Im Gegensatz zum funktionalen Außenhandel (Handel, internationaler, Außenhandel, Welthandel, Export, Transithandel) umfaßt der institutioneile Außenhandel alle Betriebe bzw. Institutionen, deren wirtschaftliche Tätigkeit ausschließlich oder überwiegend dem internationalen Handel (und damit überwiegend dem Außengroßhandel) im funktionalen Sinne zuzuordnen sind. Der institutionelle Außenhandel findet seine (bisher vernachlässigte) theoretische Fundierung im wesentlichen durch die nachstehenden Wissenschaftsdisziplinen: - Außenhandelstheorie (Theorie der komparativen Kosten - Ricardo, Theorie der komparativen Nutzen - Edgeworth), - (Internationale) Betriebswirtschaftslehre bzw. Unternehmensführung, - Betriebswirtschaftslehre des Binnenhandels, - Internationales Marketing. Im Rahmen allgemeiner betriebswirtschaftlicher Erklärungs- bzw. Forschungsansätze (entscheidungstheoretischer Approach, System-Approach, situativ-pragmatischer Approach) gewinnen folgende spezifisch wissenschaftliche Ansätze an Bedeutung: - Comparative Management-Approach (vergleichende U nternehmensführung institutioneller Außenhandelsbetriebe); - Commodity-Approach (Waren- und Technikorientierung im internationalen Handel, speziell im institutionellen Außenhandel; Commodity); - Information-Approach (Betriebsinformatik für institutioneile Außenhandelsbetriebe, innerbetriebliche und außerbetriebliche Informationsprozesse, speziell Auslandsmarktforschung, Integration der Ergebnisse m das Außenhandelsmanagement); - Functional Approach (Funktionsorientierung im institutionellen Außenhandel; ermöglicht erst die Analyse von Außenhandelstransaktionen); - Institutional Approacb (Betriebsformen und Betriebstypen des institutionellen Außenhandels); - Transactions-Approach (Produktivitätsorientierung, Transaktionskosten- und Transaktionsnutzen, Time-Management als Option der Produktivitätssteigerung durch intensivere Nutzung der vorhandenen Zeitressourcen); - Marketing-Approach (Kunden- und Konkurrenzorientierung, Internationales Marketing); - Segmentation Approach (Länderorientierung und Auslandsmarktwahl (Länderselektion), Zielgruppenbestimmung (Marktsegmentierung)). Aus den genannten (sich teilweise über- schneidenden) Perspektiven entwickelt der institutioneile Außenhandel seine strategische Grundorientierung. Neben den konstitutiven Entscheidungen sind jedoch lfd. Haupt- und Nebenstrategien zu entwickeln, welche integrativ alle betrieblichen Teilbereiche (bzw. Funktionen) des institutioneilen Außenhandelsbetriebes erfassen (Handelsstrategien). Nach der Hauptrichtung der Tätigkeit spricht man von agglomerierendem (Aufkauf-) und distribuierendem (Verteil- )Han- del. Nach der Zusammensetzung des Außenhandelsortiments institutioneller Außenhandelsbetriebe (Warenorientierung) unterscheidet man Sortimentsaußenhandel und Spezialhandel (Commodity). Mischformen sind heute charakteristisch für die strategische Positionierung im institutioneilen Außenhandel. Ferner existieren zur weiteren Profilierung eine Reihe klassischer Außenhandelsgeschäfte, die zur Abwicklung operativer Außenhandelstransaktionen eingesetzt werden. Die Bedeutung des institutioneilen Außenhandels läßt sich durch seinen Anteil am Welthandelsvolumen abschätzen, an dem er zu etwa einem Drittel (genauere Daten liegen nicht vor) beteiligt ist. Der Anteil des selbständigen institutionellen Außenhandels in der BRD (Import/Export/Transit) liegt bei etwa 25%. Bezieht man den übrigen institutionellen Außenhandel mit ein, dürften zwischen 30 und 40 % des deutschen Außenhandels durch institutionellen Außenhandel abgewickelt werden. Ebenso wie im Internationalen Marketing lassen sich im institutionellen Außenhandel Entwicklungsstufen erkennen, welche jedoch nicht zwangsläufig evolutorischer Natur sind (Problematik der Erfassung des Begriffs Internationalisierung). Beim institutionellen Außenhandel ist es unerheblich, wer die Träger (Eigentümer) des institutionellen Außenhandels sind. Die Eigentumsverhältnisse im institutioneilen Außenhandel charakterisieren die Macht- bzw. Abhängigkeitsverhältnisse. Danach lassen sich systematisch folgende institutioneilen Außenhandelsbetriebe nach der Trägerschaft (internationale institutioneile Handelsarten) unterscheiden: - Selbständiger Außenhandel (Kaufmannshandel) als Einzelbetriebshandel, Gesellschaftshandel oder Gemeinschaftshandel. Bei letzteren schließen sich mehrere Außenhandelsbetriebe zwecks Durchführung des Außenhandels zu mehr oder weniger losen, zeitlich befristeten oder unbefristeten Transaktionen zusammen: Partizipations- bzw. Konsortial-Geschäf- te (Meta-Geschäft, Terzo-Geschäft), Internationale Handelsvereinigungen (internationale Ringbildung, Exportring, Exportvereinigung, Importvereinigung, Importring) oder internationale Handelskartelle (Import-, Exportkartell; Kartell). - Banknaher (bankeigener) Außenhandel, bei welchem Banken institutioneile Handelsbetriebe führen (Gründung, Aufkauf). - Industrienaher (industrieeigener, produzenteneigener, angegliederter) Außenhandel, der aus verschiedenen Motiven, meist aber zur Erfüllung von Aufgaben des industriellen internationalen Marketings, gegründet oder gekauft wird (Problem der Abgrenzung zum internationalen industriellen Direktvertrieb). Wie beim selbständigen Außenhandel ist der Gesellschaftshandel weit verbreitet (Syndikat, Kontor). Viele Auslandsniederlassungen werden in Form institutioneller Außenhandelsbetriebe (jeweils nach nationalem Recht) geführt (z.B. Exportniederlas- sung, Exportfabriksniederlassung, Aus- landswerksvertrieb, Auslandswerkshan- delsgesellschaft, Exportwerkhandelsge- sellschaft, industrielle Trading houses, Sogo sosha). Aber auch betriebsfremde Außenhandelsgeschäfte werden von solchen institutionellen Außenhandelsbetrieben abgewickelt. - Sonstige produzentennahe Außenhandelsbetriebe (Gewerbe, Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Energiewirtschaft, Bauwirtschaft, sonstige produzierende Dienstleistungsbereiche) betätigen sich im internationalen Handel. - Konsumentennaher Außenhandel wird in marktwirtschaftlichen Systemen vorwiegend als Importhandel betrieben. » Staatshandel kennzeichnet den institutioneilen Außenhandel planwirtschaftlicher Systeme (AHO), welche auf diese Weise den Güteraustausch im Rahmen des internationalen Handels abwickelt. Im Rahmen der Umgestaltung in der UdSSR, gewinnt jedoch künftig auch der funktionale Außenhandel der Industrie möglicherweise größere Bedeutung. Der institutionelle Außenhandel läßt sich ferner unterscheiden in den Eigenhandel (Proprehandel), der im eigenen Namen und für eigene Rechnung durchgeführt wird, den internationalen Vermittlerhandel und Mischformen, welche sowohl Eigen- als auch Fremdgeschäfte durchführen. Häufig sind solche Mischformen im institutioneilen Außenhandel durch das jeweilige nationale Recht mitbedingt. Der institutioneile Außenhandel beschäftigt sich mit Waren insb. Commodities, aber auch Dienstleistungen aller Art. Daraus resultieren Betriebstypen verschiedenster Art. Durch die Entwicklung des international orientierten Außenhandels (im Gegensatz zu binationalem Handel) steht der institutioneile Außenhandel in starkem Wettbewerb mit dem funktionalen Außenhandel von Produktionsbetrieben (internationaler indu- striellerDirektvertrieb).
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