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Handel, internationaler (Welthandel, Globalhandel, multinationaler Handel, transnationaler Handel)
Die Entwicklung des Welthandelsvolumens (quantitativ erfaßte zwischenstaatliche Handelsbeziehungen) wird weitgehend von der W eltwirtschaftsordnung beeinflußt. Der Welthandel ist grundsätzlich liberal und marktwirtschaftlich orientiert, doch können die Freihandelsdoktrin oder Formen des Protektionismus (GATT) die Außenhan- delsverflechtungenbeeinflussen. Der Außenhandel von Nationen (bi- oder multilateral) bzw. der gesamte Welthandel unterliegen strukturellen und konjunkturellen Wandlungen. Hinzu kommen unterschiedliche Entwicklungslinien der Low Developed Countries (LDC’s), Newly Industrialized Countries (NIC’s) sowie der High Developed Countries (HDC’s). Eine besondere Rolle kommt in Zukunft der GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) zu. Unsicher ist die Einstufung der übrigen COMECON-Länder, welche 1989 evo- lutorisch (mit Ausnahme des Umsturzes in Rumänien) den Weg zu mehr Liberalismus im politischen System erreicht haben. Inwieweit in Zukunft der institutionelle Außenhandel von dieser Entwicklung betroffen sein wird, läßt sich derzeit nicht abschätzen. Verschiebungen der relativen internationalen Wettbewerbspositionen ergeben sich ferner aus Art und Intensität vonForschungund Entwicklung (Research and Development), des Technologietransfers sowie External Ec- nomies of Scale (und deren Bewertung). Eine besondere Rolle spielt im Zusammenhang mit künftigen internationalen Wettbewerbspositionen die internationale Energiepolitik (neben Commodities im Bereich der Roh- und Grundstoffe). In diesem Zusammenhang kommt den erdölexportierenden Ländern sowie den erdölabhängigen Ländern welthandelspolitische Bedeutung zu.
Aussenhandel, Welthandel i.w.S. alle Transaktionen zwischen Inländern und Ausländern (im Sinne der Zahlungsbilanzstatistik), durch die die Vermögensposition einer Volkswirtschaft gegenüber dem Ausland in ihrer Höhe oder in ihrer Zusammensetzung verändert wird. Der Kapitalver- kehr mit dem Ausland wird in der Kapitalbilanz i. w. S. erfasst. Werden die Transaktionen der Zentralbank ausgeklammert, so erhält man den internationalen Kapitalverkehr i.e. S. Internationale Kapitalbewegungen können mit Leistungstransaktionen verbunden sein, sie können aber auch reine Finanztransaktionen darstellen. Ein Beispiel für den ersten Fall ist eine Zunahme der Forderungen, die aus Exporten von Gütern und Dienstleistungen resultiert. Ein Beispiel für den zweiten Fall ist der Kauf der Anleihe eines ausländischen Schuldners, den der inländische Gläubiger durch die Übertragung inländischer Zahlungsmittel finanziert. Bei internationalen Kapitalbewegungen, die in einem ursächlichen Zusammenhang mit Leistungstransaktionen stehen, findet sich die nach dem Prinzip der doppelten Buchführung erforderliche Gegenbuchung in der Leistungsbilanz i.w.S. Hingegen erfolgen bei den Finanztransaktionen beide Buchungen in der Kapitalbilanz i.w.S. Sofern im ersten Fall die Gegenbuchung in der Leistungsbilanz i.e.S. erfolgt, es sich also nicht um eine unentgeltliche Übertragung von Finanzaktiva handelt, ergibt sich eine Änderung der Nettoauslandspo- sition einer Volkswirtschaft (Auslandsposition). Durch Finanztransaktionen hingegen verändert sich die Höhe der Nettoauslandsposition nicht, wohl aber die Zusammensetzung der Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland. Internationale Kapitalbewegungen lassen sich nach verschiedenen Kriterien einteilen. In der Zahlungsbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank wird nach der Fälligkeit der Verbindlichkeiten zwischen dem kurzfristigen und dem langfristigen Kapitalverkehr unterschieden. Nach der beteiligten inländischen Wirtschaftseinheit wird der internationale Kapitalverkehr in die privaten und die öffentlichen (staatlichen) Kapitalbewegungen untergliedert. Nach der Art der internationalen Kapitalbewegungen wird beim langfristigen Kapitalverkehr u.a. zwischen Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen und beim kurzfristigen Kapitalverkehr u.a. zwischen Handelskrediten und Finanzkrediten unterschieden. Zu internationalen Kapitalbewegungen kommt es aus unterschiedlichen Anlässen und Motiven. Die privaten internationalen Kapitalbewegungen sind praktisch alle vom Renditemotiv bestimmt, während für die staatlichen internationalen Kapitalbewegungen politische und sonstige nicht rein ökonomische Faktoren bestimmend sein können. Zinsdifferenzen bei unterschiedlichen Währungen bestimmen z.B. die Zinsarbitrage. Wechselkursänderungen und die damit möglicherweise verbundenen Spekulationsgewinne sind Anlass für die Devisenspekulation. Der Wunsch der Absatzsicherung, Markterschliessung usw. und die damit verbundene Sicherung und Erhöhung des Unternehmensgewinns können die Ursachen für Direktinvestitionen im Ausland sein. In der Bundesrepublik Deutschland ist der internationale Kapitalverkehr praktisch völlig frei und unterliegt derzeit keinen staatlichen Geboten und Verboten. Aufgrund des Aussenwirtschaftsgesetzes sind allerdings unter bestimmten Umständen staatliche Eingriffe in den internationalen Kapitalverkehr möglich. In vielen Ländern der Welt hingegen ist eine staatliche Devisenbewirtschaftung mit einer Fülle von Kapitaiverkehrskontrollen verbunden, durch die sowohl der Kapitalexport als auch der Kapitalimport stark eingeschränkt werden. Ferner sind staatliche Eingriffe oftmals Ursache für eine beträchtliche Kapitalflucht ins Ausland, wenn die Sicherheit der inländischen Kapitalanlagen i.w. S. nicht mehr ausreichend gewährleistet erscheint. Literatur: Adebahr; H., Währungstheorie und Währungspolitik, Aussenwirtschaft, Bd. I, Berlin 1978.
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