beschreibt die Geld- und Güterströme (Geld, Güter) zwischen den einzelnen volkswirtschaftlichen Sektoren (Haushalt, -« Unternehmen, Staat, Ausland). Dabei verlaufen Geldstrom und Güterstrom entgegengerichtet, entsprechen sich aber wertmäßig. Geld- und Güterströme bilden die Tauschvorgänge zwischen den verschiedenen Wirtschaftseinheiten aufgrund der arbeitsteiligen Produktionsweise in einer Volkswirtschaft ab.
In der Wirtschaftssoziologie: Zirkulation
Ordnungsvorstellung zur systematischen Beschreibung und Analyse der unüberschauba- • \'I • _ LI n L ren Fülle von Tauschvorgängen in einer arbeitsteilig organisierten Volkswirtschaft. Ausgehend von der abstrakten Idee eines geschlossenen —Kreislaufs gelangt man durch Interpretation der —Transaktionen als Ströme und der —Wirtschaftssubjekte als Pole zum Wirtschaftskreislauf. Durch Gliederung der Transaktionen jedes Wirtschaftssubjekts anhand der vier ökonomischen Aktivitäten Güterproduktion, Konsum, Vermögensbildung, Kreditgewährung bzw. -verwendung und Zusammenfassung der Wirtschaftssubjekte zu Sektoren erhält man eine überschaubare Darstellung des Wirtschaftsgeschehens. So besteht das Konten-Grundschema der —Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung aus je vier Aktivitätskonten (Produktions-, Einkommens-, Vermögensänderungs- und Finanzierungskonto) der drei Sektoren Private Haushalte, Unternehmen und Staat sowie einem Auslandskonto. Nach weiterer —Aggregation und Konsolidierung ergeben sich zentrale ökonomische Grössen wie Sozialprodukt, Inlandsprodukt und Volkseinkommen. Ausser in Kontenform kann der Wirtschaftskreislauf auch in einem Gleichungssystem, einer Matrix oder grafisch dargestellt werden (vgl. Abb.). Da im Wirtschaftskreislauf nur Stromgrössen erfasst werden, wird er zum Zwecke einer umfassenden Darstellung des Wirtschaftsgeschehens durch eine Bestandsrechnung, die Vermögensrechnung, ergänzt. Die theoretische Analyse der Kreislaufzusammenhänge erfolgt im Rahmen der Kreislauftheorie.
Inbegriff der in quantifizierbaren Strömen zum Ausdruck kommenden Wirtschaftstätigkeit eines Landes oder einer Region während eines bestimmten Zeitraums. Die Kreislaufidee drängte sich angesichts der Geldzirkulation wirtschaftswissenschaftlich Interessierten schon früh auf. Francois QUESNAY (1694-1774) übertrug sie aber mit seinem Tableau Economique (1758) als erster auf die Bewegungen von Waren und Dienstleistungen bzw. ökonomischen Werten schlechthin. Das zirkuläre Element liegt nicht im Leisten und Empfangen von Gütern, die durchaus unterschiedlicher Art sind, vielmehr im Geben und Nehmen gleicher Werte. Kreislaufschemata übten aber nicht nur auf jene Faszination aus, die in Kategorien des marktwirtschaftlichen Do-ut-des-Prinzips dachten, sondern auf alle, die, wie z.B. Karl MARX (1818-1883), gesamtwirtschaftliche Systeme vor Augen hatten. Die Darstellung der i.d.R. als monetäre Ströme (Stromgrößen) erfaßten Vorgänge erfolgt in verschiedenen Formen (algebraisch, graphisch, kontenmäßig, matrixförmig), deren unterschiedliche Vorzüge je nach Fragestellung und Komplexität des Stromsystems zu nutzen sind. Stark verbreitet wegen ihrer Verwendung bei der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist die Darstellung in Kontenform nach der Methode der doppelten Buchführung. Sie erlaubt es, einen Wertestrom nach seinem Ausgang und seinem Eingang festzuhalten (erstes Kreislaufaxiom). Auch wenn zahlreiche Vorgänge wiederzugeben sind, kann dies noch in übersichtlicher Weise geschehen. a) Transaktionskontensystem: Interessieren im wesentlichen tatsächlich beobachtbare wirtschaftliche Transaktionen, genügt eine institutionelle Kontengliederung, die durch ein Hilfskonto erweitert ist. Das Hilfskonto hat die Aufgabe, Saldenströme aufzunehmen, die zur »Schließung« des Kreislauf dienen: Bei geschlossenen (im Gegensatz zu offenen) Kreisläufen muss auf jedem Konto die Wertsumme der Zuflüsse gleich der Wertsumme der Abflüsse sein (zweites –4 Kreislaufaxiom). Saldenströme haben große analytische Bedeutung: Da sie ökonomischer Interpretation zugänglich sind, kann stets ein Teil der wirtschaftlichen Transaktionen aus den übrigen Transaktionen abgeleitet werden, indem man den Kreislauf schließt. Bei Prognosen besteht aufgrund dieses Zusammenhangs der zusätzliche Vorteil, dass die Plausibilität einer Annahme über einen Strom anhand der Plausibilität der korrespondierenden Ströme kontrolliert werden kann. Beispiel eines Kontensystems mit rein institutioneller (hier: sektoraler) Gliederung für folgende ausgewählte Leistungstransaktionen:
Das Hilfskonto ist ökonomisch als Sammelkonto für die volkswirtschaftlichen Vermögensänderungen zu interpretieren. b) Funktionskontensystem: Soll der Kreislauf nach der Art des wirtschaftlichen Geschehens dargestellt werden, wählt man eine funktionale Kontengliederung. Dabei ist es erforderlich, unterstellte Transaktionen einzuführen. Sie haben formal den Zweck, die jeweiligen Konten zu schließen, materiell den Zweck, wichtige ökonomische Vorgänge nachzuweisen (die sich außerhalb des Marktes abspielen); so z.B. die Produktionstätigkeit des Staates und den Staatsverbrauch Ce. In Höhe der staatlichen Aufwendungen für laufende Zwecke (hier Y2) wird eine Produktionstätigkeit erfaßt, deren Ergebnis öffentliche Leistungen der verschiedensten Art sind. Diese kommen den einzelnen gesellschaftlichen Gruppen in unterschiedlichem Maße zugute. Eine genaue Zurechnung ist allerdings praktisch nicht möglich. Damm wird zur Vereinfachung angenommen, der Staat führe die Ergebnisse seiner Produktionstätigkeit dem Eigenverbrauch zu; dieser wird in der Einkommens-(verwendungs-)Rechnung der Volkswirtschaft registriert. Beispiel eines Kontensystems, welches die Leistungstransaktionen nach drei Funktionsbereichen klassifiziert:
c) Mischkontensystem: Den höchsten Informationswert hat eine kombinierte institutionelle und funktionale Gliederung des Wirtschaftskreislaufs. Dabei treten auf den verschiedenen horizontalen und vertikalen Ebenen neue Salden auf, die wichtige Erkenntnisse vermitteln; z.B. über die sektorale Geldvermögensbildung OF". Ein Gesamtaufriss des Wirtschaftskreislaufs im Sinne definitorischer Zusammenhänge wird als Ex-post-Kreislaufschema bezeichnet. Man gewinnt Einblick in logische Strukturen, nicht zuletzt durch die Möglichkeit vielfältiger tautologischer Umformungen. Die statistische Ausfüllung des Ex-post-Rahmens geschieht in - Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Ergänzt man das System um Aussagen über funktionale (z.B. kausale) Abhängigkeiten, schreitet man zu einer sog. Exante-Darstellung des Wirtschaftskreislaufs fort. Solche haben als mikroökonomische Totalmodelle große theoretische Bedeutung erlangt, als makroökonomische Modelle sind sie darüber hinaus auch für die Wirtschaftspolitik unentbehrlich geworden, der sie eine konzeptionelle Basis geben und Orientierungshilfen für Aktivitäten anbieten. F.G. Literatur: Haslinger, F. (1995). Statistisches Bundesamt (a: jährlich)
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