unternehmen kann hier seine ProÂdukte modifizieren oder auch völlig neue Produkte bringen (Innovations-Manage- ment). Dies kann erwirkt werden durch: Qualitätsverbesserungen, mit einer ErÂhöhung der funktionalen Leistung des ProÂduktes, z.B. eine höhere Haltbarkeit oder Zuverlässigkeit, Verbesserung oder Veränderung der AusÂstattungselemente des Produktes, z. B. neue Sicherheitseinrichtungen zum sichereren Gebrauch, oder von Ausstattungselementen, die die Anwendung des Produktes wesentÂlich bequemer machen, oder durch Veränderungen oder VerbesserunÂgen im Stil, die den ästhetischen Appeal des Produktes bei den Kunden erhöhen und mehr von ihnen vom Kauf dieser Marke überzeugen. Wird ein Wachstum mit neuen Produkten und neuen Märkten verfolgt (Zelle 4), dann liegt eine Diversifikationsstrategie vor (Diversifikation). Bezüglich der Reihenfolge bzw. KombinaÂtion dieser vier Optionen der WachstumsÂstrategie läßt sich eine „natürliche“ ReihenÂfolge bilden. Diese auch als Z-Strategie (Becker) bezeichnete Abfolge beginnt mit der Marktdurchdringung. Sie stellt die PlattÂform dar, von der aus die anderen Optionen ihren Ausgang nehmen. Die MarktentwickÂlung stellt die nachfolgende Strategie dar, da es aus Kostengründen zunächst naheliegt, für ein bereits vorhandenes Produkt neue Marktmöglichkeiten zu suchen. Nach AusÂschöpfung aller VermarktungsmöglichkeiÂten folgt die Marktentwicklungsstrategie, die als Innovationsstrategie die Basis für neue. Wettbewerbsvorteile schaffen soll. Die DiÂversifikation ist dann der letzte strategische Schritt, um bestehende Wachstumsgrenzen zu überwinden und einen Risikoausgleich zu schaffen. Das so beschriebene StrategiemuÂster ist allerdings nicht unabdingbar, UnÂternehmens- oder marktindividuelle VerÂhältnisse können zu einer abweichenden Reihenfolge der Strategien führen. Integrative Wachstumsstrategien liegen dann vor, wenn das Unternehmen in vor- oder nachgeschaltete Märkte vorstößt. Dies kann durch einen eigenständigen Aufbau der jeweiligen neuen Geschäftsbereiche erfolgen oder durch den Aufkauf dort bereits agierenÂder Unternehmen. Eine RückwärtsintegraÂtion liegt dann vor, wenn das Unternehmen einen oder mehrere seiner Zulieferer aufÂkauft oder aus eigener Kraft einen entspreÂchenden Geschäftsbereich aufbaut, um daÂmit nicht nur die eigene Versorgung, sondern oft auch die Belieferung anderer UnternehÂmen auf dem Markt zu übernehmen. Eine Vorwärtsintegration liegt dann vor, wenn das Unternehmen in die Geschäftsbereiche seiner belieferten Kunden vorstößt, entweÂder aus eigener Kraft oder durch Aufkauf entsprechender Unternehmen. Eine horiÂzontale Integration wird durch den Aufkauf eines oder mehrerer Wettbewerber im gleiÂchen Markt und möglicherweise durch eine größere Intensivierung ihrer bisherigen GeÂschäfte durch das Unternehmen bewirkt. F.B1.
Literatur:  Becker, ]., Marketing-Konzeption, Aufl., München 1992. Kotier, Pb.; Bliemel, F., Marketing Management, 7. Aufl., Stuttgart 1992.
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