(engl. stimulus contribution theory) Die Anreiz-Beitrags-Theorie geht von der Annahme aus, daß jeder Betrieb als eine Organisation in Form eines Systems von wechselseitig verbundenen Personen, den Organisationsteilnehmern, anzusehen ist. Alle Organisationsteilnehmer erhalten von der Organisation Anreize und leisten dafür Beiträge. Der Betrieb befindet sich im Gleichgewichtszustand, wenn der Betrieb aufgrund der Beiträge den Arbeitnehmern so viele Anreize gewährt, daß diese ihr Arbeitsverhältnis fortsetzen. Die Arbeitnehmer halten nämlich ihr Arbeitsverhältnis nach der Anreiz-Beitrags-Theorie nur so lange aufrecht, wie die gewährten Anreize den geleisteten Beiträgen entsprechen oder diese übersteigen.
Die Anreiz Beitrags Theorie besagt, dass das Individuum die von der Organisation erhaltenen Anreize seinen Beiträgen gegenüberstellt und aufgrund des Nutzenvergleichs seine Verhaltensweisen festlegt. Vom Ergebnis der Bewertung hängt es also ab, welches Leistungsverhalten der Einzelne an die Organisation abgibt und ob das Organisationsmitglied das Arbeitsverhältnis überhaupt aufrechterhält.
Erklärungsansatz zur Zusammenführung der Ziele unterschiedlicher Interessensgruppen innerhalb eines Unternehmens. Die Mitglieder der jeweiligen Gruppen leisten so lange Beiträge zur Erfüllung der Unternehmensziele, wie sie dafür eine (erwartet, kalkulierte) Gegenleistung zur Erfüllung ihrer eigenen Ziele erhalten. Die Zugehörigkeit zur Organisation erfolgt so lange, wie ein Leistungs/Gegenleistungsgleichgewicht besteht.
im wirtschaftswissenschaftlichen Kontext ein Aussagensystem zur Frage der Existenzerhaltung einer Organisation bzw. eines Unternehmens. Sie ist durch folgende Prämissen und Hypothesen gekennzeichnet:
• Organisationen haben Systemcharakter.
• Sie stellen Koalitionen dar, deren Teilnehmer sich insb. aus Mitarbeitern, Kapitalgebern, Kunden und Lieferanten zusammensetzen (Koalitionstheorie).
• Die Organisationsziele sind nicht originärer Art, sondern werden von den Zielen der Teilnehmer bestimmt.
• Die Teilnehmer sind generell bereit, das vorhandene Konfliktpotential zu vermindern sowie latente und manifeste Konflikte zu lösen.
• Die Betroffenen bringen spezifische Beiträge (Arbeit, Kapital etc.) ein, wofür die Organisation angemessene Anreize bieten muss (Lohn, Zinsen, etc.).
• Ein Teilnehmer ist solange Mitglied der Organisation, wie er unter Berücksichtigung seiner subjektiven Massstäbe und möglicher Alternativen einen angemessenen Anreiz für seinen Beitrag erhält.
• Die Existenz einer Organisation ist gesichert, wenn Beiträge geleistet werden, die adäquate Anreize verkörpern, welche wiederum die Teilnehmer zu weiteren Beiträgen veranlassen.
Ein Mitarbeiter ist zufrieden, wenn er den vom Arbeitgeber erwarteten Arbeitseinsatz (Beitrag) und die Erfüllung seiner Bedürfnisse, wie eine gute Entlohnung, Sicherheit oder Prestige (Anreize), als ausgeglichen empfindet. Ist dies nicht der Fall, wird er den Ausgleich wieder herstellen. Er senkt entweder sein Anspruchsniveau oder seinen Beitrag (innere Kündigung), oder er manipuliert seine Situation (z. B. durch höhere Lohnforderungen). Mögliche Maßnahme zur Mitarbeiterzufriedenheit ist ein Anreizsystem (z.B. Bonus, Wahl zum Mitarbeiter des Monats).
Siehe auch Beitragstheorie.
Literatur: Staehle, W H., Management, 6. Aufl., München 1991.
1. Die Theorie, derzufolge eine - Organisation, um zu überleben, immer wieder genug - Anreize bereitstellen können muss, um die Individuen zu Leistungen für die gemeinsame Zielerreichung zu veranlassen. Dieser Theorie der Organisation ist die Unterscheidung von Effizienz und Effektivität von Organisationen inhärent.
Eine Organisation ist effizient in dem Maße, in dem ihr gelingt, die individuellen Kooperationsmotive zu erfüllen. Sie ist effektiv in dem Maße, in dem der gemeinsame Organisationszweck erreicht wird. Wenn eine Organisation ineffizient ist, kann sie nicht effektiv sein und geht unter, weil die - Kooperation zerbricht. Und umgekehrt ist Effektivität der Organisation notwendig, um effizient zu sein und die erwarteten Leistungen für die Organisationsmitglieder bereitzustellen. Erforderlich ist also für das Oberleben von Organisationen gleichsam ein langfristiger Gleichgewichtszustand zwischen Anreizen und Beiträgen, d.h. das Anreiz-Beitrags-Gleichgewicht.
Im Rahmen der Koalitionstheorie ist eine Organisation ein offenes soziales System aller an ihr partizipierenden Individuen und Gruppen. Im Mittelpunkt dieser Theorie stehen die Teilnahmeentscheidung der Organisationsmitglieder (decision to participate) und die Gleichgewichtsbedingungen zwischen - Anreizen und Beiträgen (inducement-contribution balance). Zusätzlich stellten J. G. March und Herbert A. Simon die Entscheidung zur produktiven Beitragsleistung (decision to produce) in den Mittelpunkt ihrer erweiterten Anreiz-Beitrags-Theorie und analysierten drei Entscheidungstypen von Organisationsteilnehmern:
· Entscheidung zur Teilnahme an der Organisation,
· Entscheidung zur Leistung eines Beitrags zum Erreichen der Organisationsziele,
· Entscheidung zum Verlassen der Organisation.
Zwischen den Anreizen zur Beitritts- und Beitragsentscheidung und den Beiträgen der Teilnehmer muss nach der Anreiz-Beitrags-Theorie ein Gleichgewichtszustand hergestellt und aufrechterhalten werden. Ein individueller (partieller) Gleichgewichtszustand ist dann erreicht, wenn die dem Organisationsteilnehmer gebotenen Anreize (materieller und immaterieller Art) größer oder mindestens gleich den von ihm dafür geleisteten Beiträgen zur Aufgabenerfüllung des Systems sind. Hierbei werden die gebotenen Anreize in Größen gemessen, die den Ausdruck für den diesen vom Individuum zuerkannten subjektiven - Nutzen darstellen, und die Beiträge in Größen, die den Ausdruck für das von ihm empfundene Opfer darstellen, gemessen an dem subjektiven Wert, den ein Individuum den Alternativen beimißt, auf die es verzichtet, wenn es seine Leistung der Organisation A und nicht B zur Verfügung stellt.
2. Die Theorie, dass Konsumenten in ihrem - Konsumverhalten subjektiv eine formale Rationalität in Gestalt einer günstigen Anreiz-Beitrags-Relation selbst dann anstreben, wenn diese fehlerhaft ist und eine objektiv-formale Rationalität nicht darstellt. Ein solchermaßen subjektiv-rationales Verhalten liegt z.B. vor, wenn ein Verbraucher es vorzieht, ein Produkt zu einem höheren Preis in einem Fachgeschäft in seiner unmittelbaren Nachbarschaft zu kaufen, weil der Anreiz eines niedrigeren Preises in einem weiter entfernten Niedrig-Preis-Laden den höheren Aufwand der längeren Anfahrt nicht rechtfertigt.
Ein Systemelement (eine Person oder eine Gruppe von Personen) wird solange an einer Kooperation, z.B. einem Distributionssystem, teilnehmen, wie es die Anreize, die es für seine geleisteten Beiträge aus dem System empfängt, subjektiv höher bewertet als den Nutzen, der durch die von ihm in das System eingebrachten Beiträge entgeht. Siehe auch Handelsbetriebslehre (mit Literaturangaben).
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