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Wechselkurszielzonen

beinhalten ein Wechselkursziel (Mittelwert einer anzustrebenden Devisenkursentwicklung) und eine Zone, innerhalb der die Devisenkurse schwanken können. Die Ermittlung eines anzustrebenden Mittelkurses kann aufgrund der Kaufkraftparitätentheorie oder mit Hilfe des von John Williamson entwickelten Konzepts der Bestimmung eines realen Gleichgewichtskurses, der sog. Fundamental Equilibrium Exchange Rate (FEER), vorgenommen werden. Angestrebt wird durch die Verkündung von Wechselkurszielzonen eine Stabilisierung der Wechselkurserwartungen und eine Vermeidung von zu grossen Schwankungen der Devisenkurse. üblich ist eine Unterscheidung in "harte" Zielzonen (es besteht eine Interventionsverpflichtung für die beteiligten Länder) und "weiche" Zielzonen (auch Referenzzonen genannt), die lediglich einen Zwang zu internationaler Konsultation beinhalten. Ist die vereinbarte Zielzone eng und hart, dann nähert sich das Zielzonenkonzept einem System fester Wechselkurse, ist sie breit und weich, sind im Prinzip grosse Kursschwankungen wie im System flexibler Wechselkurse möglich. Wechselkurszielzonen können öffentlich angekündigt oder ohne öffentliche Verkündigung als Referenzzonen (wie in der LouvreVereinbarung) vereinbart werden.   Literatur: Williamson, J., Exchange Rate Management: The Role of Target Zones, in: AER, Vol. 77 (1987), S. 200 ff.

Die Wechselkurszielzonen sind mit Wechselkursbandbreiten vergleichbar, allerdings beruhen die Regelungen auf weniger verbindlichen Absprachen. Vor Jahren wurde eine solche Idee vom ehemaligen Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine propagiert, der Wechselkurszielzonen zwischen den Währungen der sog. Triade (USA, EU und Japan) einrichten wollte.



System mehr oder weniger - fester Wechselkurse mit einer Bandbreite, innerhalb derer der Wechselkurs frei schwanken kann. Erst bei Erreichen der Ränder der Zielzone sind die beteiligten Länder über ihre Notenbanken verpflichtet, gemäss der zugrunde gelegten Interventionsvereinbarung, den Wechselkurs am Verlassen der Zielzone zu hindern. Das Zielzonenkonzept vereinigt damit Elemente fester und freier Wechselkurse. Für seine konkrete Ausgestaltung finden sich eine Reihe unterschiedlicher Konzeptionsmöglichkeiten. Grundlegende Gestaltungsmerkmale liegen in der Wahl des Wechselkursziels (nominaler oder realer Wechselkurs), der Breite des zulässigen Schwankungsintervalls, dem Interventionsmechanismus (uni- oder bilaterale Interventionspflichten), der »Härte« der Zielzonengrenzen (unkonditionale oder konditionale Verpflichtung zur permanenten oder durchschnittlichen Gewährleistung der angekündigten Grenzen) und dem Anpassungsmechanismus für die Zielzone (diskrete oder regelgebundene Änderungen von - Parität und zulässigem Schwankungsbereich). Ansatzpunkt des Zielzonenkonzepts ist ein Zielwechselkurs, der für die beteiligten Währungsgebiete wechselseitig ein fundamentales Gleichgewicht gewährleisten soll. Darunter wird verstanden, dass sich mittelfristig und im Durchschnitt ein gleichzeitiges internes und externes Gleichgewicht einstellt. Das externe Gleichgewicht läßt sich dabei mit einem Leistungsbilanzsaldo gleichsetzen, der sich aufgrund von Kapitalströmen einstellt, die im Hinblick auf die inländische Spar- und Investitionsneigung tragbar und angemessen sind. Wechselkurszielzonen können währungspolitisch ein wichtiges Instrument zur Stabilisierung der Devisenmärkte darstellen. Die Verkündung von Wechselkurszielen bietet die Möglichkeit, den Devisenmarktteilnehmern Erwartungsführung zu geben, welche Wechselkursrelationen als wünschenswert und tragbar angesehen werden. Durch die Stabilisierung der Erwartungen können Zielzonen einen Beitrag leisten, die Wechselkursentwicklung zu verstetigen und Volatilität und Misalignements der Wechselkurse zu verringern. Darüber hinaus könne sie zur geldpolitischen Disziplinierung beitragen und Ländern mit eher instabiler Preishistorie die Preisstabilisierung durch Anbindung an eine stabile Ankerwährung erleichtern. Das Funktionieren eines Zielzonensystems ist jedoch an Voraussetzungen gebunden, die hohe Anforderungen an die beteiligten Volkswirtschaften stellen. Wesentlich ist v.a. die Bereitschaft zur konsequenten wirtschaftspolitischen Koordination, da sich unter den Bedingungen weitestgehend liberalisierter internationaler Kapitalmärkte geldpolitische Unabhängigkeit und Wechselkursstabilität nicht gleichzeitig verwirklichen lassen. Bei divergierender Wirtschaftsentwicklung der beteiligten Volkswirtschaften führt der Versuch, den Wechselkurs am Verlassen der Zielzone zu hindern, zur interventionsbedingten Endogenisierung des inländischen Geldangebots und damit letztlich des Preisniveaus. Ein Wechselkurszielzonensystem ist jedoch nur dann tragfähig, wenn es aus Sicht der Devisenmarktteilnehmer als glaubwürdig empfunden wird. Bestehen aber Zweifel an der Bereitschaft und/oder Fähigkeit der Notenbank(en), die Zielzone zu verteidigen, so wird es zu spekulativen Attacken auf das Zielzonensystem kommen, die über kurz oder lang ein Realignment oder die Freigabe des Wechselkurses erzwingen. Bei Divergenz der Volkswirtschaften und/ oder häufigen und umfangreichen stochastischen Störungen in der Entwicklung der Fundamentalfaktoren sind daher eine angemessene Realignmentpolitik, hinreichend große Zielzonenbreiten und »weiche« Zielzonengrenzen wesentliche Bestimmungsgründe der Tragfähigkeit des Zielzonensystems. Breite Schwankungsbereiche und weiche Zielzonengrenzen sind insbes. auch für die Errichtung eines Zielzonensystems und seine Frühphase wichtige Gestaltungsmerkmale, um dem Markt spekulative Anreize zu nehmen und den Anpassungsdruck des Zielzonenregimes zu verrringern. Da zuverlässige Anhaltspunkte für die rechnerische Ermittlung fundamentaler Gleichgewichtskurse fehlen, läßt sich als Parität in der Regel nicht genau derjenige Kurs festlegen, der für die beteiligten Währungsgebiete ein fundamentales Gleichgewicht sicherstellt. Eine Wechselkurszielzone muss den hier bestehenden Anpassungsbedarf ermöglichen. Literatur: Kremski, T. (1998). Kremski, T. (1997). Krugmann, P.R., Miller, M.H. (1992). Frenkel, JA., Goldstein, M. (1986). Williamson, J. (1985).

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