Staaten, in denen der durchschnittliche materielle Lebensstandard bedeutend geringer ist als in den Industrienationen. Wichtige Indikatoren des Entwicklungsstandes sind: Arbeitsproduktivität, Pro-Kopf inkommen, Bildungsstand, Anteil des primären Sektors (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei) am Sozialprodukt bzw. an der gesamtwirtschaftlichen -. Wertschöpfung.
Less Developed Countries (LDC)
Staaten, die im internationalen Vergleich, insbesondere gegenüber den Industrieländern, einen wesentlichen Entwicklungsrückstand aufweisen. Traditionell wird das Entwicklungsniveau an folgenden Indikatoren gemessen:
Pro-Kopf-Einkommen, Lebensstandard breiter Bevölkerungsschichten (in der Nähe des Existenzminimums), Arbeitsproduktivität, Arbeitslosigkeit, Bildungsstand, Anteil des primären Sektors an Produktion und Export (Dominanz von Rohstoff- und Agrarproduktion), Infrastrukturausstattung. Zur Charakterisierung der verschiedenen Entwicklungsniveaus werden auch soziale Indikatoren (unter anderem Lebenserwartung bei der Geburt, Ärzte je 10.000 Einwohner, Schüler an weiterführenden Schulen) hinzugezogen.
sind nach Einstufung der UNO Länder mit einem durchschnittlichen Jahres-Pro-Kopf-Einkommen von unter 500 US-Dollar. Insofern sind ca. 120 der 190 Länder der Welt als solche zu bezeichnen, in ihnen lepen 2/3 der Weltbevölkerung. Vom Welt-Sozialprodukt entfällt auf sie nur 1/8. Eine Abstufung zwischen den Entwicklungsländern unterteilt in »late/last/less developped countries« (LDC) und »least developed countries« (LLDC), letztere mit einem Jahres-Pro-Kopf-Einkommen von unter 100 US-Dollar. Weitere Kennzeichen der Entwicklungsländer: Landwirtschaft überwiegt, hohe Arbeitslosigkeit, hohe Analphabeten-Quote, hohe Geburtenrate, niedrige Lebenserwartung, schlechte Infrastruktur. Die Entwicklungsländer fordern eine Neue Weltwirtschaftsordnung, siehe auch Dritter Schalter, Lome- Ab kommen, STABEX.
In der sozialistischen Wirtschaftslehre: Länder, deren ökonomischer Entwicklungsstand hinter jenen Industrieländern zurückbleibt, die als Norm angesehen werden. Es haben sich tiefgreifende ökonomische Veränderungen vollzogen (Zusammenbruch des sozialistischen Marktes, der „zweiten Welt“ und dem damit zusammenhängenden Handel und der Unterstützung der Dritten Welt. Die Weltbank hat als Maßstab für die Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder einen ProKopf-Anteil am Sozialprodukt von weniger als 473 US$ festgelegt. 76% der Weltbevölkerung haben aber lediglich einen Anteil von nur 17% am Weltsozialprodukt. Zwischen den Entwicklungsländern gibt es verschiedene Abstufungen im ökonomischen Entwicklungsstand. Im Rahmen der neuen internationalen Arbeitsteilung gibt es vermehrt Verlagerungen von Industriebetrieben, der Produktion oder von Teilen der Produktion, der Forschung von den traditionellen Standorten in Entwicklungsländer und in den Osten. Die Motive dafür liegen in den für das Kapital besseren Rahmenbedingungen (z.B. niederer Standart im sozialen Bereich und beim Umweltschutz) in diesen Ländern. Die Entwicklungsländer erhoffen sich durch die Ansiedlung mehr staatliche Einnahmen, weitere Industrialisierung und einen Beschäftigungseffekt. >Agrarentwicklung. >Brain drain.
>Brady-Plan, >CEPAL, >Dekolonisation, >Dependenztheorie, >Dritte Welt, >Diversifikation, >Entwicklungshilfe, >Entwicklungspolitik, >Entwicklungstheorien, >Freie Produktionszone, >Kinderarbeit, >Schwellenländer, >Verlängerte Werkbank
Auf der Welt existieren derzeit rund 150 Länder, die auf Grund ihrer wirtschaftlichen, sozialen und sonstigen Charakteristika einen Kontrast zu den ca. 20 Industriestaaten bilden und als Entwicklungsländer bezeichnet werden. Entwicklungsländer weisen im internationalen Vergleich einen wesentlichen Entwicklungsrückstand auf. Die Unterschiede zwischen den Entwicklungsländern sind so vielfältig, dass eine Charakterisierung dieses Ländertyps (Ländertypologie) sehr schwierig ist. Auf Grund unterschiedlicher Entwicklungsniveaus und -prozesse lässt sich keine allgemeinverbindliche Abgrenzung und Klassifizierung von Entwicklungsländern aufstellen. Insgesamt sind die einzelnen Abgrenzungen auf Grund unterschiedlicher Kennzahlen nicht überschneidungsfrei. Abgrenzungskriterien und Länderhsten wurden von der Weltbank, der OECD und den Vereinten Nationen entwickelt (vgl. Dülfer, 1997, S. 57t).
Die Abgrenzung und Einteilung der Entwicklungsländer (Less Developed Countries, LDC) erfolgt anhand vielfältiger Indikatoren (vgl. Deutsche Bank, 1998, S. 150):
- wirtschaftliche Charakteristika, denen zufolge Entwicklungsländer im Vergleich zu Industrieländern u.a. ein niedriges Pro-Kopf-Einkommen, eine niedrigere Spar- und Investitionstätigkeit, eine geringere Kapitalintensität (gemessen am Kapitalaufwand pro Beschäftigten), einen niedrigeren technischen Ausbildungsstand und die Vorherrschaft des primären Wirtschaftssektors haben
- soziale Indikatoren wie geringe Lebenserwartung, hohe Kindersterblichkeitsrate, hohe Analphabeten-Quote usw.
- sozio-kulturelle Merkmale wie geringe soziale Mobilität, das Vorherrschen traditioneller Verhaltensmuster, beruhend auf festen Rollen von sozialen Bereichen und fehlende Möglichkeiten zur Befriedigung individueller Bedürfnisse.
Die Weltbank nutzt eine Länderklassifikation, die auf dem Bruttosozialprodukt (BSP) pro Kopf beruht und als Grundlage für viele andere internationale Organisationen zur folgenden Unterscheidung führt (Stand 2000):
- Länder mit niedrigem Einkommen (low-income economies) mit einem BSP pro Kopf von weniger als 755 US-Dollar im Jahr
- Länder mit mittleren Einkommen (middle-income economies) werden differenziert in lower middle-income economies mit einem BSP pro Kopf von 756 bis 2.995 US-Dollar und Upper middle-income economies mit einem BSP pro Kopf von 2.996 bis 9.265 US-Dollar
- Länder mit hohem Einkommen (high-income economies) mit einem BSP pro Kopf von über 9.266 US-Dollar.
Diese Klassifizierung schließt alle 181 Mitglieder der Weltbank ein als auch diejenigen Länder mit mehr als 30.000 Einwohner. Insgesamt handelt es sich um 206 Staaten. Zu den Entwicklungsländern gehören die Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen (ca. 150 Staaten).
Auch die OECD unterteilt die Länder anhand des BSP pro Kopf, wobei die Grenzwerte ähnlich wie bei der Weltbank alle drei Jahre angepasst werden. Ihre Länderliste nutzt die OECD für die Gewährung von Entwicklungshilfen. Diese Liste (DAC-Liste) besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil sind die »traditionellen« Entwicklungsländer aufgeführt. Der zweite Teil wurde nach dem Ende des »Kalten Krieges« aufgenommen, um auch die Transformationsländer (Staatshandelsländer) zu berücksichtigen.
Im ersten Teil der DAC-Liste werden folgende Entwicklungsländer aufgeführt (Stand 1998):
- Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries, LLDQ
- Länder mit niedrigem Einkommen (low-income countries) mit einem BSP pro Kopf von weniger als 760 US-Dollar
- Länder mit niedrigem mittleren Einkommen (lower middle-income countries) mit einem BSP pro Kopf von 761 bis 3.030 US-Dollar
- Länder mit höherem mittlerem Einkommen (upper middle-income countries) mit einem BSP pro Kopf von 3.031 bis 9.360 US-Dollar
- Länder mit hohem Einkommen (high-income countries) mit einem BSP pro Kopf von über 9.360 US-Dollar.
Der zweite Teil der DAC-Liste begünstigt Transformationsländer und wird unterschieden in:
- Länder Zentral- und Osteuropas sowie die Staaten der früheren Sowjetunion
- weiter entwickelte Länder (wie z.B. China, Hongkong, Korea, Kaimaninseln, Bahamas, Gibraltar, Singapur).
Die Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (LLDC) wurde von den Vereinten Nationen 1971 (terminologisch) eingeführt und umfasst Länder mit einem BSP pro Kopf von weniger als 699 US-Dollar (Durchschnitt der letzten drei Jahre), einer Alphabetisierungsquote von maximal 20 % bei den über 15-jährigen und einem Anteil der Industrieproduktion am BSP kleiner als 10 %. Schließlich werden nur Länder mit einer Bevölkerung unter 75 Mio. Einwohnern berücksichtigt. Hierzu zählen vorwiegend Länder aus Zentralafrika und Südasien, so Mozambik, Äthiopien, Nepal oder Bangladesch (vgl. Koch, 1998a, S. 184).
Neben den besonderen Rahmenbedingungen ist ein weiteres wesentliches Kennzeichen von Entwicklungsländern die Dominanz der Agrar- und Rohstoffproduktion. Dies führt zu besonderen Anforderungen an das Management in Entwicklungsländern, aber auch zu besonderen Schwierigkeiten beim Export von Agrarerzeugnis-sen beispielsweise in die EU (Lome-Abkommen). Demgegenüber beschaffen Entwicklungsländer häufig Fertigprodukte und fortschrittliche Technologien aus dem Ausland, was zu negativen Exportüberschüssen (Leistungsbilanzdefizite) und einer wachsenden Brutto-Auslandsverschuldung führt.
Land, dessen im Verlauf seiner Entwicklung realisierter Entwicklungsstand hinter dem Entwicklungsstand jener Länder zurückgeblieben ist, die man als Norm ansieht. Zur Norm wird dabei i.d.R. der Entwicklungsstand der Industrieländer erhoben, so dass man den ein Entwicklungsland charakterisierenden Tatbestand am besten mit "Rückständigkeit gegenüber den Industrieländern" umschreiben kann. Dieser Terminus wurde allerdings im politischen Sprachgebrauch aufgrund seines abwertenden Charakters durch "Unterentwicklung" ersetzt. Der Normcharakter bezieht sich jedoch nur auf die materielle Möglichkeit, bestimmte Lebens be- dingungen hersteilen zu können, die aus nationaler Sicht als wünschenswert erscheinen, nicht aber auf die Empfehlung zur Nachahmung des westlichen Lebensstils. Eine Möglichkeit, ein Land als Entwicklungsland zu identifizieren, besteht darin, seinen Entwicklungsstand mit Hilfe von Entwicklungsindikatoren zu messen. Allerdings ist hierbei die Festlegung eines kritischen Grenzwertes für die Indikatoren notwendig, um die Grenze zwischen der Gruppe der Entwicklungsländer und der der Industrieländer bestimmen zu können. Aufgrund der Schwierigkeiten, auf die man bei der empirischen Messung des Entwicklungsstandes sowie bei der Ermittlung der kritischen Grenzwerte stösst, besteht eine zweite Möglichkeit der Entwicklungsländerbestimmung darin, einzelne Kriterien unterentwik- kelter Länder aufzulisten, deren Vorliegen als für ein Entwicklungsland charakteristisch angesehen wird. Hierzu gehören vor allem ein im internationalen Vergleich geringes Pro- Kopf-Einkommen, absolute Armut eines überdurchschnittlichen Anteils der Gesamtbevölkerung, die Überbevölkerung sowie eine vom Dualismus geprägte Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur. Eine weitere - negative - Abgrenzung des Begriffs Entwicklungsland geht auf die Vereinten Nationen zurück, die folgende Ländergruppen unterscheiden: Klasse 1: Entwickelte westliche Länder (USA, Kanada, Westeuropa, Australien, Neuseeland, Südafrika, Japan), Klasse 2. Staatshandelsländer (die kommunistischen Staaten Osteuropas und Ostasiens), Klasse 3: Entwicklungsländer (alle übrigen Länder). Von dieser Aufteilung der Welt in drei Klassen stammt die Bezeichnung "Dritte Welt", die oftmals für die Entwicklungsländer gebraucht wird. Fasst man umgekehrt die Klassen 1 und 2 zusammen, so spricht man von den Industrie- bzw. "Nordländern; die Entwicklungsländer sind dann der "Süden", und den Gegensatz zwischen beiden Gruppen bezeichnet man als "Nord-Süd-Problem" bzw. Nord-Süd-Gefälle. Aufgrund der Heterogenität der in der Gruppe der Entwicklungsländer zusammen- gefassten Volkswirtschaften ist eine weitergehende Typologisierung der unterentwickelten Länder unerlässlich (Entwicklungsländertypologien). Literatur: Hemmer, H.-R., Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer, 2. Aufl., München 1988.
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