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Dirigismus

Staatliche Eingriffe zur Steuerung von Preisen und anderen ökonomischen Parametern und Verhaltensweisen. Durch das Festlegen von Höchst- oder Mindestpreisen wird z.B. der Preismechanismus außer Kraft gesetzt.

In der sozialistischen Wirtschaftslehre: (Lenkung) Regulierendes und lenkendes Eingreifen des Staates in die Wirtschaft.

In der Wirtschaftssoziologie: Bezeichnung für eine Form der staatlichen Wirtschaftslenkung durch Steuerpolitik, Infrastrukturpolitik usw., die das Privateigentum an den Produktionsmitteln und die Marktwirtschaft weitgehend beibehält.

Sammelbegriff für solche Eingriffe in den Ablauf der Marktwirtschaft, durch die der Staat die Freiheit der dezentralisierten Preis-, Produktions-, Konsum- und Investitionsentscheidungen im Hinblick auf bestimmte für den Interventionismus typische Ziele und Begründungen partiell oder total beseitigt. Die bekanntesten Formen sind direkte Preiskontrollen (Preisüberwachung, Festsetzung von Margen-, Höchst-, Mindest- und Festpreisen, allgemeiner  Preisstop), Formen zentraler Investitionslenkung, mengenmässige Produktions- und Handelsbeschränkungen (Kontingente und entsprechende Selbstbeschränkungsabkommen), Devisenbewirtschaftung. Dirigistische Interventionen verhindern, dass die entscheidungsrelevanten Informationen über Preise, Angebots- und Nachfragemengen, Produktqualitäten usw. im spontanen Marktverkehr gewonnen werden können. Wo die Informations-, Koordinations- und Kontrollfunktionen des Marktpreissystems ausser Kraft gesetzt sind, müssen diese Aufgaben im Rahmen eines bürokratischen Lenkungssystems gelöst werden. Eine andere Lösung gibt es unter den Bedingungen arbeitsteiligen Wirtschaftens nicht. Schon aus technisch-organisatorischen Gründen ist es aber unmöglich, das über zahlreiche Menschen verstreute entscheidungsrelevante Wissen über effizientes Wirtschaften so zu zentralisieren, wie es angesichts der weitreichenden Entscheidungskompetenz der Lenkungsinstanzen eigentlich erforderlich wäre. Zudem ist damit zu rechnen, dass die Wirtschaftssubjekte Vorteile darin finden, die staatliche Bürokratie unvollständig oder gar falsch zu informieren. Die Informationsund Organisationskosten werden deshalb in Abhängigkeit von der Intensität, Reichweite und dem diskretionären Charaker des Dirigismus sehr viel höher sein als bei marktwirtschaftlicher Koordination. Vor allem in offenen Volkswirtschaften mit einer grenzüberschreitenden Interdependenz der Märkte zwingen die unerwünschten Wirkungen von dirigistischen Interventionen den Staat häufig dazu, dem ersten Eingriff immer weitere und schärfere Lenkungsmassnahmen folgen zu lassen. Die davon Betroffenen, etwa die ausländischen Anbieter im Falle von Einfuhrkontingenten, können sich veranlasst sehen, gleichfalls mit Dirigismus zu antworten. Mit dem weiteren Vordringen direkter Lenkungsmethoden wird deren Rücknahme immer schwieriger. Damit werden nicht nur die Informations- und Organisationskosten dieses Lenkungssystems weiter ansteigen, es werden auch Tendenzen zur Transformation der Wirtschaftsordnung ausgelöst, wie Erfahrungen mit der Devisenbewirtschaftung und mit Preiskontrollen zeigen. Aus Gründen der organisatorischen Vereinfachung und besseren Kontrolle der Lenkungsaufgaben bevorzugen die damit beauftragten Bürokratien schematisierte, leicht überschau- und beherrschbare Entscheidungsstrukturen. Deshalb neigen sie dazu, ihr Aufgabenfeld gegen Konkurrenz und Neuerungen zu schützen. Der Dirigismus ist deshalb seiner Entstehung und Wirkung nach ein Bruder des Protektionismus. Wenn die dirigistischen Interventionen nicht lückenlos durchgesetzt werden können (was meist der Fall ist), bildet sich eine duale Wirtschaftsordnung. Neben der offiziellen oder legalen Wirtschaftslenkung besteht eine illegale Untergrund- oder Schattenwirtschaft mit grauen und schwarzen Märkten. Angesichts dieser Wirkungen verstösst der Dirigismus nicht nur gegen die Prinzipien der Markt- und Wettbewerbskonformität, er ist meistens auch nicht zielkonform.          Literatur: Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft, Staatliche Interventionen in einer Marktwirtschaft, in: Stützet, W./Wa- trin, Chr./Willgerodt, H.IHohmann, K. (Hrsg.), Grundtexte der Sozialen Marktwirtschaft, Stuttgart, New York 1981, S. 247ff.

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