(Ideenproduktion): In der Unternehmenspraxis und der wissenschaftlichen Kreativitätsforschung ist eine Vielzahl von Techniken entwickelt worden, von denen die meisten versuchen, auf der Basis sozialpsychologischer Erkenntnisse zur Gruppendynamik das höhere Leistungspotential von in Gruppen interagierenden Individuen zu fördern und zu steuern. Diese Verfahren und Techniken werden vor allem bei der Entwicklung von Konzeptionen und - Innovationen sowie in allen Situationen angewendet, in denen es darauf ankommt, neue Ideen hervorzubringen, wie z.B. bei der -- Neuproduktentwicklung.
Die Methoden der Ideenfindung sind ein relativ unspezifisches Instrumentarium und finden sinnvollerweise Anwendung zur Lösung von schlechtstrukturierten Problemen. Wohlstrukturierte Problemsituationen löst man zwingend, meist sogar nur rechnerisch, aus den konkreten Gegebenheiten.
Einen höheren Bedarf an kreativen Lösungen und damit eine höhere Anwendungshäufigkeit für Methoden der Ideenfindung haben vor allem Unternehmen bzw. Funktionsbereiche von Unternehmen, die durch ihre besonderen Aufgaben wesentlich häufiger mit Innovationsproblemen konfrontiert werden, die sich rasch an den Wandel anpassen müssen und nur in geringem Maße Routineverhalten ausprägen können. Innerhalb eines Unternehmens betrifft das vor allem die Funktionsbereiche Forschung und Entwicklung, Konstruktion, Produktion und - Marketing. Insgesamt sind heute gut 50 verschiedene Techniken der Ideenfindung bekannt. Die bekanntesten sind das - Brainstorming, das - Brainwriting, die - Synektik, die morphologische Analyse, die Funktionsanalyse, die Bionik, das - kreative Problemlösen (Buffalo-Methode), die - Merkmalslistenmethode, die - Problemkreisanalyse, die Methode 635 und die Delphimethode.
Zu der für Praktiker bedeutsamen Frage, welche der Methodenalternativen bei einem konkret vorliegenden Problem den größten Erfolg versprechen, liegen bisher kaum aussagefähige Erkenntnisse vor. Nach einer Formulierung von Helmut Schlicksupp bestimmt sich die Methodenauswahl im wesentlichen nach zwei Kriterienbereichen:
(1) Nach den Merkmalen des zu lösenden Problems: Zwei Problemeigenschaften beeinflussen die Wahl einer geeigneten Methode der Ideenfindung, und zwar die Komplexität und der Typ des vorliegenden Problems. Was die Problemkomplexität anbelangt, so läßt sich vereinfachend feststellen, dass
· intuitiv-kreative Methoden auf abgegrenzte, wenig komplexe Fragestellungen angewendet werden sollten, und
· analytisch-systematische Methoden auch herangezogen werden können, um sehr komplexe Sachverhalte zu verarbeiten. Nimmt man die gedankliche Anforderungsqualität, die ein Problem stellen kann, als Unterscheidungsmerkmal, dann lassen sich 5 Problemtypen voneinander abgrenzen:
1. Suchprobleme: Hier besteht der Problemlösungsprozess aus einem kognitiven Suchvorgang, bei dem die Suchkriterien durch die Definition des Problems vorgegeben sind. Die Suche erstreckt sich auf das Auffinden bereits existierender Lösungen.
2. Analyseprobleme: Die Anforderung besteht im Erkennen von Strukturen, d.h. deren Elemente, Relationen zwischen den Elementen und von Struktureigenschaften. Die Analyse beinhaltet allgemein die Klärung von Zusammenhängen.
3. Konstellationsprobleme: Die spezifische Anforderungsqualität dieses Problemtyps besteht darin, vorhandene Wissenselemente so zu konfigurieren bzw. umzukonstellieren, dass ein neues, im Problemlösungsprozess erforderliches Gedankenkonstrukt entsteht.
4. Auswahlprobleme: Sie betreffen Vorgänge der Unterscheidung von Alternativen nach dem Gesichtspunkt ihres Nutzens für ein vorgegebenes Ziel. Der Prozess der Auswahl ist in der Regel dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Ziel Kriterien zur Bewertung abgeleitet werden, an denen die Qualität der in Frage stehenden Alternativen gemessen wird. Auswahlprobleme sind ihrer Natur nach wohlstrukturierte Probleme und können deshalb mit Methoden der Ideenfindung nicht sinnvoll bearbeitet werden.
5. Konsequenzprobleme: Dieser Problemtyp ist durch die logische Befolgung erkannter Gesetzmäßigkeiten im Problemlösungsprozess charakterisiert. Auch Konsequenzprobleme sind ihrer Natur nach wohlstrukturierte Probleme und können deshalb mit Methoden der Ideenfindung nicht sinnvoll bearbeitet werden.
Die in der Praxis auftauchenden Such-, Analyse-und Konstellationsprobleme sind oft genug so komplex, dass alle Problemtypen mitunter sogar mehrfach in ihnen enthalten sind. Will man deshalb im Rahmen eines Problemlösungsprozesses jeweils eine gut geeignete Methode der Ideenfindung anwenden, so muss man den gesamten Problemkomplex zunächst so lange zerlegen, bis die abgespalteten Teilprobleme als eindeutige Such-, Analyse- oder Konstellationsprobleme erkennbar sind.
(2) Nach den situativen Umständen der Problemlösung: Besondere Umstände der Problemlösungssituation, wie verfügbare Zeit, Größe der Problemlösungsgruppe usw., beeinflussen die Auswahl einer geeigneten Methode der Ideenfindung ebenso wie die Art des vorliegenden Problems.
In Einzelfällen lassen sich jedoch mit einer nach dieser Übersicht nicht angemessenen Methode mitunter gute Ergebnisse erzielen. Die Einsatzbereiche der Methoden der Ideenfindung gehen fließend ineinander über.
Vorhergehender Fachbegriff: Ideenfindungskonferenz | Nächster Fachbegriff: Ideenquellen
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|
|