einzelne makroökonomische Variablen (Einzelindikatoren) oder aus mehreren Variablen gebildete Kennzahlen (Gesamtindikatoren), die den Zustand und die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Konjunktur beschreiben bzw. abbilden. Besteht zwischen der Entwicklung eines Indikators und der der Konjunktur eine stabile bzw. verlässlich vorhersehbare ökonomisch-kausale Beziehung und verlaufen beide Zeitreihen bezüglich Amplitude und Periodizität konform, so dient der Indikator der fortwährenden Beobachtung und Prognose der Konjunktur sowie der Wirkungsanalyse konjunkturpolitischer Massnahmen. Liegen die Wendepunkte der trend- und saisonbereinigten Zeitreihe eines Indikators systematisch zeitlich vor denen der Konjunktur, so ist es ein sog. vorlaufender (leading) Indikator. Entsprechend gibt es nachlaufende (lagging) und gleichlaufende (coinciding) Indikatoren. Die "leading indicators" dienen insb. der Konjunkturprognose und als Referenzmassstab der Konjunktur- bzw. Stabilisierungspolitik. Beispiele für Einzelindikatoren sind die Produktion, der Auslastungsgrad der Produktionskapazität, die Arbeitslosenquote, der Index der Auftragseingänge und -bestände, die Lagerhaltung, die (Zentralbank-)Geldmenge oder Preis- und Lohnindizes. Da kein Einzelindikator die Komplexität der Konjunktur vollkommen erfasst und alleine kaum etwas über das Ausmass einer konjunkturellen Veränderung aussagt, werden häufig Gesamtindikatoren konstruiert (z.B. sog. Diffusionsindizes aus der Streuung verschiedener gesamtwirtschaftlicher Variablen). Sie verdichten die Informationen, indem sie unter Verwendung statistischer Methoden wie z.B. der Faktorenanalyse mehrere Einzelindikatoren zusammenfassen. Das Problem liegt in der Auswahl und Gewichtung der Einzelindikatoren sowie in der Bestimmung von Normwerten und Toleranzgrenzen. Bekannte Gesamtindikatoren sind das Harvard-Barometer, der Konjunkturindika- tor des NBER, der Konjunkturtest des Ifo- Institutes und der Gesamtindikator des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Literatur: Bums, A. FJMitchell, W C., Measuring Business Cycles, New York 1974. Feldsieper, M., Indikatoren, I: konjunkturelle, in: HdWW, Bd. 4, Stuttgart u. a. 1978.
wirtschaftliche Reihen, die zur Diagnose, Prognose und theoretischen Charakterisierung der - Konjunktur geeignet erscheinen. In der europäischen Tradition verwendet man v.a. aggregierte Variablen wie Auslastungsgrad des Produktionspotentials, Trendabweichungen oder (nicht unproblematisch) Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes, in den USA stützt man sich vielfach auf Konjunkturindikatoren i.e.S., das sind Diffusionsindizes, die aus einer Vielzahl von konjunkturreagiblen Reihen zusammengebaut werden. Diffusionsindizes geben den (gewichteten oder ungewichteten) Anteil der expandierenden Reihen an und können zur Festlegung der Wendepunkte verwendet werden; Diffusionsindizes, die ausschließlich aus vorauseilenden Indikatoren gebildet werden, geben wichtige Anhaltspunkte für die Konjunkturprognose. Nach Vorarbeiten an der Universität Harvard (Harvard-Barometer) wurden Konjunkturindikatoren v.a. von Arthur F. BURNS und Wesley C. MITCHELL am amerikanischen National Bureau of Economic Research entwickelt und verwendet; sie stießen als »measurement without theory« vielfach auf heftige Kritik. Die überwiegend quantitativen Indikatoren des NBER wurden von George KATONA (Michigan Survey Research Center) und vom Ifo-Institut, München durch qualitative Indikatoren ergänzt, die Erwartungen von Konsumenten und Erwartungen, Urteile und Pläne von Unternehmern erfragen und aggregieren. Die Bedeutung der Konjunkturindikatoren liegt heute, über die Verwendung in der Konjunkturforschung hinaus, im Bereich der Konjunkturtheorie. Bestimmte Konstellationen von Konjunkturindikatoren, typische Verlaufsmuster und Abfolgen (Konjunkturmuster) dienen zur Charakterisierung der Konjunktur (stylized facts) und zum Testen der Erklärungskraft alternativer Konjunkturtheorien. Als Beispiel für solche stylized facts seien etwa das systematische Vorauseilen von Gewinnen, Aktienkursen oder Auftragseingängen (leading indicators) oder das systematische Nachhinken der Arbeitsmarkt- und Preisreihen (lagging indicators) erwähnt, die positive Korrelation zwischen dem Output verschiedener Sektoren, zwischen Output und Preisen, zwischen Output und Geldnachfrage, die prozyklische Entwicklung der Stundenproduktivität, der Reallohnsätze, der Investitionsnachfrage, der Zinssätze. Literatur: Schebeck, F., Tichy, G. (1985). Mintz, I. (1969)
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