Bereich der Unternehmensführung, der darauf ausgerichtet ist, in Abstimmung mit den weiteren Unternehmenszielen Umweltschutzziele zu formulieren und in Entscheidungen umzusetzen. Dabei bestehen sehr enge Berührungspunkte zum Qualitätsmanagement, sodass vermehrt in Unternehmen integrierte Managementsysteme eingerichtet werden.
In der Umweltwirtschaft:
Umweltschutz hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einem eigenständigen Unternehmensziel entwickelt. Heute stellt das betriebliche Umweltmanagement eine neue unternehmerische Führungsaufgabe dar. Es umfaßt denjenigen Teil des gesamten, übergreifenden Managements, der eine umweltorientierte Unternehmenspolitik bestimmt sowie der Umsetzungskontrolle dient. Wichtige führungsunterstützende Werkzeuge des Umweltmanagements sind das Umweltkostenmanagement, das -, das Ökoaudit, Ökobilanzen und Umweltkennzahlen.
1. Begriff
Das betriebliche Umweltmanagement ist ein Führungsinstrument und befaßt sich mit den betriebswirtschaftlichen Fragen des Umweltschutzes. Umweltmanagement stellt gemäß der -EG-Ökoaudit-Verordnung den Teil des gesamten übergreifenden Managements dar, der die Organisationsstruktur, Zuständigkeiten, Verhaltensweisen, förmlichen Verfahren, Abläufe und Mittel für die Festlegung und Durchführung der Umweltpolitik einschließt. Aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht handelt es sich beim Umweltmanagement um eine Teildisziplin der Betriebswirtschaftslehre (Betriebliche Umweltökonomie), die die Beziehungen des Betriebes zu seiner natürlichen Umwelt und die Einwirkungen der Umwelt und ihrer Qualität sowie der Umweltpolitik auf den Betrieb darstellt und analysiert.
Ziel
Mit Hilfe des Urnweltmanagements versuchen Unternehmen insbesondere:
• Risikopotentiale, Korrekturmöglichkeiten und Handlungsprioritäten im betrieblichen Umweltschutz aufzudekcken, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern und zu verbessern, Kosten zu minimieren, die Organisation zu optimieren.
Zweck eines Umweltmanagements
Bei zahlreichen Unternehmen greift das geltende Umweltrecht tief in die Betriebsabläufe ein. Verstöße können nicht nur mit hohen Geldbußen, sondern auch mit langjährigen Freiheitsstrafen geahndet werden. Seit den siebziger Jahren ist die Zahl der umweltrelevanten Gesetze, Verordnungen und Verwaltungsvorschriften stark gestiegen, so daß das Umweltmanagement eine immer wichtigere Stellung im Betrieb eingenommen hat.
Bei vielen Konsumenten ist heute eine hohe Bereitschaft vorhanden, bei der Kaufentscheidung die Wirkungen der Produkte auf die Umwelt in ihre Überlegungen mit einzubeziehen.
Von den Betrieben wird heutzutage mehr als nur eine optimale Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen erwartet. Gefordert werden auch Anpassung und Unterstützung bei der Durchsetzung sozialer und insbesondere ökologischer Interessen.
Normen
Die sogenannte EG-Ökoaudit-Verordnung trat am 13. Juli 1993 in Kraft und gilt als das Grundgesetz des Umweltmanagements (Verordnung der EWG Nr. 1836/93 des Rates über die freiwillige Beteiligung gewerblicher Unternehmen an einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung).
Die ISO 14000 hat seit Oktober 1996 den Status einer Deutschen Norm.
Arten des Umweltmanagements
Das Unternehmen kann sich beim betrieblichen Umweltmanagement grundsätzlich für ein defensives (passives) oder ein offensives (aktives) Konzept entscheiden.
Defensives Umweltmanagementkonzept
5.1. Diese Unternehmensphilosophie überwiegt auch heute noch und ist im allgemeinen durch Untätigkeit des Betriebes gekennzeichnet. Viele Betriebe reagieren lediglich auf die gesetzlichen bzw. marktlichen Anforderungen. Die Passivität ist dann gerechtfertigt, wenn der Beitrag für eine Umweltverbesserung durch ein umweltbewußtes Verhalten für den einzelnen Betrieb sehr gering, die umweltschutzbedingten Kostenerhöhungen demgegenüber aber recht beträchtlich sind.
5.2. Offensives Umweltmanagementkonzept
Die nach dieser Unternehmensphilosophie handelnden Betriebe versuchen, in allen betrieblichen Bereichen und Funktionen die Umweltschutzanforderungen in die betrieblichen Abläufe zu integrieren. Ziel ist es, diese Anforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern sie als betriebswirtschaftliches Instrument zu benutzen, um möglichst alle denkbaren Vorteile eines umweltbewußten Verhaltens für den Betrieb zu aktivieren.
Werkzeuge des Umweltmanagements
a) Umweltkostenmanagement
Wichtige Ziele des Umweltkostenmanagements sind:
die betrieblichen Umweltkosten systematisch zu erfassen und zu minimieren,
die externen Umweltschadenskosten in das unternehmerische Entscheidungskalkül einzubeziehen,
das Kostenpotential unterlassenen Umweltschutzes bei Investitionsentscheidungen systematisch zu berücksichtigen,
die umweltschutzrelevanten Kostensenkungspotentiale voll auszuschöpfen.
Wenn ein Unternehmen den Umweltschutz fest in sein Zielsystem integriert hat, ist eine umweltbezogene Kosten-und Leistungsrechung als ein Kernstück des betrieblichen Umweltcontrollings unerläßlich.
Umweltcontrolling
Beim betrieblichen Umweltcontrolling handelt es sich um eine führungsunterstützende und abteilungsübergreifende Querschnittsfunktion, die innerhalb des betrieblichen Umweltmanagements die Informationsfunktion, Planungsfunktion, Kontrollfunktion und Koordinationsfunktion umfaßt (ÖkoControlling).
Ökoaudit
Beim Ökoaudit (Umweltbetriebsprüfung) handelt es sich um ein Managementinstrument, das eine systematische, dokumentierte, regelmäßige und objektive Bewertung der Leistung der Organisation, des Managements und der Abläufe zum Schutz der Umwelt umfaßt.
Ökobilanzen
Mit Ökobilanzen lassen sich zunächst ökologische Schwachstellen ableiten, die dann in umweltbezogenen Zielen festgelegt werden und schließlich in einer konkreten Umsetzung von betrieblichen Umweltschutzmaßnahmen münden (Ökobilanzierung).
Umweltkennzahlen
Betriebliche Umweltkennzahlen liefern Informationen über umweltrelevante, betriebswirtschaftliche Tatbestände in konzentrierter Form. -Umweltkennzahlen unterstützen sämtliche Funktionen des Umweltcontrollings.
7. Bausteine eines Umweltmanagementsystems
Der betriebliche Umweltschutz kann erst dann reibungslos funktionieren, wenn er in der Aufbau- und Ablauforganisation verankert ist. Ein Umweltmanagementsystem sollte aus folgenden Bausteinen bestehen:
Umweltprüfung
Mit ihrer Hilfe wird eine erste umfassende Bewertung der umweltschutzsichernden Betriebsorganisation und der Umweltauswirkungen an einem Standort vorgenommen. Die Umweltprüfung stellt den Einstieg in das Umweltmanagementsystem dar und findet nur ein einziges Mal statt.
Anpassung der betrieblichen Umweltpolitik
Die Betriebe sollten ihre Umweltpolitik in regelmäßigen Zeitabständen auf höchster geeigneter Managementebene überprüfen und gegebenenfalls aktualisieren. Neben der Dokumentation der betrieblichen Umweltziele hat die Umweltpolitik eine Leitbildfunktion für die Ausrichtung des Umweltmanagementsystems. Die im Umweltprogramm beschlossenen Maßnahmen haben die Aufgabe, die in der Umweltpolitik formulierten Handlungsgrundsätze mit Leben zu erfüllen.
Organisatorische Verankerung des Umweltschutzes im Betrieb
Bei der Verankerung im Betrieb sollen Verantwortung und Befugnisse festgelegt werden. Dies beinhaltet auch die Benennung eines Managementvertreters, der für die Anwendung und Aufrechterhaltung des Umweltmanagementsystems zuständig ist.
Bewertung der Auswirkungen auf die Umwelt
Das Unternehmen prüft und beurteilt die Umweltauswirkungen der verrichteten Tätigkeiten. Über bedeutsame Auswirkungen auf die Umwelt stellt es ein Verzeichnis auf. Außerdem sollte das Unternehmen ein Verfahren für die Registrierung aller betriebsrelevanten Umweltrechts- und Umweltverwaltungsvorschriften einrichten und fortschreiben.
Festlegung der Aufbau- und Ablaufkontrolle
Alle Funktionen, Tätigkeiten und Verfahren, die für die betrieblichen Umweltziele von Bedeutung sind, müssen kontrolliert werden.
Erstellung einer Umweltmanagementdokumentation
Insbesondere mit Blick auf eine umfassende Darstellung von Umweltpolitik, Umweltzielen und Umweltprogrammen sowie die Beschreibung der Verantwortung und Befugnisse wird eine Dokumentation erstellt (Umwelthandbuch).
Durchführung von Umweltbetriebsprüfungen
Die Umweltbetriebsprüfungen dienen insbesondere der Beantwortung der Frage nach der Wirksamkeit des Umweltmanagementsystems.
(1) Defensives Umweltmanagement ist eine Strategie, bei der die Unternehmen auf die stark gestiegenen umweltschutzbezogenen Produktions- und Produktanforderungen der Behörden und des Marktes mit einem rein reaktiven Verhalten reagieren. Dies kann auf drei verschiedene Arten geschehen: · durch umweltbelastendes defensives Verhalten, · durch die Erfüllung von Mindestanforderungen, · durch ein defensives Umweltschutzmarketing (vgl. Abb.) (2) Grundlage des offensiven Umweltmanagements ist die Bestrebung der Unternehmen, in allen betrieblichen Bereichen und Funktionen die Umweltschutzanforderungen, die vom Staat oder vom Markt ausgehen, in die betrieblichen Abläufe offensiv zu integrieren. Zielsetzung ist es in diesem Zusammenhang nicht nur, diese Anforderungen "nur" zu erfüllen, sondern sie geradezu als betriebswirtschaftliches Instrument zu benutzen, um möglichst alle denkbaren Vorteile eines umweltbewussten Verhaltens für den Betrieb zu erhalten. Mit einem offensiven Umweltschutzkonzept sollen also sowohl die betrieblichen Ziele, wie die langfristige Gewinnmaximierung, als auch die Umweltver(besserungs)ziele gemeinsam erreicht werden. Entscheidet sich die Betriebsführung für ein solches Vorgehen, kann sie dies auf verschiedenen Wegen in die praktische Betriebs"politik" umsetzen . Offensives Umweitmanagement Quelle: Wicke, L./Haasis, H. D./Schafhausen, EISchulz, W, Betriebliche Umweltökonomie, München 1992, S. 647.
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