Finanzierungspotential, welches die Währungsbehörden eines Landes in die Lage versetzt, Zahlungsbilanzdefizite abzudekken. Es wird durch tatsächliche und potentielle Finanzierungsmittel bestimmt. a) Zur tatsächlichen internationalen Liquidität zählen die Währungsreserven, über die seitens der Währungsbehörden unbeschränkt verfügt werden kann (unbedingte Liquidität). Internationale Liquidität im Sinne der Währungsstatistiken ist meist als Summe dieser offiziellen Währungsreserven zu verstehen.
Die Hauptkomponenten sind Gold, Devisen, Reserveposition im Internationalen Währungsfonds (IWF) und Sonderziehungsrechte (SZR). Die Goldkomponente, die sich in den 70er Jahren mengenmäßig wenig, zu (Londoner) Marktpreisen gerechnet stark verändert hat, ist hinsichtlich ihres Reservecharakters schwer zu beurteilen, nachdem das US-Schatzamt mit der Suspendierung der Verpflichtung zur Konversion des Dollars in Gold am 15.8.1971 und der IWF mit den Demonetisierungsbeschlüssen des Interim-Ausschusses vom August 1975 und der Inkraftsetzung der
2. Änderung des Übereinkommens am 1.4.1978 als Käufer nicht mehr zuverlässig in Betracht kommen. Die Devisenkomponente weist ein explosives Wachstum auf. Es überzeichnet allerdings die Liquidisierung der Weltwirtschaft, soweit die offiziellen Reserven auf Grund von Verschuldung der Geschäftsbatiken zustande kam, und es birgt die Gefahr einer Destabilisierung, soweit der Reservezuwachs auf Leistungsbilanzdefiziten der Reservewährungsländer, insbes. der USA, beruht. Allerdings ist eine Diversifikation der für Reservezwecke in Anspruch genommenen Währungen unverkennbar. Diese Entwicklung wird durch das Aufkommen konkurrierender Weltwährungen (-)Euro) sowie durch die Fazilitäten des globalen Finanzmarkts (Eurodollarmarkt) maßgeblich unterstützt. Die SZR haben die in sie gesetzten reservepolitischen Erwartungen bisher nicht erfüllt. Der Grund liegt nicht in einer etwaigen Fehlkonstruktion, sondern in der Tatsache, dass andere Reservemedien und nicht zuletzt auch potentielle Liquidität hinreichend zur Verfügung stehen. b) Die in ihrer Gesamtheit nicht exakt bezifferbaren potentiellen Finanzierungsmittel haben eine große Vielfalt. Darunter fallen institutionalisierte Kreditlinien, wie z.B. die Rückgriffsmöglichkeiten auf die Mittel des - kurzfristigen Währungsbeistands, des mittelfristigen finanziellen Beistands der -) Europäischen Gemeinschaften und die Ziehungsrechte im Rahmen der Kredittranchen des Internationalen Währungsfonds. Es handelt sich um halbautomatische oder gebundene und aufiagenabhängige Kreditfazilitäten, je nach Höhe der Inanspruchnahme. Auf multilateraler und bilateraler Basis existieren darüber hinaus Vereinbarungen über Ad-hoc-Kredite und Swap-Abkommen, wie die Basler Abkommen und die Kreditnetze der USA. Außerdem muss das mobilisierbare Devisenreservoir des inländischen privaten Sektors als bedingte Liquidität der Währungsbehörden in Rechnung gestellt werden. Die Frage der Angemessenheit der internationalen Liquidität kann nicht allgemeingültig beantwortet werden, da es keine unter allen Umständen richtige Bezugsgröße gibt. Würde ein strenges System -) freier Wechselkurse beachtet oder hätten bei - festen Wechselkursen sämtliche Länder ausgeglichene Zahlungsbilanzen, bestünde kein substantieller Bedarf an internationaler Liquidität, von working balances einmal abgesehen. Der Zahlungsbilanzausgleich ist in jedem Fall stark von der Verfassung der internationalen Kreditmärkte abhängig: Erlauben sie eine Finanzierung von Leistungsbilanzdefiziten, erübrigen sich offizielle Operationen. Tatsächlich haben die privaten internationalen Kapitalmärkte seit den 70er Jahren eine zu Zeiten der Debatten um die Schaffung von SZR unerwartete Freizügigkeit und Effizienz gewonnen. Ihr Beitrag zur Rückschleusung von Kapital aus Überschuß- in Defizitländer ist enorm. Der IWF, obwohl selbst am Recycling nur mit relativ geringen Mitteln beteiligt, hat als Konditionenführer und Überwachungsinstanz eine neue Aufgabe und verstärktes Ansehen gefunden. Schwierigkeiten ergeben sich nicht aus dem etwa zu geringen Umfang der mobilisierbaren Finanzmittel, sondern aus der mangelnden Kreditwürdigkeit vieler Länder mit Zahlungsbilanzdefiziten, so dass aus diesem Grund, und nicht wegen unangemessener internationaler Liquidität, aufsichtsrechtliche Konsequenzen gezogen (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) und Restriktionsmaßnahmen ergriffen werden. F.G. Literatur: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (Jahresberichte). Internationaler Währungsfonds (Jahresberichte). Deutsche Bundesbank, Die längerfristige Entwicklung der Weltwährungsreserven, Monatsberichte, 42. Jg. Nr.1 (Januar 1990).
Vorhergehender Fachbegriff: Internationale Kooperationen | Nächster Fachbegriff: Internationale Lizenz
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|
|