(Volkswirtschaftl. Gesamtrechnung im weiteren Sinn, gesamtwirtschaftl. Rechnungswesen) auf der Idee des -Wirtschaftskreislaufs aufgebautes System von Teilrechnungen. Es dient der Strukturierung von Erhebungen und der Aufbereitung statistischer Daten über wirtschaftliche Sachverhalte. Diese sollen ein umfassendes, hinreichend gegliedertes, übersichtliches und in sich widerspruchsfreies quantitatives Gesamtbild des Wirtschaftsgeschehens ermöglichen. Das volkswirtschaftl. Rechnungswesen soll die empirischen Grundlagen für Analysen und Prognosen der wirtschaftlichen Entwicklung und für die ggf. erforderlichen wirtschaftspolitischen Massnahmen liefern. Ein einziges Rechenwerk vermag dieser umfassenden Zielsetzung nicht Rechnung zu tragen. Daher werden mehrere, weitgehend aufeinander abgestimmte Teilrechnungen erstellt, die verschiedene Aspekte des Wirtschaftsgeschehens datenmässig erfassen. Es lassen sich grundsätzlich zwei Arten von Teilrechnungen unterscheiden: Bestands- und Stromrechnungen. Bestandsrechnungen sind zeitpunktbezogen und erfassen Bestandsgrössen, wie etwa die Vermögensrechnung oder die Arbeitslosenstatistik. Stromrechnungen sind zeitraumbezogen und erfassen Stromgrössen, wie z. B. die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, die —Zahlungsbilanz oder die Input-Output-Tabellen. Das wichtigste Rechenwerk im Rahmen des volkswirtschaftlichen Rechnungswesens stellt die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) dar. Übersicht über die wichtigsten Teilrechnungen des Volkswirtschaftlichen Rechnungswesens der Bundesrepublik Deutschland Sie knüpft an den Transaktionen der Wirtschaftssubjekte an und liefert vor allem so wichtige wirtschaftliche Indikatoren wie das Inlandsprodukt und das Sozialprodukt, die durch entsprechende Aggregation ermittelt werden. Die VGR gibt Aufschluss über Entstehung und Verwendung der produzierten Waren und Dienstleistungen sowie über die Verteilung der im Produktionsprozess entstehenden Einkommen. Um die wechselseitige Abhängigkeit der Produktion der einzelnen Industrien von den Lieferungen anderer Industrien, die in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht transparent ist, zu erfassen, werden ergänzend. Input-Output-Tabellen erstellt. Diese geben Einblick in die Verflechtung der Produktionsbereiche und bilden die Grundlage für Strukturanalysen. Detailliertere Informationen über die wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Ausland werden in der —Zahlungsbilanz erfasst. Als bedeutendstes Bindeglied zwischen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung als Stromrechnung und der Vermögensrechnung als Bestandsrechnung fungiert die Finanzierungsrechnung. Sie gibt Aufschluss über die laufende Vermögensbildung, die sich während einer Rechnungsperiode ergab, sowie deren Zusammensetzung und Finanzierung. Über den Wert der Bestände an Sachgütern sowie die Bestände an Forderungen und Verbindlichkeiten gibt die Vermögensrechnung Aufschluss. Aufgrund statistischer Bewertungs- und Erfassungsprobleme werden gegenwärtig nur die Sachvermögen (genauer: die Anlagevermögen) der Unternehmen und des Staates ausgewiesen, nicht jedoch die der privaten Haushalte. Das gesamtwirtschaftliche Rechnungswesen beruht teilweise nur auf Stichprobenerhebungen und kann daher schon deshalb keine exakten Zahlenergebnisse liefern. Dement- sprechend müssen ihre Ergebnisse mit Sorgfalt interpretiert werden. Besondere Probleme ergeben sich beim Vergleich wirtschaftlicher Indikatoren, wie z.B. der Werte des Bruttoinlandsprodukts für verschiedene Jahre. Diese geben nur nominelle Grössen wieder, in denen auch Preissteigerungen infolge von Inflation enthalten sind. Mit Hilfe von Preisindices kann man jedoch deren Einfluss eliminieren und auf diese Weise zu realen (preisbereinigten) Grössen gelangen. In jüngster Zeit wurde kritisiert, dass die gesellschaftliche Berichterstattung zu sehr auf wirtschaftliche Vorgänge beschränkt bleibt und da wiederum nur auf solche, die einer einfachen Bewertung in Geldeinheiten zugänglich sind. Infolge dieser Kritik sind verschiedene Bemühungen im Gange, durch Erstellung von Systemen sozialer Indikatoren die Berichterstattung und damit die Informationsgrundlagen für politische Entscheidungen auf eine breitere Grundlage zu stellen. Literatur: Brümmerhoff, D., Gesamtwirtschaftliches Rechnungswesen, 2. Aufl., Köln 1982. Haslinger, E, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 4. Aufl., München, Wien 1986. Stobbe, A., Volkswirtschaftslehre I, Volkswirtschaftliches Rechnungswesen, 6. Aufl., Berlin u. a. 1984.
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