(engl. business informatics, information systems) Gegenstand der Wirtschaftsinformatik sind Informationssysteme in Wirtschaft und Verwaltung. Dies bezieht sich insbesondere auf die Konzeption, Entwicklung, Einführung, Wartung und Nutzung entsprechender Systeme der computergestützten betriebswirtschaftlichen Informationsverarbeitung. Im Mittelpunkt steht die Unterstützung bei der Erfüllung betrieblicher Aufgaben unter Betrachtung relevanter Informationen, Prozesse, Organisationsstrukturen (Organisation) und Koordinationsmechanismen. Dabei wird eine zweckmäßige informationstechnische Abbildung und (Teil )Automatisierung bestimmter Abläufe angestrebt. In diesem Zusammenhang ergibt sich auch die Aufgabe einer effizienten Befriedigung der Informationsnachfrage betrieblicher Aufgabenträger bei Entscheidungsprozessen Informationsmanagement). Die interdisziplinäre wissenschaftliche Disziplin Wirtschaftsinformatik ist an der Schnittstelle zwischen der Betriebswirtschaftslehre und der (angewandten) Informatik, der Wissenschaft von der systematischen und automatisierten Verarbeitung von Informationen, anzusiedeln. Wirtschaftsinformatik ist sowohl eine Realwissenschaft (da Phänomene der Wirklichkeit betrachtet werden), eine Formalwissenschaft (da formale Beschreibungsmethoden und Theorien über Informationssysteme entwickelt und genutzt werden) als auch eine Ingenieurwissenschaft (da Informationssysteme gestaltet werden). Wirtschaftsinformatik als Ausbildungsrichtung existiert sowohl als eigenständiger Studiengang als auch als Fachrichtung in Ausbildungsgängen der Informatik und der Betriebswirtschaftslehre. Die Wirtschaftsinformatik als relativ junge Fachdisziplin entstand aus frühen Ansätzen zur Einführung und Nutzung automatisierter elektronischer Datenverarbeitung ( Datenverarbeitung, elektronische) in Betrieben ab der Mitte des 20. Jahrhunderts. Aus diesen Systemen entwickelte sich eine integrierte Informationsverarbeitung zur Unterstützung betrieblicher Informationsprozesse. Das Fachgebiet Wirtschaftsinformatik (älteres Synonym: Betriebsinformatik) befasst sich seither mit den dabei auftretenden, inhärent komplexen Problemen. Aufbauend auf Erkenntnissen und methodischen Grundlagen sowohl der Betriebswirtschaftslehre als auch der (angewandten) Informatik bildet die Analyse und Modellierung betrieblicher Gegebenheiten im Hinblick auf die Nutzung einer integrierten Informationsverarbeitung (Systemanalyse) und die Entwicklung darauf aufbauender Informationssysteme das zentrale Aufgabenfeld der Wirtschaftsinformatik. Ein wesentlicher Gesichtspunkt ist dabei die Entwicklung von (teilweise vom Branchentyp abhängigen) Anwendungssystemarchitekturen bzw. Gestaltungsempfehlungen für entsprechende (Standard )Anwendungssysteme. In diesem Zusammenhang ergibt sich die Aufgabe, verschiedene Abstraktionen der betrieblichen Wirklichkeit, wie eine semantische Gesamtsicht auf die Daten eines Unternehmens (Unternehmensdatenmodell) oder Modelle betrieblicher Prozesse (Geschäftsprozessmodelle), auf verschiedenen Ebenen zu modellieren, zu untersuchen, umzusetzen und (wieder) zu integrieren. Die betriebliche Praxis ist verstärkt durch eine Integration betrieblicher Informationssysteme gekennzeichnet. Dabei ist eine zunehmende Dominanz von betriebswirtschaftlicher Standardanwendungssoftware zu verzeichnen, so dass sich insbesondere Aufgaben bezüglich der Anpassung solcher Systeme an spezifische betriebliche Gegebenheiten ergeben (Customizing). Trotzdem bleibt das Aufgabenfeld der effizienten (Neu ) Entwicldung von Anwendungssystemen weiterhin wichtig. Der Betrieb von Informationssystemen bedingt den Aufbau und die Verwaltung einer technischen Informations und Kommunikationsinfrastruktur. Dabei besteht nach wie vor das Problem der kosteneffizienten (Effizienz) Bereitstellung und Konfiguration von Rechnerarbeitsplätzen im Zusammenhang mit der eingesetzten Software, was insbesondere auch durch rapide und nur schwer vorhersehbare Entwicklungen der immer leistungsfähigeren, aber auch immer komplexeren Informationstechnik bedingt ist. Während in der Vergangenheit die Rationalisierung der Unternehmensabläufe im Mittelpunkt der Einführung und Nutzung von Informationssystemen stand, besitzen heute Aufgaben im Zusammenhang mit einer überbetrieblichen Informationsverarbeitung eine verstärkte Bedeutung. Dies bezieht sich sowohl auf die informationstechnisch zu unterstützende Koordination von Transaktionen mit Unternehmenspartnern im Rahmen verknüpfter Leistungserstellungsprozesse (Supply Chain Management) als auch auf informationstechnische Schnittstellen zu Konsumenten. Durch die zunehmende Bedeutung weltweiter Rechnernetze (wie des Internets) bei gleichzeitiger Nutzung kompatibler Technologie in Unternehmensnetzen (Intranet) ergeben sich entsprechende Potenziale. Virtuelle Unternehmungen werden möglich, bei denen zunächst der reale Ort der Arbeitsplätze nicht mehr fixiert ist, bis schließlich bestimmte (Arbeits )Leistungen nicht mehr im Unternehmen vorgehalten werden (müssen), sondern gegebenenfalls über marktbasierte Koordinationsmechanismen flexibel beschafft bzw. zusammengeführt werden. In diesem Kontext führen Konzepte des E Commerce bzw. E Business für Unternehmen sowohl zu Chancen als auch zu Risiken; insbesondere ergibt sich eine Zunahme der Markttransparenz und damit ein schärferer Wettbewerb. Durch die Unverzichtbarkeit einer effektiven Informationsverarbeitung zur Umsetzung von entsprechenden Konzepten besitzt die Wirtschaftsinformatik eine zentrale Rolle in Ausbildung, Forschung und Praxis.
Informatik
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