In der Wirtschaftssoziologie: kreatives oder schöpferisches Denken, allgemeine Bezeichnung für die Fähigkeit zur Hervorbringung neuer und origineller Problemlösungen. Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit, alte Denkgewohnheiten, Sichtweisen usw. aufzugeben und neue, überraschende Verbindungen herstellen, neue Beziehungen zwischen gegebenen Daten usw. auffinden zu können.
zielgerichtete Fähigkeit von Menschen, vorher nicht bekannte Kompositionen, Produkte oder Problemlösungsideen hervorzubringen. Hierbei können aus anderen Bereichen kommende Aspekte kumuliert, bekannte mit unbekannten Elementen kombiniert oder gänzlich neue Muster erdacht werden. Kreativität muss nicht unbedingt in konkretes Handeln münden. Die Erkenntnisziele der Kreativitätsforschung sind die kreative Persönlichkeit, die Förderung kreativer Fähigkeiten, kreativitätsfördernde Rahmenbedingungen, das Ergebnis kreativen Schaffens und der kreative Prozeß. Zur Förderung von Kreativität dienen verschiedene Kreativitätstechniken. /S. H. Kreativitätstechniken methodische Techniken und Verfahren bei der Suche nach Problemlösungen in schlecht strukturierten Problemsituationen, die also nicht mit Routine und Logik zu lösen sind, da nicht alle Lösungselemente bekannt oder verfügbar sind und insb. Gesetzmäßigkeiten nicht vorhanden oder schwer erkennbar sind. Viele alternative, sich nicht ausschließende Möglichkeiten sind vorhanden. Die Suche verläuft nach bestimmten Spielregeln, die intuitiven oder systematischen Charakter haben und teils ganzheitlich, teils analytisch vorgehen. Die gefundenen Lösungen sind mathematisch nicht als Optimum nachweisbar. Besonders verbreitete Techniken sind die Morphologie, die Problemkreis- analyse, das Relevanzbaumverfahren, das Brainstorming, die 635-Methode und dieSynektik.
Literatur: Schlicksupp, H., Ideenfindung, Würzburg 1980.
Die Fähigkeit, ungewöhnliche Einfälle zu entwickeln, neue Ideen zu produzieren und von herkömmlichen Denkweisen und Denkschemata abzuweichen, Originalität bei der Sichtung und Nutzung von Zusammenhängen zu zeigen. “Kreativität ist die Fähigkeit des Menschen, Denkergebnisse beliebiger Art hervorzubringen, die im wesentlichen neu sind und demjenigen, der sie hervorgebracht hat, vorher unbekannt waren. Es kann sich dabei um Imagination oder um eine Gedankensynthese, die mehr als eine bloße Zusammenfassung ist, handeln. Kreativität kann die Bildung neuer Systeme und neuer Kombinationen aus unbekannten Informationen involvieren sowie die Übertragung bekannter Beziehungen auf neue Situationen und die Bildung neuer Korrelate. Eine Kreativität muss absichtlich und zielgerichtet sein, nicht nutzlos und phantastisch.” (Gisela Ulmann)
J. Drevdahl definiert: “Kreativität ist die Fähigkeit von Menschen, Kompositionen, Produkte oder Ideen gleich welcher Art hervorzubringen, die in wesentlichen Merkmalen neu sind und dem Schöpfer vorher unbekannt waren. Sie kann in vorstellungshaftem Denken bestehen oder in der Zusammenfügung von Gedanken, wobei das Ergebnis mehr als eine reine Aufsummierung des bereits Bekannten darstellt. Kreativität kann das Bilden neuer Muster und Kombinationen aus Erfahrungswissen einschließen und die Übertragung bekannter Zusammenhänge auf neue Situationen ebenso wie die Entdeckung neuer Beziehungen. Das kreative Ergebnis muss nützlich und zielgerichtet sein und darf nicht in reiner Phantasie bestehen — obwohl es nicht unbedingt sofort praktisch angewendet zu werden braucht oder perfekt und vollständig sein muss. Es kann jede Form des künstlerischen oder wissenschaftlichen Schaffens betreffen oder prozeßhafter oder methodischer Natur sein.”
Im Zentrum der psychologischen Kreativitätsforschung steht die Analyse der kreativen Persönlichkeit und des kreativen Prozesses, während im Vordergrund des Interesses von Managementlehre und -praxis die Förderung der Kreativität, die Entwicklung von - Kreativitätstechniken und ihre Nutzung für gewerbliche Prozesse der Produktentwicklung und -erfindung sowie der Einführung von - Innovationen steht.
Die Fähigkeit zu kreativem Verhalten bzw. zu kreativen Schaffensprozessen beruht im wesentlichen auf drei elementaren Komponenten:
(1) Das verfügbare Wissen: Ein wesentliches Merkmal schöpferischer Prozesse besteht in der Reorganisation bereits bekannter Wissenselemente. Je vielfältiger und umfassender das Wissen eines Individuums ist, desto größer und origineller ist grundsätzlich die Zahl der von ihm herstellbaren Denkverbindungen.
(2) Mechanismen der Wissensverarbeitung: Hierzu zählen die benutzten Denkprinzipien, -methoden und Freiheitsgrade des Denkens, z.B. Aspektmannigfaltigkeit bei der Betrachtung von Phänomenen, Urteilsbildung, Dekomponierung von Komplexitäten, Assoziationsbereitschaft, Denken in Analogien usw.
(3) Psychodynamische Antriebskräfte: Dieser Komponente kommt wegen ihrer Auslösefunktionen eine zentrale Bedeutung zu. Die psychodynamischen Triebkräfte haben zwar ihre wesentlichen Wurzeln in der kreativen Person selbst (z.B. Neugierverhalten, Wunsch nach Selbstverwirklichung, Einfühlungs- und Identifikationsbereitschaft, Bedürfnisspektrum usw.), stehen aber in Wechselwirkung mit äußeren Einflüssen wie Rollenzuweisung, Anerkennung, Verantwortung, sozial wirksame Repressionen, Freude- und Leid-Erlebnisse usw. Kreativitätsentwicklung kann also nur bedingt am Individuum isoliert erfolgen, sondern betrifft ebenso die Gestaltung der Umweltbereiche, mit denen das Individuum in Beziehung steht.
Zu den wichtigsten Erkenntniszielen der psychologischen Kreativitätsforschung gehören Untersuchungen der kreativen Persönlichkeit, der Förderung kreativer Fähigkeiten, des Ergebnisses kreativen Schaffens und des kreativen Prozesses.
Die Annahmen der Psychologie zur Frage, ob es Persönlichkeitsmerkmale sind, die kreative Leistungen begünstigen, schwanken zwischen den Extremen der Hypothese vom angeborenen Genie bis zur Hypothese, lediglich ein günstiges Zusammenspiel verschiedenster biographischer Zufälle rufe Kreativität hervor.
Grundsätzlich bieten sich wenigstens zwei Möglichkeiten an, kreative Persönlichkeiten zu erkennen:
(1) Es lassen sich bestimmte Merkmale, Eigenschaften und Einstellungen kreativer Persönlichkeiten isolieren. Die Merkmale kreativer Menschen werden dabei meist aus denk- und persönlichkeitstheoretischen Theorien oder aus Beobachtungen bzw. Befragungen gewonnenen Befunden über signifikante Unterschiede zwischen kreativen und unkreativen Personen. Dass jemand hochkreativ sei, wird dabei meist bei Personen unterstellt, die hervorragende, allgemein anerkannte Leistungen (z.B. eine große Zahl herausgegebener Patente) erbracht haben, während die Personen einer Vergleichsgruppe nur unterdurchschnittliche oder durchschnittliche Ergebnisse erzielten.
Eine Zusammenfassung von Persönlichkeitsmerkmalen, die in empirischen Untersuchungen als typisch für Kreative befunden wurden, stammt von G. Ulmann. Danach sind folgende Merkmale charakteristisch für kreative Personen: eine offene und kritische Haltung gegenüber der Umwelt, die Loslösung von konventionellen und traditionellen Anschauungen, Vorliebe für Neues, die Fähigkeit, das eigene Wahrnehmungsfeld unter verschiedenen Aspekten zu sehen, die Fähigkeit, Konflikte aus Wahrnehmungen und Handlungen ertragen zu können, eine Vorliebe für komplexe Situationen und mehrdeutige Stimuli, die Fähigkeit, ausdauernd an einer Lösung zu arbeiten, die Zentrierung auf die Lösung einer Aufgabe, nicht auf die Erlangung von Ruhm und Anerkennung, die Neigung, energisch, initiativ, erfolgsmotiviert, mutig, autonom, sozial introvertiert, sich selbst genügend zu sein, emotionale Stabilität, Dominanz, eine gewisse Neigung zur Aggressivität, ein hohes Verantwortungsgefühl, ästhetisches Empfinden, weniger ausgeprägte soziale NU religiose vvertnaRungen, sensioies und differenziertes Reagieren auf die Umwelt, Humor.
(2) Man kann die in bestimmten Situationen bzw. unter bestimmten Anforderungen entfaltete Kreativität direkt messen. Dabei bedient man sich meist der Faktorenanalyse. Es gibt verschiedene Ansätze, die Globalfähigkeit “Intellekt” in abgrenzbare Faktoren zu zerlegen, deren individuelle Ausprägungsstärken nach geeigneten Verfahren an der Versuchsperson gemessen werden.
Große Bedeutung hat dabei meist das von Joy P. Guilford entwickelte theoretische Modell, das allein 120 Intelligenzfaktoren unterscheidet. Jeder Faktor baut sich aus der Kombination einer Denkoperation, eines Denkprodukts und eines Denkinhalts auf und repräsentiert ein Problem, das ein Individuum besser oder schlechter zu lösen in der Lage ist. Für jeden Faktor kann daher eine Testaufgabe entworfen werden, die dessen intellektuelle Anforderung repräsentiert. Die Zusammenfassung entsprechender Tests ergibt eine - Testbatterie, mit der individuelle Intelligenz- oder Kreativitätsquotienten ermittelt werden. Bei der Bestimmung der individuellen Werte ein empirisch ermittelter Durchschnitt als relatives Kreativitätsmass herangezogen:
So bedeutet ein Kreativitätsquotient (KQ) von 130, dass die Testergebnisse der Versuchsperson um 30 % über dem Durchschnitt liegen, ein KQ von 100 entspricht durchschnittlicher Kreativität usw.
Übereinstimmend beschreiben die meisten Autoren im Anschluss an H. Poincare den Kreativitätsprozess als eine Abfolge der folgenden Stufen:
(1) Vorbereitungsphase: Die Phase der allmählichen Entwicklung eines Bewußtseins für das Bestehen eines Problems, seine Entdeckung und Formulierung und seine Analyse. Die Vorbereitungsphase beginnt mit dem Erkennen oder Bewußtwerden eines Problems und setzt sich mit der Analyse des problematischen Tatbestandes fort. Das Individuum versucht, sich wesentliche cusammennange aes vroolems transparent zu machen, aktiviert sein möglicherweise problemrelevantes Wissen und versucht, dieses Wissen flexibel zu einer Antwort auf das Problem zu verarbeiten.
(2) Inkubationsphase: Die Phase der Formulierung der ersten Hypothesen und Ansätze zur Lösung des Problems. Die Inkubationsphase liegt zwischen dem Aufstellen der ersten Hypothesen und dem Finden der endgültigen Lösung. Es wird angenommen, dass während der Inkubationsphase unterbewußte Denkprozesse eine bedeutsame Rolle spielen. In diesen Prozessen wird problembezogenes Material mit anderem Erfahrungsmaterial in Verbindung gebracht und zu vielen Konstellationen durchkombiniert, von welchen die eine oder andere eine Lösung des Problems oder eine weiterführende Antwort in Lösungsrichtung beinhalten kann. Die Inkubationszeit läßt sich so als “unterbewußte Problemverarbeitung” deuten, die selbst dann stattfindet, wenn sich das Individuum bewußt mit anderen Sachverhalten auseinandersetzt.
(3) Illuminationsphase: Die Phase, in der die erleuchtende Idee für die Lösung des Problems entwickelt und die Realisierung der Lösung dadurch in greifbare Nähe rückt. Die Erleuchtung ist das unvermittelte, plötzliche Bewußtwerden einer Idee, der Geistesblitz als Ergebnis unterbewußten Denkens.
(4) Verifizierungsphase: Die endgültig entwickelte Idee wird an den Kriterien der Neuigkeit, Durchführbarkeit und Brauchharkeit geprüft, ob sie den Gegebenheiten und Anforderungen an die Problemsituation auch gerecht wird. Besteht sie die Prüfung, so folgt die - Innovation.
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