Die vor allem in den Arbeiten von Chester I. Barnard (1886-1961) angelegte Orientierung der Managementlehre, die auf eine mehr oder minder radikale Abkehr von der klassischen Führungslehre hinauslief.
Grundgedanke der Barnardschen Theorie ist die Interpretation des Zustandekommens von - Organisationen als “kooperative Systeme”, das aus der Bereitschaft der Individuen zur Kooperation zu erklären ist. Formale Organisation bezieht sich auf diejenige Form der Zusammenarbeit von Menschen, die bewußt, absichtsgeleitet und auf einen Zweck gerichtet ist. Sie ist nach der Formulierung von Barnard “ein System von bewußt koordinierten Handlungen oder Kräften von zwei una menr versonen. uiese uetiniuon veroinaet die gemeinsame Aufgabe als Zweck der Kooperation mit den Wünschen, Zielen oder Motiven der Menschen, deren Leistungen für die Zielerreichung erforderlich sind. Sie hat folgende Implikationen:
(1) Motive der Kooperation: Wenn formale Organisationen ihre Existenz der bewußten und absichtsgeleiteten Bereitschaft von Individuen zur Kooperation verdanken, dann wird es möglich, die Frage nach dem Überleben von Organisationen als Frage nach der Erfüllung der Erwartungen zu stellen, die Individuen mit ihrer freiwilligen Leistung für das gemeinsame Ziel verbinden. Werden sie nicht erfüllt, reduzieren Individuen u.U. ihre Leistungsbeiträge oder scheiden aus der Organisation aus.
Um zu überleben, muss eine Organisation also immer wieder genügend Anreize bereitstellen können, um die Individuen zu Leistungen für die gemeinsame Zielerreichung zu veranlassen. Dies ist die - Anreiz-Beitrags-Theorie der Organisation.
(2) Koalitionstheorie der Organisation: Die formale Organisation stellt danach ein offenes System dar, dessen konstitutiver Bestandteil nicht eigentlich Personen, sondern deren Handlungen sind. Handlungen sind Elemente, die durch Koordination wechselseitig aufeinander bezogen und insofern systematisch zu einem Ganzen verknüpft sind. Organisationen müssen somit alle diejenigen Individuen zur Kooperation veranlassen, deren Handlungen für die Erreichung des gemeinsamen Zweckes immer wieder neu erforderlich sind. Für Barnard sind deshalb u.a. Kapitaleigner, Arbeitnehmer, Fremdkapitalgeber, Lieferanten und Abnehmer (genauer: deren organisationsbezogene Handlungen) gleichermaßen Teilnehmer der Organisation. Organisation wird gleichsam als Koalition aller kooperierenden Personen verstanden. Als Konsequenz daraus kann sich die Managementlehre auch nicht mehr wie in dem klassischen Ansatz auf eine “intraorganisatorische”, also auf eine bloße Binnenperspektive beschränken, sondern muss die Interaktion mit der Umwelt bzw. den sie umgebenden Anspruchsgruppen zum Gegenstand ihrer Überlegungen machen.
(3) Akzeptanztheorie der Autorität: Wenn Organisationen von der bewußten, freiwilligen Bereitscnatt aer Mitgueaer zur rooperation aonangig sind, ist die Entscheidung der Menschen, einem Befehl zu gehorchen oder auch nicht zu gehorchen, der entscheidende Indikator für das Vorliegen von Autorität (Befehlsgewalt). Wenn ein Untergebener einen Befehl nicht befolgt, hat er ihm keine Autorität zugestanden. Autorität ist aus dieser Sicht das Merkmal eines Befehls in einer formellen Organisation, kraft dessen ein Organisationsmitglied ihn akzeptiert, als Richtschnur für das, was es im Hinblick auf die Organisation tut oder unterläßt. Dann kann es außerhalb der freien Wahl der Organisationsteilnehmer keine andere unabhängige Quelle von Autorität - wie etwa die Persönlichkeit des Vorgesetzten - mehr geben. Autorität ist danach durch die jederzeit revidierbare Anerkennung der Organisationsteilnehmer legitimiert. - Legitimität resultiert aus freiwilliger Vereinbarung.
Der Gedanke, die Organisation als “Koalition von Individuen” zu begreifen, fand in der Managementlehre breite Akzeptanz. Wesentlich zur Verbreitung trugen die Theorien von Herbert A. Simon über Entscheidungsverhalten in Organisationen bei. Auf der Basis der Anreiz-Beitrags-Theorie analysieren March und Simon ausführlich die Entscheidung der Individuen zur Teilnahme an und zum Verlassen der Organisation, insbesondere aber die Entscheidung, produktive Beiträge zur Erfüllung des Organisationszweckes zur Verfügung zu stellen (decision to produce).
Human Behavior School
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