verfolgt das Ziel einer Erhöhung des realen Sozialprodukts bzw. des realen Sozialprodukts pro Kopf der Bevölkerung. Das Wachstumsziel kann als Prozentsatz quantifiziert oder lediglich als »hohes« oder »angemessenes« Wirtschaftswachstum vorgegeben werden. Die Wachstumspolitik muss auf Wachstumstheorien zurückgreifen, die die unabhängigen Variablen des -- Wachstums aufzeigen. An diesen setzen die Instrumente der Wachstumspolitik an. Die postkeynesianische Wachstumstheorie (DOMAR-Modell, - HARRODModell) hat mit ihrer Aufspaltung der Wachstumsrate des Sozialprodukts in die Investitionsquote und den reziproken Wert des marginalen - Kapitalkoeffizienten (DY/Y = I/Y 1/v) die Grundlage für die Planung des Wachstumsprozesses im Rahmen der Wachstumsprogranunierung geschaffen. Der Planung des Wachstumsprozesses steht die Planung der Wachstumsbedingungen gegenüber. Diesen Alternativen der Wachstumspolitik liegen unterschiedliche ordnungspolitische Vorstellungen und unterschiedliche Einstellungen in bezug auf die Machbarkeit des Wirtschaftswachstums zugrunde. Während die Wachstumsprogrammierung davon ausgeht, dass der Wirtschaftspolitiker durch den Einsatz wirtschaftspolitischer Instrumente den Wachstumsprozeg so steuern kann, dass eine bestimmte quantifizierte Wachstumsrate des realen Sozialprodukts in einer bestimmten Zeit erreicht wird, geht man bei der Planung der Wachstumsbedingungen davon aus, dass der Wirtschaftspolitiker lediglich günstige Wachstumsbedingungen schaffen kann und dann abwarten muß, welches Wirtschaftswachstum sich hieraus ergibt. Dementsprechend wird das Wachstumsziel bei der Planung der Wachstumsbedingungen nicht quantifiziert. Die Instrumente der Wachstumspolitik knüpfen zunächst an die Produktionsfaktoren Kapital und - Arbeit an. Nach der postkeynesianischen Wachstumstheorie ist die Investition entscheidend für das Wirtschaftswachstum. Die neoklassische Wachstumstheorie (SOLOW-Modell) führt das Wirtschaftswachstum auf die Wachstumsraten von Kapital und Arbeit sowie den - »technischen Fortschritt« zurück. Nach beiden Theorien ist die staatliche Förderung der Investitionen ein geeignetes Mittel der Wachstumspolitik. Wegen der vielfach vorzufindenden geringen positiven Korrelation zwischen Investitionsquote und Wachstumsrate des rea- len Sozialprodukts ist der wachstumspolitische Erfolg der Investitionsförderung jedoch unsicher. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Investitionsförderung das Wirtschaftswachstum um so eher erhöht, je intensiver der - Wettbewerb ist. Der Versuch, die Investitionen durch expansive - Geldpolitik zu erhöhen, führt zu einer Erlahmung des Wettbewerbs, wenn durch die Erhöhung der Geldmenge ein Nachfrageüberhang entsteht, der Verkäufermärkte schafft und damit unabhängig von der Marktform die Intensität des Wettbewerbs vermindert. Eine steigende Investitionsquote wird dann durch eine Erhöhung des marginalen Kapitalkoeffizienten mehr oder weniger kompensiert. Wenn dagegen durch entsprechenden Konsumverzicht, der nicht durch Preissteigerungen erzwungen wird, ein Nachfrageüberhang vermieden wird, kann expansive Geldpolitik eher das Wirtschaftswachstum erhöhen. Die private Ersparnis kann durch Sparförderung und Steuervergünstigungen (allerdings mit großer Unsicherheit), das Sparen der Unternehmen durch hohe Steuern auf den ausgeschütteten Gewinn (Steuerpolitik) und das Sparen des Staates durch entsprechende Budgetpolitik erhöht werden. Die Finanzpolitik kann die private Investitionstätigkeit durch Abschreibungsvergünstigungen, Investitionsprämien und niedrige Gewinnsteuern für den nicht ausgeschütteten Gewinn anregen. Wenn diese finanzpolitischen Maßnahmen nicht mit einem Haushaltsdefizit verbunden sind und auch die Geldpolitik stabilitätsorientiert ist, führen sie keinen Nachfrageüberhang herbei, so dass sie die Intensität des Wettbewerbs nicht beeinträchtigen. Da in der makroökonomischen Produktionsfunktion neben dem Produktionsfaktor Kapital auch der Produktionsfaktor Arbeit erscheint und ferner die Wachstumsrate des Sozialprodukts in die Wachstumsrate der Beschäftigen und die der - Arbeitsproduktivität aufgespalten werden kann, könnte das Wirtschaftswachstum durch die Erhöhung der Beschäftigung gefördert werden. Solange Unterbeschäftigung besteht, sind hierzu Maßnahmen der Beschäftigungspolitik zur Überwindung konjunktureller Arbeitslosigkeit sowie Maßnahmen der Strukturpolitik zur Überwindung struktureller Arbeitslosigkeit geeignet. Bei Vollbeschäftigung können Steuervergünstigungen für Überstunden sowie die Anwerbung von Gastarbeitern (Ausländerbeschäftigung) den Produktionsfaktor Arbeit vermehren. Allerdings gehen vom Einsatz von Gastarbeitern auch negative Effekte auf das Wirtschaftswachstum aus, wenn für Gastarbeiter und ihre Familien zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur erforderlich sind, die die Verfügbarkeit von Kapital für private Investitionen einengen. Allerdings ist die Korrelation zwischen der Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität und der des realen Sozialprodukts höher als die Korrelation zwischen der Wachstumsrate der Arbeitskräfte bzw. der Beschäftigten und der Wachstumsrate des realen Sozialprodukts. Die totale Faktorproduktivität kommt in der Restgröße der makroökonomischen Produktionsfunktion zum Ausdruck und wird vielfach als »technischer Fortschritt« bezeichnet. Nach der Hypothese von Robert M. SOLOW, der einen Teil der Restgröße als kapitalgebundenen technischen Fortschritt auf die Wachstumsrate des Kapitals zurückführt, würde sich hierdurch eine weitere theoretische Grundlage für die Investitionsförderung ergeben. Allerdings fällt der empirische Test dieser Hypothese nicht eindeutig zu ihren Gunsten aus. Da Edward F. DENISON (1967) einen Teil der Restgröße auf die Ausbildung der Arbeitskräfte zurückführt, ergibt sich hier ein Ansatz für bildungspolitische Maßnahmen (Bildungsinvestitionen). Ihre Wachstumswirkung ist jedoch unsicher, wenn die Ausbildung nicht am Bedarf der Wirtschaft orientiert ist. Ein positiver Einfluss staatlicher Forschungsförderung (Forschungsökonomik) auf die totale Faktorproduktivität ist plausibel, jedoch ist es möglich, dass die geförderten Unternehmen die durch staatliche Subventionen frei werdenden eigenen Mittel für andere Zwecke (z.B. Werbung) verwenden. Ordnungspolitische Maßnahmen scheinen nach den bisherigen Untersuchungen die totale Faktorproduktivität sowie den marginalen Kapitalkoeffizienten und die Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität eher zu beeinflussen (Wachstumsbedingungen). Zwischen dem Ziel der Wachstumspolitik uud den Zielen Preisnivcaustabtlttät, Vollbeschäftigung und Verstetigung des Wachstums durch Konjunkturpolitik besteht kein Konflikt; vielfach ist Zielharmonie gegeben. Der Ausgleich der Zahlungsbilanz wird bei - festen Wechselkursen durch eine Wachstumspolitik gefährdet, die zu Inflationsraten führt, die höher sind als die der ausländischen Handelspartner. Das ist vielfach bei einer primär investitionsorientierten Wachstumspolitik der Fall. Wenn die - Lebensqualität an sozialen Indikatoren gemessen wird, besteht vielfach (z.B. bei den sozialen Indikatoren aus dem Bereich des Gesundheitswesens, der Bildung, Kommunikation und Information) Harmonie zwischen dem Wachstumsziel und dem Ziel »Erhöhung der Lebensqualität«, da ein steigendes Sozialprodukt eher die Bereitstellung von Produktionsfaktoren für diese Zwecke ermöglicht. Ferner können Maßnahmen der - Umweltschutzpolitik um so leichter finanziert werden, je stärker das Pro-Kopf-Einkommen steigt. Es ist umstritten, ob »Grenzen des Wachstums« eher wachstumshemmende als wachstumsfördernde Maßnahmen notwendig machen. Prognosen über die Verfügbarkeit von Rohstoffen haben sich bisher meist als falsch herausgestellt, da Prognosen über den technischen Fortschritt sowie die Entdeckung neuer Lagerstätten ein Wissen voraussetzen, das erst in Zukunft zur Verfügung steht. Literatur: Teichmann, U. (1987). Dürr, E. (1977). Giersch, H. (1977). Werner, J. (1971)
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