(engl. industrial management) Industriebetriebslehre ist die Lehre von dem Aufbau industrieller Betriebe, von dem funktionalen Geschehen in diesen Betrieben und von den Beziehungen zu anderen Wirtschaftssubjekten wie Lieferanten, Banken, Käufern usw. Die Industriebetriebslehre ist eine Teildisziplin der Betriebswirtschaftslehre und wird auch als spezielle Betriebswirtschaftslehre bezeichnet. Diese spezielle Betriebswirtschaftslehre kann in Branchen Betriebswirtschaftslehren unterteilt werden (Chemiebetriebslehre, Baubetriebslehre usw.). Die Industriebetriebslehre untersucht bestimmte Sachverhalte des industriellen Wirtschaftsbereiches und kommt zu Aussagen zu der industriellen Anlagenwirtschaft, zu der industriellen Leistungserstellung (Produktion, Fertigung, Herstellung), zum industriellen Absatz, zur industriellen Finanzwirtschaft usw. Die Industriebetriebslehre behandelt sowohl die Institution des Industriebetriebes wie auch die industriellen Funktionen. Das Erkenntnisobjekt ist der + Industriebetrieb. Die Industriebetriebslehre erklärt industriebetriebliche Zusammenhänge z. B. über Erklärungsmodelle , aber liefert auch Entscheidungsinhalte und ist somit auch eine Entscheidungsbetriebslehre (siehe auch Entscheidungstheorie). Entstanden ist die Industriebetriebslehre als Manufakturlehre in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gibt es die so genannte Gewerksbetriebslehre. Um die Jahrhundertwende wurde dann die Fabrikbetriebslehre entwickelt. Die stärkere Betonung technischer und arbeitswissenschaftlicher Aspekte führte zur wissenschaftlichen Betriebsführung (Scientific Management, Arbeitswissenschaft). Die heutige Industriebetriebslehre hat Verbindungen zu Nachbarwissenschaften wie z. B. Informationstheorie, Kybernetik, Systemtheorie, Betriebssoziologie, Ingenieurswissenschaften, Betriebspsychologie und Arbeitswissenschaft.
Auf einer Bildung von speziellen Betriebswirtschaftslehren nach Institutionen basierend stellt die Industriebetriebslehre eine sog. besondere Wirtschaftszweiglehre dar, neben die andere Wirtschaftszweiglehren wie z. B. die Handels, Bank, Versicherungs und Verkehrsbetriebslehre treten. Erfahrungsobjekte der Industriebetriebslehre stellen Industriebetriebe (Industriebetrieb; » Industriebetriebe, Typologie der) bzw. industriell produzierende Betriebe (Industrielle Produktion) dar, die in ihrer Gesamtheit den Wirtschaftszweig Industrie bilden. In jedem Betrieb sind eine Reihe von Funktionen wie z. B. Beschaffung, Produktion, Absatz und Finanzierung wahrzunehmen, die im Hinblick auf eine generelle, sich auf alle Betriebstypen beziehende Erfassung, Erklärung und Gestaltung Gegenstand der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre (ABWL) sind. Industriebetriebslehre werden, die Aussagensysteme der ABWL in Richtung auf den Industriebetrieb zu konkretisieren bzw. zu operationalisieren und mithin die Funktionen näher zu behandeln, die bei ihrer Erfüllung in einem Industriebetrieb Besonderheiten aufweisen, wobei allerdings die Grenzen zwischen der ABWL und Industriebetriebslehre nicht immer scharf gezogen werden können. In einem Industriebetrieb stellt die Produktion bzw. Transformation zweifellos eine zentrale Funktion dar, die hier eine ganz spezifische, diesen Betriebstyp charakterisierende Ausprägung erfährt. Insofern überrascht es nicht, daß sich die Industriebetriebslehre in Verbindung mit einer in Forschung und Lehre zunehmend erfolgenden Gliederung spezieller Betriebswirtschaftslehren nach Funktionen verstärkt auf die Produktionsphase konzentriert und ihr Erkenntnisobjekt im wesentlichen die (industrielle) Produktionswirtschaft darstellt. Als entscheidungsorientierte angewandte Wissenschaft hat die Industriebetriebslehre dann Aussagensysteme zur Erklärung und zieladäquaten Gestaltung industrieller Produktionsprozesse, damit letztlich operationale Ansätze zur Produktionsplanung zu liefern. In Anlehnung an Gutenberg und Kern (vgl. Gutenberg, E.: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre,
1. Bd.: Die Produktion. 23. Aufl., BerlinHeidelbergNew York 1979, S. 147ff.; Kern, W.: Industrielle Produktionswirtschaft.
3. Aufl., Stuttgart 1980, S. 69ff.) läßt sich die Produktionsplanung in die Teilplanungsbereiche zerlegen, die unter Beachtung der zwischen ihnen bestehenden interdependenten Beziehungen schwerpunktmäßig die Wissenschaftsobjekte der Industriebetriebslehre bilden. Die Produktionsprogrammplanung ist auf die Festlegung der Fertigproduktarten und mengen gerichtet, die in einem gegebenen Planungszeitraum unter Beachtung bestimmter Zielsetzungen produziert ( und abgesetzt) werden sollen. Die Produktionsvollzugsplanung beinhaltet die Festlegung der konkreten Durchführung des Produktionsprogramms.
Teildisziplin der Betriebswirtschaftslehre, die die Forschung und Lehre des Wirtschaftens von Industrieunternehmen umfasst. Die Industriebetriebslehre ergänzt die allgemeine Betriebswirtschaftslehre durch eine spezielle Betrachtung des Wirtschaftszweigs Industrie. Eine Zusammenfassung gleichartiger Verrichtungen führt zu einer funktionellen Gliederung, aus der die Produktionswirtschaft hervorgegangen ist. Eine erweiterte Betrachtung im Sinne der betriebswirtschaftlichen Leitung und Führung eines Industrieunternehmens einschliesslich der hiermit verbundenen Planung, Steuerung und Optimierung der Geschäftsprozesse führt zum Begriff des Industriemanagements. Siehe auch Industriemanagement, Produktionsmanagement, Produktionsplanung und -steuerung, Produktions- und Kostentheorie, jeweils mit Literaturangaben.
Literatur: Corsten, H.: Industriebetriebslehre und Produktionswirtschaft, in: Schriften zum Produktionsmanagement, Nr. 57, Kaiserslautern 2003; Günther, H.-O., Tempelmeier, H.: Produktion und Logistik, 6. Aufl., Berlin 2005; Hansmann, K.-W.: Industrielles Management, 7. Aufl., München 2001; Haupt, R.: Industriebetriebslehre, Wiesbaden 2000; Heinen, E.: Industriebetriebslehre, 9. Aufl., Wiesbaden 1991; Kortzfleisch, G.-H. von: Industriebetriebe, in: Wittmann, W., Kern, W., Köhler, R., Köpper, H.-U., Wysocky, K. von (Hrsg.): Handwörterbuch der Betriebswirtschaft, 5. Aufl., Stuttgart 1993; Nolden, G., Körner, P., Bizer, E.: Management im Industriebetrieb, 5. Aufl., Troisdorf 2006; Weber, H. K.: Industriebetriebslehre, 3. Aufl., Berlin 1999
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