erklärt im Rahmen einer makroökonomischen Modellanalyse auf der Grundlage eines aggregierten Systems von Märkten die Entwicklung von Volkseinkommen, Beschäftigung, Zins- und Preisniveau. Je nach den gewählten Hypothesen über das Verhalten der in Sektoren zusammengefassten Gruppen von Wirtschaftssubjekten unterscheidet man verschiedene Schulen mit entsprechend verschiedenen Vorstellungen über die Zusammenhänge der makroökonomischen Variablen. (1) Die Neoklassik vertraut aufgrund der unterstellten Wirksamkeit des Preismechanismus auf allen Märkten auf die inhärente Stabilität des marktwirtschaftlichen Anpassungsprozesses. Abweichungen von der Vollbeschäftigung treten allenfalls kurzfristig auf und werden durch entsprechende Reaktionen des Reallohnsatzes ausgeglichen. Der Anpassungsprozess auf dem Arbeitsmarkt bestimmt die Beschäftigung; damit ist gemäss der (sub- stitutionalen) gesamtwirtschaftlichen Produktionsfunktion die Produktion bestimmt, die gemäss dem Say\'sehen Gesetz auch immer nachgefragt wird (Realzinsvariationen führen zum Ausgleich von Sparen und Investition), und auf dem Geldmarkt bestimmt sich gemäss der Quantitätstheorie das Preisniveau. Dauerhafte Änderungen der Beschäftigung können also nur auftreten, wenn sich die Arbeitsnachfragefunktion (z.B. als Folge von technischem Fortschritt oder verändertem Sachkapitalbestand) oder die Arbeitsangebotsfunktion (z. B. als Folge der Bevölkerungsentwicklung) verschieben. Anpassungsprobleme als Folge (vorübergehender) Preisrigiditäten werden nicht betrachtet. (2) Im Keynesianismus wird dagegen befürchtet, dass dieser Anpassungsprozess nicht reibungslos funktioniert und deshalb kumulative (Multiplikator- und Akzelerator) Mengeneffekte bei Produktion und Beschäftigung auftreten (Unterbeschäftigungsgleichgewicht). Ausserdem werden durch die Einführung der Liquiditätstheorie des Zinssatzes Mechanismen aufgezeigt, die eine ausreichende Anpassung des Zinssatzes bei Nachfrageschwankungen zumindest über längere Perioden verhindern. Unter diesen Voraussetzungen kann eine Flexibilität der Preise u. U. sogar schädlich sein und eine Unterbeschäftigung verschärfen. Um zu einem Vollbeschäftigungsgleichgewicht zu gelangen, werden Massnahmen der Fiskalpolitik vorgeschlagen. Die Weiterentwicklung der einfachen keynesianischen IS-LM-Analyse, in der ohne nähere analytische Fundierung sowohl Güterpreise als auch Nominallohnsätze als exogen betrachtet werden, führte einmal zur Ungleichgewichtstheorie, zum anderen zur neoklassischen Synthese und zur Tobin\'schen Portfoliotheorie. Im Rahmen der Ungleichgewichtstheorie wurde gezeigt, dass bei Zulassung von Transaktionen zu Ungleichgewichtspreisen ( false trading) auch eine - verzögerte — Preisreaktion nicht notwendigerweise wieder zum Vollbeschäftigungsgleichgewicht zurückführt. Im Rahmen der neoklassischen Synthese wurden das IS-LM-System durch eine auf dem Gewinnmaximierungskalkül und auf einer neoklassischen Produktionsfunktion basierende gesamtwirtschaftliche Angebotsfunktion ergänzt und ein Preiseinfluss auf die aus dem IS-LM-System entwickelte gesamtwirtschaftliche Nachfragefunktion durch den Keynes-Effekt erreicht. Unterbeschäftigung ist dann nur noch aufgrund von (Real-) Lohnsatz-Rigiditäten möglich (Fix-Lohn- Modell). (3) Eine besondere Betonung der Erwartungen (deren Bedeutung insb. für die Investitionsgüternachfrage von John Maynard Key- nes zwar sehr hervorgehoben wurde, die aber im traditionellen Keynesianismus weitgehend vernachlässigt wurden) brachte die Weiterentwicklung der Neoklassik in Form des Monetarismus, der (auf der Quantitätstheorie basierend) den Anpassungsmechanismus über die relativen Preise durch die Einbeziehung von Informations- und Anpassungskosten modifiziert. In seinen wirtschaftspolitischen Empfehlungen wurden die Effizienz fiskalpolitischer Massnahmen zur Steuerung der gesamtwirtschaftlichen Produktion und Beschäftigung geleugnet und statt dessen die Bedeutung geldpolitischer Massnahmen betont. Die Weiterentwicklung des Monetarismus führte schliesslich zur Neuen Klassischen Makroökonomik mit ihrer besonderen Betonung rationaler Erwartungen in stochastischen Modellen, in der Beschäftigungs- und Realeinkommensschwankungen weitgehend aus Erwartungsirrtümern entstehen, die ihrerseits wieder aus prohibitiven Kosten einer vollkommenen Information resultieren. Literatur: Fuhrmann, WJRohwedder,]., Makroökonomik, München 1983. Graf, G., Beschäftigungstheorie, in: HdWV( Bd. 1, Stuttgart u.a. 1977, S. 513 ff.
Sie umfasst die in kurzfristigen makroökonomischen Modellen systematisierte Darstellung und Erklärung der volkswirtschaftlichen Kreislaufgrößen und ihre Bedeutung für die Nutzung der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital. Zentrale Elemente der Analyse sind die in Abhängigkeit vom zugrunde liegenden theoretischen Ansatz festgelegten relevanten Größen und Relationen sowie die für die Planrealisation formulierten Bedingungen. Die meist als Güter-, Faktor-, Geld- und Wertpapiermarkt charakterisierten Untersuchungsbereiche werden durch Angebots- und Nachfragegleichungen und Gleichgewichtsbedingungen beschrieben. Der kurzfristige Charakter der Analyse zeigt sich in der Annahme eines — jeweils „in the short run“ — unveränderten Kapitalstocks und einer konstanten Produktionsfunktion. Im keynesianischen Modell der Einkommens- und Beschäftigungstheorie spielen die einkommensabhängige Konsumfunktion, die zinsabhängige Investitionsfunktion, die einkommensabhängige Transaktionskasse sowie die zinsabhängige Spekulationskasse und schließlich die Reallohnbestimmung im Verbund mit kurzfristig fixen Nominallöhnen die zentrale Rolle. In Zusammenhang mit speziellen Annahmen über die Funktionsverläufe begründen sie die Möglichkeit eines Unterbeschäftigungsgleichgewichts.
Wirtschaftspolitisch ergeben sich daraus Argumente für die Bevorzugung der Nachfragesteuerung als Instrument der Beschäftigungspolitik. Im neoklassischen Modell der Beschäftigungstheorie steht hingegen statt der Konsumfunktion die zinsabhängige Sparfunktion im Vordergrund. Aufgrund der ebenfalls zinsabhängigen Investitionsnachfrage ist die neoklassische Theorie nicht durch die für die keynesianische Theorie typische Dichotomie der Investitions- und Sparmotive gekennzeichnet. Die Preise sind bei gegebener Beschäftigung durch das Geldangebot bestimmt, da die Geldmenge nicht für spekulative Zwecke absorbiert wird und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes konstant ist. Folglich ist der Reallohnsatz das Steuerungsinstrument der Beschäftigung. Im Gegensatz zur keynesianischen Theorie, welche die wichtige Rolle von Einkommen und Geldmarktzinsen zur Beschäftigungs- und Einkommensbestimmung betont, stehen im neoklassischen Ansatz Reallohnsatz und Kapitalmarktzins im Mittelpunkt. Die damit einher gehende stark unterschiedliche Problemsicht in den einzelnen Modellen der Einkommens- und Beschäftigungstheorie führt zu einer erheblich voneinander abweichenden Gewichtung der wirtschaftspolitischen Aufgaben und unter Umständen trotz gleicher Zielsetzung — etwa ein hoher Beschäftigungsstand ohne unerwünschte Preisniveausteigerungen — zu konträren Politikempfehlungen: Während etwa für die eine Seite Lohnzurückhaltung bei hoher Arbeitslosigkeit angebracht erscheint, tritt die andere für eine Lohnpolitik auf Basis des Kaufkraftarguments der Löhne ein.
Diese Basisschulen der Makroökonomie sowie darauf aufbauende neuere Ansätze der Beschäftigungstheorie lassen sich vereinfacht in einen simplen grafischen Rahmen der kurzfristigen gesamtwirtschaftlichen Angebots- und Nachfrageanalyse integrieren. In neueren Ansätzen werden auch die mittlere und längere Frist systematisch integriert. Hierfür sind häufig komplexe grafische und insbesondere mathematische Darstellungen notwendig.
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