(MUS) Unter dem Begriff werden alle betrieblichen Informations- und Kommunikationssysteme zusammengefasst, die das Management, also das Planen, Steuern, Kontrollieren und Organisieren eines Unternehmens, unterstützen. Die angebotenen Leistungen betrieblicher Informationssysteme lassen sich unterteilen in entscheidungsunterstützende und konventionelle Datenverarbeitungssysteme (vgl. Abb.). Zu letzteren zählen Administrationssysteme, die für die Verarbeitung von Datenmassen, wie sie auf den unteren Ebenen der Unternehmensverwaltung anfallen, konzipiert sind. Für diese klassischen betrieblichen Aufgaben der Massendatenverarbeitung, wie z. B. der Finanzbuchhaltung und der Lagerverwaltung, existieren heute eine Vielzahl ausgereifter Systeme. Ihre diesbezüglichen Ziele sind hier vor allem auf die Beschleunigung und/oder auf die Automatisierung des Datenverarbeitungsprozesses gerichtet, um auf diese Weise die Kosten zu senken, die Genauigkeit zu verbessern und den Datenzugriff zu beschleunigen. Auf der taktisch operativen Ebene gehen gewöhnlich sehr viele Daten in das Management ein. Die EDV hat hier die sehr wichtige und keinesfalls triviale Aufgabe, den am Planungsprozess Beteiligten schnellen Zugriff zu den richtigen Datenbeständen zu verschaffen, die benötigten Daten aufzubereiten und zu verdichten. Die Datenunterstützungssysteme bilden somit die (Informations-)Grundlage für weiterverarbeitende, entscheidungsunterstützende Systeme. Sie können allerdings auch direkt durch einen Anwender genutzt werden. Nicht so gut wie die administrativen lassen sich die entscheidungsunterstützenden Leistungen der EDV beurteilen. Hervorgegangen sind die sog. Entscheidungsunterstützungs- systeme (EUS) aus den Managementinformationssystemen (MIS). Sie gelten heute als Teil der umfassenderen Klasse der Managementunterstützungssysteme. Die Betonung liegt auf der Unterstützungsfunktion solcher Systeme. In einer Art Mensch-Maschine-Sym- biose dienen diese Systeme dazu, dort Unterstützung zu leisten, wo die menschliche Leistungsfähigkeit auf ihre Grenzen trifft und die formale Strukturierung mit Hilfe eines Computers einen Vorteil bedeutet. Nach dem Charakter der zu lösenden Aufgabe bzw. der zu treffenden Entscheidung müssen die Entschei- dungsunterstützungssysteme weiter unterteilt werden. • Bei den wohl-strukturierten Aufgaben ist das Leistungsniveau der EDV-Unterstüt- zung laufend verbessert worden. Es handelt sich hier um Aufgabenstellungen, wie sie sich überwiegend im Rahmen der operativen, zum Teil auch der taktischen, aber weniger des strategischen Managements ergeben. Beispiele für computergestützte Problemlösungen finden sich bei allen funktionalen Managementaufgaben, so etwa im Produktionsbereich (zur Lösung von Aufgaben der Bedarfs-, Kapazitäts- und Ablaufplanung), im Beschaffungsbereich (zur Bestelldisposition und Lagermengenplanung) und in vielen anderen betrieblichen Anwendungsbereichen. • Im Bereich der teil-strukturierten Aufgaben sind in den letzten Jahren ebenfalls grosse Fortschritte erzielt worden. Teilstrukturierte Probleme gliedern sich in eine wohlstrukturierte und in eine schlecht-strukturierte Komponente, deren Lösung i.d.R. menschlicher Fähigkeiten bedarf. In teilstrukturierten Problemsituationen sind Computersysteme nicht in der Lage, das menschliche Urteilsvermögen vollständig zu substituieren. Die Grundidee von Entscheidungsunterstützungssystemen, die zur Bearbeitung solchermassen gearteter Problemklassen konzipiert sind, ist der Versuch, in konsequenter Weise die Leistungsfähigkeit des Computers bei der Lösung wohlstrukturierter Probleme mit der Urteilsfähigkeit des Menschen bei der Behandlung schlecht-strukturierter Probleme in einer Art Symbiose zu verbinden. Ein Beispiel zur Lösung teilstrukturierter Probleme ist die computergestützte Szena- rio-Technik im Rahmen derer z. B. mit einem Simulationswerkzeug im Bereich der strategischen Planung verschiedene Strategiealternativen generiert und bewertet werden sollen. • Bei schlecht-strukturierten Aufgaben handelt es sich um ein wenig verstandenes Problemfeld (wie den schlecht-strukturier- ten Aufgaben der strategischen Planung). Diese Aufgabenklassen können formal nicht oder nur schwer beschrieben werden. Die Situationen, denen ein Manager sich zumeist gegenüber sieht, heben sich durch ihre "Geworfenheit" von den wohl-strukturierten Entscheidungssituationen ab und können mit den Begriffen der Einmaligkeit, Mehrdeutigkeit und Nichtvorhersehbarkeit charakterisiert werden. Insbesondere spielen innerhalb dieser Problemfelder qualitative Grössen eine Rolle, die sich nur schwer in herkömmlichen Informationssystemen abbilden lassen. Von Interesse sind in diesem Zusammenhang neue Techniken der künstlichen Intelligenz, die auch die Abbildung qualitativer Aspekte erlauben. Die Begriffsvielfalt im Bereich der Manage- mentunterstützungssysteme ist gross und steigt in den letzten Jahren beträchtlich an. Chefinformationssysteme (CIS) oder englisch Executive-Information-Systems (EIS) können wohl als positive Weiterentwicklung des MIS- Gedanken bezeichnet werden. Ihr Grundgedanke ist eine produktive Informationsversorgung der Chefetage, statt durch eine Datenflut die Entscheidungsfindung noch unübersichtlicher zu gestalten. Der Grundgedanke der Executive-Support- Systems ist, dass bei Problemlösungen viele Teilprobleme mit verschiedenen Werkzeugen [£Jb) gelost werden müssen, Die Zusammenfassung der einzelnen EUS ergibt wiederum das übergeordnete Executive-Support-System (ESS). Ein weiteres Akronym in diesem Bereich wird durch den Begriff des sog. Group- Decision-Support-System (GDSS) definiert. Mit Hilfe solcher Systeme, die auch die Bezeichnung Groupware tragen, sollen Entscheidungen unterstützt werden, die nicht von einzelnen Personen getroffen werden, sondern von ganzen Personengruppen. In der Abbildung ist die Entwicklung im Bereich der Managementunterstützungssy- steme aufgezeigt. Bereits heute schon und verstärkt in der (nahen) Zukunft werden für die Gestaltung von MUS neue Entwicklungen von Bedeutung sein, die die Künstliche Intelligenz (KI), den Einsatz unterschiedlicher Interaktionsmedien für die Gestaltung des Mensch-Maschine-Dialogs (Multimedia) sowie die Vernetzung der Systeme (Konnektivis- mus) betreffen. Vergleicht man die verschiedenen Abgrenzungsversuche von MUS, so werden Hard- und Software, Zugriffs- und kommunikationsorientierte Komplexitäten, organisationale wie zeitliche und räumliche Aspekte, benut- zer- und aufgabenorientierte, soziale und gruppendynamische Merkmale unterschiedlich gewichtet und konglomerathaft angesprochen. Es erscheint somit sinnvoll, die einzelnen Dimensionen eines MUS herauszukristallisieren und sie getrennt darzustellen. Als MUS-Dimensionen können sechs grundlegende Gruppen unterschieden werden (vgl. Abb.). • tunktionsöezogene Dimension: beschreibt die Unterstützung hinsichtlich der einzelnen Funktionsbereiche (Produktion, Vertrieb, Logistik, Marketing usw.); • Anwendungsorientierte Dimension: bezieht sich auf die verschiedenen Anwendergruppen eines MUS (Individuum, Gruppe, Abteilung, Bereich, Gesamtunternehmen usw.); • Problemlösungsorientierte Dimension: richtet sich nach der Unterstützung der verschiedenen Problemlösungsphasen (Planung, Entscheidung, Durchsetzung und Kontrolle); • Computertechnische Dimension: umfasst die Datenhandhabung und -manipulation, das heisst Datenerfassung und -umsetzung, -speicherung und -transport sowie Datensortierung und -Selektion; • Organisationstechnische Dimension: beinhaltet den innerbetrieblichen, organisatorischen Aufbau eines MUS (z.B. Grad der Vernetzung: Insel, Open end oder vernetzt). Die aufgezeigten MUS-Dimensionen können ein Hilfsmittel sein, Managementunter- stützungssysteme im Rahmen eines Informationsmanagements konzeptionell einzuordnen. Literatur: Kleinhans, A. M., Wissensverarbeitung im Management, Frankfurt a. M. u. a. 1989.
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