Möglichkeit des Eintretens eines oder mehrerer für die Finanzsphäre eines Unternehmens ungünstiger Ereignisse. Finanzierungsrisiken ergeben sich vor allem aus der unterschiedlichen Fristigkeit verschiedener Finanzierungsformen sowie im Rahmen der Finanzierung von Grossprojekten und Auslandsgeschäften (Aussenhandelsfinanzierung). Aus der Sicht der Kapitalgeber bzw. Anleger konkretisieren sich Finanzierungsrisiken darin, dass Ausschüttungen (Dividenden) unterbleiben, Zinsen nicht bzw. verspätet gezahlt werden (Schulden-Moratorien) oder Tilgungsleistungen unterbleiben (z. B. beim Konkurs des Unternehmens). Deswegen geht das mit einem Unternehmen verbundene Finanzierungsrisiko (Bonitätsrisiko) als Risikoprämie mit in die Renditeforderung der Kapitalgeber ein.
Die unternehmerischen Zielsetzungen lassen sich auf die Variablen Wachstum, Rendite und Finanzierungsrisiko zurückführen. Unternehmerisches Wachstum äußert sich meist im Streben nach höherem Marktanteil über höheren Umsatz. Reales Umsatzwachstum bedeutet in bezug auf das Kapital einen höheren Kapitalumschlag oder zusätzlichen Kapitaleinsatz. Eine ausreichende Rendite soll durch angemessene Verzinsung des Eigenkapitals die Risikokapitalbasis der Unternehmen absichern und zugleich eine angemessene Finanzierung ermöglichen.
Das Finanzierungsrisiko besteht im Prinzip darin, dass zur Zielerreichung in der Gegenwart Kapital investiert werden muss, um in der Zukunft liegende und daher unsichere Gewinnchancen nutzen zu können. Insbesondere im Verschuldungsgrad der Unternehmung kommt seine Bereitschaft zum Ausdruck, ein bestimmtes Finanzierungsrisiko zu übernehmen. Art und Umfang der Finanzierung sollen die ständige Zahlungsbereitschaft der Unternehmung und eine der Entwicklung der Unternehmensrisiken adäquate Finanzierung gewährleisten.
Der finanzielle Rahmen wird wesentlich davon bestimmt, welches Finanzierungsrisiko eingegangen werden soll und kann. Hierbei ist das “Soll” eine Frage der Unternehmenspolitik, das “Kann” eine Frage der Kreditwürdigkeit und der Finanzierungsmöglichkeiten des Unternehmens. Ein hohes Finanzierungsrisiko drückt sich in einem hohen Verschuldungsgrad aus, während umgekehrt bei einem niedrigen Verschuldungsgrad ein geringeres Finanzierungsrisiko gegeben ist. Eine zusätzliche Meßlatte für das Finanzierungsrisiko stellt die fristenkongruente Finanzierung der Vermögensposten, also die fristenmäßig gegliederte Finanzstruktur dar.
Der finanzielle Rahmen läßt sich damit durch eine bestimmte Bilanzstruktur darstellen, wobei die Veränderung von Vermögensaufbau und Kapitalstruktur für die strategische Planung eine bedeutsame Rolle spielen. Dabei sind folgende Faktoren bestimmend:
· Eigenkapitalausstattung des Unternehmens
· Möglichkeiten zusätzlicher Eigenkapitalbeschaffung, im Weg der Selbstfinanzierung (Gewinnthesaurierung) oder durch Kapitaleinlagen
· Fremdkapitalausstattung und Fremdkapitalstruktur (Art, Laufzeit und Konditionen für das Fremdkapital)
· Möglichkeiten zusätzlicher Kreditaufnahmen, vertragliche Kredittilgung oder sonstige Notwendigkeiten von Kreditreduzierungen.
Die künftigen Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten hängen von der langfristigen Renditeentwicklung des Unternehmens, den Verhältnissen der Eigenkapitalgeber (z.B. Familienunternehmen oder
Kapitalgesellschaften mit kapitalkräftigen Großaktionären) sowie den besonderen Anforderungen der Kapitalgeber ab. Die Anforderungen der Kreditgeber sind stark von den in der (nationalen) Kreditwirtschaft geltenden Konventionen hinsichtlich Bilanzkennziffern, Sicherheiten u.ä. geprägt.
Der finanzielle Rahmen und seine Entwicklung werden durch folgende Größen bestimmt:
· Rendite des Gesamtkapitals: Diese Rendite ist Ausdruck des spezifischen unternehmerischen Risikos und nur indirekt abhängig von der Kapitalausstattung des einzelnen Unternehmens. Ziel ist eine angemessene Verzinsung des Fremd-und Risikokapitals.
· Der Verschuldungsgrad, ausgedrückt z.B. durch das Verhältnis von Netto-Verschuldung zu Cash-flow sowie durch eine Mindest-Eigenkapitalausstattung (Finanzierungsrahmen im engeren Sinn).
· Gewinnausschüttung: Die danach mögliche Gewinnthesaurierung erhöht das Eigenkapital und damit den Finanzierungsrahmen im engeren Sinn. Der so definierte finanzielle Rahmen ist nicht nur stichtagsbezogen zu betrachten. Es sind insbesondere auch die Veränderungen seiner Bestimmungsgrößen im Planungszeitraum und ihre Übereinstimmung mit den entwickelten Zielvorstellungen anzusehen.
Unter Berücksichtigung der Eckdaten ist im Rahmen der strategischen Planung eine Zielvorstellung für den dynamisch definierten Finanzierungsrahmen zu bestimmen, der die Unternehmung finanziell nachhaltig absichert und zugleich eine optimale Finanzierung gewährleistet. Damit sollen ein überhöhtes Finanzierungsrisiko vermieden, die Finanzierungskosten optimiert und eine weitgehende Unabhängigkeit von bestimmten Fremdkapitalgebern gewährleistet werden. Wegen des Finanzierungsverbunds der Konzernunternehmen gehört es zu den wichtigsten Aufgaben der Konzernleitung, den finanziellen Rahmen für den Konzern und daraus abgeleitet für die einzelnen Konzernunternehmen festzulegen. Im vorgegebenen Finanzierungsrahmen ist zunächst das laufende Geschäft zu finanzieren. Das ist dann gewährleistet, wenn bei Ausschöpfung bzw. Einhaltung des vorgegebenen Verschuldungsgrades der Cash-flow die Zahlungsverpflichtungen des laufenden Geschäfts, die Dividenden und produktionsnotwendigen Investitionen im Anlage- und Umlaufvermögen deckt. Das danach verbleibende Finanzierungspotential stellt den Finanzierungsspielraum für strategische Investitionen dar. Dabei genügt es in der Regel, wenn der finanzielle Rahmen im engeren Sinn mittelfristig, d.h. innerhalb von zwei bis drei Jahren eingehalten wird. Damit sollen “normale” Finanzierungsverhältnisse bewahrt werden, die ein ausreichendes Widerstandsvermögen gegen die raschen Umweltveränderungen garantieren. Reicht der finanzielle Spielraum nicht aus, um strategische Investitionen zu finanzieren, die für eine marktgerechte Unternehmensentwicklung und damit zur Absicherung der Kontinuität der Unternehmung notwendig sind, so ist zu entscheiden, ob dazu ein höheres Finanzierungsrisiko akzeptiert werden kann. Wenn nicht, ist das Unternehmen auf die Zuführung weiteren Risikokapitals oder auf eine Reduzierung seines Geschäftsvolumens angewiesen.
Der aus dem finanziellen Rahmen und dem für die Aufrechterhaltung des laufenden Geschäfts notwendigen Kapitalbedarf ermittelte finanzielle Spielraum soll angeben, welche finanziellen Mittel zur Verwirklichung geplanter Strategien zur Verfügung stehen. Die Spielraumrechnung wird damit ein wichtiges Instrument zur Planung und Steuerung von strategischen Geschäftseinheiten. Dementsprechend liegt der finanziellen Spielraumrechnung ein zentrales Finanzmanagement zugrunde. Die Verteilung der finanziellen Mittel auf die strategischen Geschäftseinheiten erfolgt prinzipiell unabhängig von ihrer Quelle.
Die Grenzen zwischen notwendigen und zusätzlichen strategischen Investitionen sind naturgemäss fließend.
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