Die Mehrlinienorganisation bzw. das Mehrliniensystem ist ein Strukturtyp, der durch Mehrfachunterstellung von Stellen/Dienstposten gekennzeichnet ist.
Gegensatz dazu ist das (siehe) Einliniensystem.
Eine nachgeordnete Stelle erhält von mehreren vorgesetzten Leitungsstellen Anweisungen (Mehrfachunterstellung). Dadurch entstehen zwar kurze Kommunikationswege, jedoch kann es zu Weisungskonflikten kommen. Zu den charakteristischen Eigenheiten gehören die Übereinstimmung von Fachkompetenz und Entscheidungsfähigkeit sowie die Spezialisierung, die direkte Wege bei Mehrfachunterstellung ermöglicht.
Generelle Vorteile liegen
a) in fachkundigen Entscheidungen durch die ungleich engere Abstimmung von Tätigkeiten infolge der engmaschigen Vernetzung mit gegenseitigem Feedback. So wird das Informationsniveau verbessert und der daraus entstehende Maßnahmen-Mix optimiert.
b) In der Job-Spezialisierung des Vorgesetzten unter Berücksichtigung der jeweilig spezifischen Eignung mit raschem Erwerb von Wissen und Erfahrungen. Fachkompetenz wird damit über hierarchische Position gestellt.
c) In der Entbürokratisierung durch kurze Kommunikationswege mit Entlastung der Spitzen- und Zwischeninstanzen. Für eine Entscheidung ist es nicht mehr erforderlich, alle Organisationsstufen zu durchlaufen, sondern beteiligte Mitarbeiter können sich direkt kurzschließen.
d) In der psychologischen Wirkung funktionaler gegenüber organisationaler Autorität. Denn fachliche Kompetenz ist überzeugender als formale, dadurch werden Auseinandersetzungen versachlicht und wirken konstruktiv.
Generelle Nachteile liegen
a) in praktisch unvermeidlichen Kompetenzkonflikten. Denn bei vielfachen Zuständigkeiten muss sich immer irgendjemand übergangen fühlen und hat Grund zur Unzufriedenheit, die der Schlichtung bedarf. Dabei bleibt die eigentliche Arbeit irgendwann auf der Strecke.
b) In der Unsicherheit bei Vorgesetzten wie bei Mitarbeitern. Die enge Verzahnung bringt erhebliche Unwirtschaftlichkeiten durch stetigen Informationsaustausch und eine Vielzahl unübersichtlicher Aktivitäten mit sich, die teilweise inkonsistent sind.
c) In der komplizierten Kommunikationsstruktur mit schwieriger Koordination und Kontrolle. Es droht, die Übersicht verloren zu gehen. Dies ist in reaktionsschnellen Marktumfeldern eine ernstliche Bedrohung der Existenz.
d) Im fehlenden Blick für das Ganze, verursacht durch Ressortdenken und Überbewertung der eigenen Aufgabe. Die Gegenkopplung verabredeter Maßnahmen zu den Unternehmenszielen bleibt unterentwickelt, auch besteht eine Tendenz zur Vereinbarung fauler Kompromisse.
idealtypische Struktur der Unternehmensorganisation (Organisation, Unternehmen), die an den Grundsätzen Spezialisierung, direkte und kurze Leitungswege sowie Mehrfachunterstellung (d. h., jeder Untergebene erhält von mehreren, den verschiedenen funktionalen Bereichen zugehörigen [Fach-]Vorgesetzten seine Weisungen) ausgerichtet ist. Charakteristisch für das Mehrliniensystem sind die Übereinstimmung von Fach- und Entscheidungskompetenz und die funktionale Spezialisierung der Leitungsorgane. Vorteile: fachkundige Entscheidungen, kurze Kommunikationswege und Fachkompetenz kommen vor hierarchischer Stellung. Nachteile: Gefahr von Kornpetenzüberschreitungen, schwierige Koordination und Kontrolle, Unsicherheit bei Vorgesetzten und Untergebenen sowie Ressortdenken.
Beim Mehrliniensystem ist im Gegensatz zum Einliniensystem, bei dem jede untergeordnete Stelle nur von einer übergeordneten Stelle Weisungen erhält, jede Stelle einer Mehrzahl von übergeordneten Stellen unterstellt. Der Fayolsche Grundsatz, das Prinzip des einheitlichen Weges, wird hier durch durch das Prinzip des kürzesten Weges ersetzt. Die Mehrfachunterstellung bedeutet eine Vielzahl von Weisungsbeziehungen, die eine untergeordnete Stelle mit verschiedenen übergeordneten Stellen verbindet, so daß die Gefahr von Kompetenzüberschneidungen besteht. Das Mehrliniensystem basiert auf dem Taylorschen Grundsatz der Trennung der Einheitlichkeit von Auftragserteilung und Leitung. Ein Musterbeispiel für diese Trennung ist das Funktionssytem oder Funktionsrneistersystem von Taylor. Dieses System schaltet zwar den schwerfälligen Instanzenweg des Einliniensystems aus, dafür kommt es jedoch zu Kompetenzkonflikten, die sich leistungsmindernd auswirken. Der Vorteil des Mehrliniensystems ist in der Spezialisierung bei den einzelnen Entscheidungsträgern zu sehen.
(engl. multiple line system) Im Mehrliniensystem ist jede Stelle mehreren hierarchisch höheren Stellen unterstellt, sog. Mehrfachunterstellung. Das System weist einen kurzen Instanzenweg auf und fordert eine eindeutige Trennung der Kompetenzen. Grundlage ist das Funktionsmeistersystem, bei dem ein Arbeiter von mehreren, auf verschiedene Aufgaben spezialisierten Meistern Weisungen erhält.
Funktionssystem
In der Bankaufbauorganisation Leitungssystem, das auf dem Prinzip der Mehrfachunterstellung basiert. Untergeordnete Instanzen der Bank sind übergeordneten mehrfach unterstellt. Dabei erhält der Bankmitarbeiter von mehreren Vorgesetzten Weisungen entspr. dem jeweiligen funktional begrenzten Sachverhalt, bzw. jede untergeordnete Leitungsstelle erhält von z. T. einer Mehrzahl übergeordneter Stellen durch die auf eine bestimmte Aufgabe spezialisierten Vorgesetzten Weisungen. Auf Grund des komplexen Beziehungszusammenhangs setzt dieses System innerhalb der Bank eindeutig differenzierte Aufgabengebiete und klare Koordinationsaktivitäten der übergeordneten spezialisierten Leitungsstellen voraus. Den Vorteilen auf Grund der Spezialisierungsmöglichkeiten steht die Schwierigkeit klarer Kompetenzabgrenzung zur Unterbindung von Weisungskonflikten gegenüber. Problematisch sind Funktions- und potenzielle Kompetenzüberschreitungen. Das Prinzip der Einheitlichkeit der Auftragserteilung wird ausser Kraft gesetzt. Vorteile sind verbesserte Entscheidungsqualität und kurze Anordnungswege. Ggs.: Einli-nien-, Linien-Stab-System.
(Funktionalsystem) Leitungssystem, in dem die Leitungsaufgaben von verschiedenen (spezialisierten) Vorgesetzten wahrgenommen werden. Es kommt wie in der Matrixorganisation zu Mehrfachunterstellungen. Vorteile des Mehrliniensystems sind in der Spezialisierung und den kurzen Kommunikationswegen zu sehen, die weitgehend ohne Informationsverluste nutzbar sind. Durch Mehrfachunterstellungen ergibt sich die Möglichkeit, Konflikte zu institutionalisieren, sie produktiv zu nutzen und u. U. die Effizienz zu erhöhen. Ist die Kompetenzabgrenzung unzureichend, kommt es zu Weisungskonflikten. Erschwert wird ausserdem die Zurechnung von Verantwortlichkeit. Literatur: Kieser, AJKubicek, H., Organisation, 3.Aufl., Berlin, New York 1992. Staehle, WH., Management, 6. Aufl., München 1991.
Im Mehrliniensystem erhält eine untergeordnete Stelle von mehreren übergeordneten Stellen Anweisungen. Das Mehrliniensystem findet seinen Ursprung bei Frederick W. Taylor. Es kommt im Taylor` schen Funktionsmeistersystem zum Ausdruck, in dem die Leitungsfunktion einer Organisationseinheit aufgegliedert und auf mehrere Leitungsstellen verteilt wird. Siehe auch Linienorganisation und Aufbauorganisation (mit Literaturangaben).
Vorhergehender Fachbegriff: Mehrlinienorganisation | Nächster Fachbegriff: Mehrliniensystem
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|
|