Das Einkaufsverhalten der privaten Haushalte läßt sich in qualitativer Hinsichtcharakterisieren, indem analysiert wird, welche Güter oder Dienstleistungen durch Kauf erworben werden. Die Gesamtmenge der in einer Volkswirtschaft von Haushalten durch Kauf erworbenen Güter oder Dienstleistungen wird in der amtlichen Statistik als „Privater Ver- brauch “bezeichnet. Er kann nach einer Vielzahl von Kriterien unterteilt werden, so etwa danach, - welcher Ausgabenanteil auf einzelne Warenbereiche, z.B. Wohnen, Ernährung, Kleidung, Bildung und Unterhaltung, Fe- rienreisen, einzelne Geldanlagemöglichkeiten (z.B. Wertpapiere, Versicherungen) entfällt, - wie hoch innerhalb eines Warenbereichs die Ausgaben für einzelne Produktgruppen sind, - wieviel Geld für einzelne Marken ausgegeben wird. Der amtlichen Statistik können ferner Angaben zum verfügbaren Einkommen, dem privaten Verbrauch und der privaten Ersparnis entnommen werden (vgl. Tab. 1).
Die Höhe des privaten Verbrauchs darf nicht mit dem Umsatz im institutionellen Einzelhandel gleichgesetzt werden, da Teile des privaten Verbrauchs auch in andere Wirtschaftszweigefließen. Was die Verwendung des Einkommens für Käufe in einzelnen Warenbereichen betrifft, so ist die Untersuchung von Zeitreihen aufschlußreich. In Tab. 2 ist angegeben, wie der Haushaltstyp 2 (das sind 4-Personen-Ar- beitnehmerhaushalte mit mittlerem Einkommen - zur näheren Charakterisierung vgl. Statistisches Jahrbuch 1986, S. 449) seine Ausgaben auf verschiedene Bereiche aufgeteilt hat. Wie zu sehen ist, verschieben sich die Gewichte zwischen den einzelnen Sektoren in bemerkenswerter Weise. Auffallend ist, dass der Anteil, der auf Nahrungs- und Genußmittel entfällt, seit langem rückläufig ist. Beobachtungen dieser Art haben Versuche angeregt, langfristige Entwicklungen als Gesetze zu formulieren, wobei allerdings weitere Variablen, sog. erklärende Variablen, in die Analyse mit einbezogen wurden. Bereits 1857 stellte der preußische Statistiker E. Engel in Bezug auf Nahrungsmittel das Engelsche Gesetz auf: Die Nahrungsmittel ausgaben nehmen bei steigendem Einkommen des Haushalts prozentual weniger stark zu als die Gesamtausgaben, womit ihr Ausgabenanteil sinkt. Dieses Gesetz gehört zu den empirisch bestfundierten ökonomischen „Gesetzen“. Auch für andere Warengruppen wurde der Zusammenhang zwischen Einkommen und Ausgabenanteil untersucht. So werden heute ganz allgemein funktionelle Beziehungen dieser Art als Engel-Kurven bezeichnet. Die Lücke, die durch das Sinken des Anteils der Ausgaben für Lebensmittel entsteht, wird durch Ausgaben für andere Güter geschlossen. So stellte C. G. Clark als Ergänzung zum Engelschen Gesetz zum ersten Mal den relativen Anstieg der Ausgaben für Dienstleistungen (Bildung, Freizeit, Fremdenverkehr) dar. In derTat weisen auch die in Tab. 2 angegebenen Zahlen einen Anstieg der Ausgaben für Bildung und Unterhaltung aus. Untersuchungen der geschilderten Art werden vor allen Dingen in der makroökonomischen Konsumtheorie durchgeführt (vgl. z. B. F. Münnich 1977). Für viele Branchen ist bedeutsam, ob die Verbraucher Herstellermarken oder andere Produkte bevorzugen. Für Nahrungs- und
Genußmittel hat Huber 1988 zusammengestellt, dass bei langfristiger Betrachtung die Herstellermarken immer größere Anteile gewinnen konnten (vgl. Tab. 3). Er unterscheidet dabei Herstellermarken, klassische Handelsmarken, Gattungsmarken und anonyme Marken. Nachdem die Gattungsmarken nach ihrer Einführung zu Beginn der neunziger Jahre beachtliche Erfolge erzielen konnten, ist ihr Anteil jetzt wieder stark zurückgegangen. In bezug auf das Preis- und Qualitätsniveau der gekauften Waren wurde in den letzten Jahren festgestellt, dass sowohl die hochprei- sigen Waren der obersten Qualitätsstufe als auch die medrigpreisigen Waren der unteren Qualitätsklasse ihre Anteile zu Lasten der Produkte mit mittlerer Qualität und mittlerem Preis ausdehnen konnten. Es wird vom hybriden (= gespaltenen) Verhalten des Käufers gesprochen. Literatur; Backs, A., Abhängigkeit des Umsatzes vom Privaten Verbrauch, in: BAG-Nachrichten, 4/1986, S. 10 -14. Clark, C. G., The Conditions of Economic Progress, London 1940 (1957). Huber, W.R., Markenpolitische Strategien des Konsum- güterherstellers, Frankfurtu. a. 1988. Münnich, F., Einführung in die Makroökonomik, Berlin 1977. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte, Wirtschaftsrechnungen, Fachserie 15.
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