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Betriebliche Finanzwirtschaft

siehe   Finanzwirtschaft, Betriebliche.


1. Charakterisierung Die Bearbeitung und Lösung von Problemen der Finanzierung, der Investition, der Kapital- und Ver­mögensstrukturierung, der Liquidität und der Steuerung von Zahlungsströmen von Unternehmen und Unternehmensverbunden (Konzernen) zählt zu den zentralen Aufgabenbereichen der betrieblichen Fi­nanzwirtschaft. Im Gegensatz zum leistungswirtschaftlichen Bereich, bei dem Entscheidungen über Realgüter im Vordergrund stehen, betrifft die betriebliche Finanzwirtschaft den monetären Sektor eines Unternehmens und damit Entscheidungen über Nominalgüter (siehe dazu Kosiol). Als solche kommen sowohl ursprüngliche Nominalgüter in Form von Zentralbankgeld als auch davon abgeleitete Nominalgüter als Ansprüche auf ursprüngliche Nominalgüter (also Giral- bzw. Buchgeld, neuerdings auch Elektronisches Geld) und Nutzungen von ursprünglichen Nominalgütern (Finanzmittelnutzungen) in Betracht. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang schliesslich auch, ob Entscheidungen über Nominalgüterbestände oder über Veränderungen von Nominalgüterbeständen (=Zahlungsströme) zu treffen sind. Neben den genannten Objekten der betrieblichen Finanzwirtschaft sind die Subjekte der Finanzwirt­schaft zu beachten, die entweder Führungsentscheidungen treffen (finanzielle Führung; Finanz­management) oder auf Ausführungsentscheidungen (ohne Führungscharakter) beschränkt, jedoch gleichwohl für die Funktionsfähigkeit der betrieblichen Finanzwirtschaft von Bedeutung sind. Die Erkenntnis, dass Objekte der betrieblichen Finanzwirtschaft Nominalgüter und deren Veränderun­gen sind, erfordert eine konsequente Betrachtungsweise: Es reicht ebensowenig aus, die betriebliche Finanzwirtschaft nur durch ihre Zahlungsströme zu kennzeichnen (zahlungsstromorientiertes Konzept) oder die betriebliche Finanzwirtschaft isoliert unter kapitalorientierten Gesichtspunkten (kapitalwirt­schaftliches Konzept) zu sehen (zu den Konzepten siehe Benner). Vielmehr ist eine Synthese der bei­den Ansätze angebracht: Das Unternehmen nimmt von anderen Wirtschaftern Nominalgüter aller Art entsprechend seiner Bedürfnisse sowohl befristet (Kreditkapital) als auch unbefristet (Beteiligungskapi­tal) oder in hybrider Form (Mischformen von Kredit- und Beteiligungskapital) in Anspruch. In der Folge wandelt das Unternehmen diese Nominalgüter einerseits in Realgüter (= Realinvestitio­nen), andererseits in Nominalgüter anderer Art (= Finanzinvestitionen) um. Beide Verwendungsmög­lichkeiten bewirken Veränderungen der Nominalgüterbestände, ausgedrückt durch Zahlungsströme. Analoges gilt für die Remonetisierung von Realgütern durch Verkauf von Investitionsobjekten und/oder über den Umsatzprozess (Cash Flow), die sich in einer Liquidisierung und damit in einer Erhöhung der Nominalgüterbestände (in Form von Kassenbeständen und Bankguthaben) manifestiert. Auch in diesen Fällen sind Zahlungsströme Ausfluss dieser Transaktionen (Aktivtausch). Die so ge­wonnenen Nominalgüter stehen gleichermassen für Investitionen oder zur Rückführung befristet oder unbefristet aufgenommener Nominalgüter, also in Form der Rückzahlung von Schulden oder von  Eigenkapital (z.B. Aktienrückkaufprogramme), zur Verfügung. Werden aus den durch Liquidierung von Realgütern gewonnenen Nominalgütern erneut Investitionen in Realgüter vorgenommen, liegen —bezogen auf die ursprüngliche Investition — nun die Sachverhalte der Uminvestition oder Wieder-Investition (Re-Investition) vor. Analoge Vorgänge der (internen) Bestandsveränderungen, wie sie auf der Vermögensseite in Erschei­nung treten (Veränderungen der Vermögensstruktur), lassen sich auch auf der Kapitalseite erkennen (Veränderungen der Kapitalstruktur): Unterschiedlich befristete Nominalgüter werden ebenso ausge­tauscht (Umfinanzierung innerhalb des Kreditkapitals) wie unbefristete Nominalgüter (Umwandlung von offenen Rücklagen in haftendes Kapital). Dazu kommen die Veränderungen in der Zusammenset­zung des Gesamtkapitals durch zusätzliche Aufnahme entweder von Beteiligungskapital (Kapitalerhö­hung) oder von Kreditkapital (Kreditfinanzierung; Schuldverschreibungen) aus externen Quellen.
2. Aufgaben der betrieblichen Finanzwirtschaft Angesichts rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Notwendigkeiten ist dafür Sorge zu tragen, dass der verfügbare Finanzmittelbestand (einschliesslich des Zuflusses an Einnahmen) eines Unternehmens (Zahlungsmittelbestand) zu keinem Zeitpunkt seiner Existenz das Volumen der zwingend fälligen Aus­gaben unterschreitet (Sicherung der Liquidität als Mindestaufgabe). Darüber hinaus hat die finanzielle Führung den Finanzmittelbedarf im Zusammenwirken mit den übrigen betrieblichen Teilbereichen zu ermitteln und die Finanzmittelbeschaffung entsprechend der Fristigkeiten der beabsichtigten Finanzmit­telbindungen sicherzustellen Übergreifend hat die finanzielle Führung zur Realisierung der Veränderungen von Nominalgüterbe­ständen im Zusammenwirken mit der Umwelt des Unternehmens Vorkehrungen zur rationellen, kostengünstigen, schnellen und sicheren Abwicklung des Zahlungsverkehrs zu treffen. Vom Finanz­management sind dabei sowohl die technischen Voraussetzungen durch Bereitstellung der Medien und Instrumente, mit deren Hilfe die Übertragung der Nominalgüterbestände erfolgen soll, zu schaffen, als auch die organisatorischen Rahmenbedingungen der Abwicklung festzulegen. Grundsätzlich zu ent­scheiden ist somit über die zu wählenden Zahlungsverkehrswege , die einzuschaltenden Zahlungsver­kehrsmittler und das rentabilitätsorientierte Management von kurzfristigen Liquiditäten (über den Geldmarkt) einschliesslich des Abrechnungsverkehr unter Grossunternehmen oder innerhalb von Kon­zernen.
3. Subjekte der betrieblichen Finanzwirtschaft Dabei handelt es sich um Personen oder Personengruppen, denen entweder die Befugnis übertragen ist, über die Nominalgüterbestände einschliesslich ihrer Veränderungen und über andere Personen innerhalb der betrieblichen Finanzwirtschaft treffen (Finanzmanagement; finanzielle Führung), oder die aus­schliesslich als Ausführungsorgane den Vollzug der vom Finanzmanagement veranlassten Entscheidun­gen bewirken. Der Entscheidungsspielraum der Ausführungsorgane ist daher erheblich eingeschränkt und bezieht sich allenfalls auf Detailentscheidungen, insbesondere technischer Natur, beim Vollzug von (Ausführungs-)Entscheidungen bezüglich der Objekte der betrieblichen Finanzwirtschaft. Hinsichtlich des Finanzmanagements ist somit einerseits zwischen dem institutionellen Aspekt (Fi­nanzorganisation), der das Position-, Interaktion- und Kompetenzgefüge der Führungsentscheidungs­träger betrifft, und andererseits dem Finanzmanagement als Führungsprozess zu unterscheiden. Letzte­rer bedeutet die zielgerichtete Steuerung und Regelung der betrieblichen Finanzwirtschaft unter Wahr­nehmung der Funktionen der Finanzplanung, Finanzsteuerung, Finanzkontrolle bzw. des Finanz­Controllings. Als Abgrenzungskriterien zwischen Führung und Ausführung können die Art und die Qualität der zu treffenden Entscheidungen herangezogen werden: Der Sachverhalt der Führung liegt immer dann vor, wenn das Entscheidungsfeld des finanzwirtschaftlichen Entscheidungsträgers andere Menschen (oder Gruppen) umfasst, die selbst Entscheidungen (Subjektentscheidungen) treffen. Damit gehören alle Ent­scheidungsträger oberhalb der auf reine Objektentscheidungen beschränkten Entscheidungsträger der Ausführungsebene des finanzwirtschaftlichen Führungssystems an, dem in unterschiedlicher Weise und in variierender Intensität Führungsaufgaben obliegen. Die Differenzierung nach Finanz-Führungsentscheidungen und Finanz-Ausführungsentscheidungen ist durch die Notwendigkeit der Ar­beitsteilung der finanzwirtschaftlichen Entscheidungsprozesse bedingt. Hinweis Zu den vertiefenden Wissensgebieten der betrieblichen Finanzwirtschaft siehe  Asset Backed Securi­ties,  Aussenfinanzierung,   Aussenhandelsfinanzierung (Internationale Zahlungs-, Sicherungs- und Finanzierungsinstrumente),  Cash FlowCash Flow-ManagementCorporate Finance,   Factoring,   Finanzcontrolling,  Finanzierung aus Abschreibungen,   Finanzierung aus RückstellungenFinanzinnovationenFinanzplanungInnenfinanzierung, Kennzahlen, finanzwirtschaftli­che,   Kennzahlen wertorientierte,  Kreditfinanzierung, kurzfristige,   Kreditfinanzierung, lang­fristige,  Kreditsicherheiten,   Optionen,  Rating-Methoden, kreditwirtschaftliche,  Rücklagen­politik,  Selbstfinanzierung,   Swaps,   Währungsmanagement,  Zinsmanagement.

Literatur: Benner, W.: Betriebliche Finanzwirtschaft als monetäres System. Göttingen 1983; Eilen­berger, G.: Betriebliche Finanzwirtschaft. Einführung in Investition und Finanzierung, Finanzpolitik und Finanzmanagement von Unternehmungen, 7. Auflage, München/Wien 2003; Kosiol, E.: Einfüh­rung in die Betriebswirtschaftslehre. Die Unternehmung als wirtschaftliches Aktionszentrum. Wiesba­den 1968.

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