(WWS). System zur computergestützten Bewirtschaftung des gesamten Warenflusses im Handel. Beginnend am Point of Sales in der Handelsfiliale wird die Verbrauchsinformation an das Zentrallager weitergeleitet und dort im Rahmen einer Materialbedarfsplanung zur Ermittlung der Nachlieferungsmengen verwendet. Hierbei kommt das Verfahren der stochastischen Bedarfsermittlung zum Einsatz. Die Planung und Mengenbestimmung zur Wiederauffüllung des Zentrallagers ist ebenfalls eine Aufgabe des WWS. Weitere Funktionen: Verfolgung des Materialflusses durch Scannertechnik, Wareneingangs- und Warenausgangsabwicklung, Bestandsführung, Beschaffung, Unterstützung der Verkaufsabwicklung, Informationsbereitstellung für das Management. Neueste Techniken hierbei: Data-Mining, Verkaufsdatenauswertung zur Optimierung der Warengruppenbildung und gezielte Werbeunterstützung auf Basis von z.B. durch Kundenkarten gewonnenen Daten.
vor allem in Handelsunternehmen eingesetzte computerunterstützte Systeme der artikelgenauen, mengen-und wertmäßigen Warenverfolgung von der Disposition und Bestellung über den Wareneingang, die Lagerung und den Verkauf, der wiederum Dispositionen auslöst. Die Hauptzielrichtung der Warenwirtschaftssysteme ist die Verbesserung der Disposition in Richtung einer möglichst bedarfssynchronen Beschaffung und damit einer geringeren Lagerhaltung.
[s.a. Marketinglogistik] Warenwirtschaftssysteme (WWS) strukturieren die informatorische Ebene der warenbezogenen Logistik im Handel; insofern sind sie eng mit dem System der physischen Distribution, d.h. dem Warenfluss verbunden (vgl. Hertel, 1999, S. 5ff.).
Die Teilaufgaben eines Warenwirtschaftssystems können entweder manuell erledigt werden (= konventionelle Warenwirtschaftssysteme) oder mit Hilfe der EDV (= computergestützte Warenwirtschaftssysteme). Die Einbeziehung aller warenbezogenen Informationsprozesse führt zu geschlossenen Warenwirtschaftssystemen (vgl. Obersicht 136). Computergestützte Warenwirtschaftssysteme werden zum einen durch die zunehmende Verbreitung überbetrieblicher Artikelnummerierungssysteme (Artiklnummerierung), die artikelgenaue Verkaufsdatenerfassung (Scanning) und zum anderen durch die zunehmende Miniaturisierung der elektronischen Datenverarbeitung.
Das Warenprozesssystem beschreibt den Warenfluss und die damit in Verbindung stehenden Prozesse wie Lagerung oder Transport. Das Warenwirtschaftssystem selbst umfasst mehrere Komponenten. Die Komponenten auf der operativen Ebene sind zunächst das Warenprozessmodell, das die realen Warenprozesse spiegelbildlich im Datenraum abbildet und somit eine datenmäßige Simulation der realen Güterströme darstellt.
Auf diesen Daten aufbauend, erfasst das Dispositionsprozessmodell alle durch den Warenfluss ausgelösten Prozesse und Tätigkeiten sowie solche Prozesse und Tätigkeiten, die ihrerseits Warenströme Verarbeitung (z.B. Personalcomputer, neue Speichertechniken) und neue Softwaretechnologien ermöglicht. Geschlossene, computergestützte Warenwirtschaftssysteme sind durch einen modularen Aufbau gekennzeichnet.
Sachen. Die Bestellung von Ware ist ein Beispiel eines solchen Prozesses.
Als dritte Komponente der operativen Ebene umfasst das Abrechnungsprozessmodell alle mit dem Waren- bzw. Dispositi-onsfluss in Verbindung stehenden Abrech-nungs- und Bewertungs-, also Nominalgü-terprozesse.
Auf der strategischen Ebene ist das Pla-nungs- und Entscheidungsunterstützungs-modell angesiedelt.
Im Subsystem des Warenprozessmo-dells ist das Modul der Wareneingangserfassung - im Gesamtbereich der Warenwirtschaft das am weitesten entwickelte Modul in diesem Bereich ablaufenden Prozesse wenig komplex und daher einfach datentechnisch zu modellieren sind (vgl. Liebmann/Zentes, 2001, S. 683). Im Wesentlichen geht es in diesem Modul darum zu prüfen, ob ein Auftrag in der vorgesehenen Form abgewickelt wurde, also ob die Ware in der gewünschten Menge und Qualität geliefert wurde und ob der gewünschte Liefertermin eingehalten wurde (vgl. Barth 1999, S. 324).
Die Wareneingangserfassung ist zugleich Basis der Rechnungskontrolle. Beim Wareneingang wird eine Soll-Rechnung (Proforma-Rechnung) erstellt, die mit der Lieferantenrechnung verglichen wird. Hier ist zugleich eine Schnittstelle zum Informationskreis Buchhaltung/Rechnungswesen gegeben. Das Submodul Rechnungsprüfung sollte dabei über eine Möglichkeit der Konditionenbearbeitung verfügen, d.h. es sollte alle am Markt befindlichen Konditionen bewältigen (Konditionenpolitik).
Eine totale Erfassung und eine transparente Darstellung der Konditionensysteme ermöglicht einen echten Vergleich zwischen Lieferanten und unterstützt dadurch gezielt Lieferantenverhandlungen (Beschaffungs-marfee(ing).
Im Teilsystem Lagerverwaltung sind im Wesentlichen die Aufgaben der Wareneingangs- und -ausgangserfassung angesiedelt, in Verbindung mit einer entsprechenden Lagerbestandsführung und einer Optimierung der Lagerplatzsteuerung. Diese Zuweisung von Lagerplätzen für die angelieferten Waren stellt gleichzeitig die komplexeste Aufgabe dieses Moduls dar, da hierfür bestimmte Zuteilungskriterien verwendet werden müssen, die sich zum Teil widersprechen.
Die Warenausgangserfassung kann in unterschiedlicher Form erfolgen. Die Ausgangsdaten können vom Kassensystem erfasst und über Datenträger oder über Online-Verbindung dem Computer zur weiteren Verarbeitung zur Verfügung gestellt werden. Der Warenausgangserfassung schließt sich die Warenbestandverbuchung an.
Das Warenausgangsmodul eines Warenwirtschaftssystems ist zugleich die Schnittstelle zur Fakturierung und damit zum Informationskreis Buchhaltung/Rechnungswesen bzw. zur Filialabrechnung.
Das Dispositionsprozessmodell umfasst zunächst die Erfassung der Bestellmengen bzw. Warenanforderungen der Filialen bzw. der Anschlusshäuser. Als wesentlicher Bestandteil dieses Moduls kann die Dispositionsunterstützung betrachtet werden. Aufbauend auf den artikelspezifisch geführten Umsätzen und Beständen können unter Berücksichtigung von
- Bedarf
- Lieferzeit
- Umschlagshäufigkeit
- Mindestbestellmenge
- Konditionen
und sonstigen Parametern Bestellvorschläge generiert werden (Prognose). Diese werden den Disponenten vorgelegt und gegebenenfalls modifiziert (Decision-Sup-port-System). In Abhängigkeit von der Struktur der Nachfrage können auch Formen der automatischen Disposition eingesetzt werden, bei denen keine Interaktion des Disponenten erfolgt.
Die abgeschlossene Disposition führt zur automatischen Bestellschreibung mit gleichzeitiger Speicherung der Daten zur Bestellüberwachung. Neben der Optimierung der Bestandsführung gehört zur Bestelloptimierung auch die Frage der Lieferantenselektion und die Frage der optimalen Distribution, so die Belieferung einer Filiale über das Zentrallager oder über Strecke. Ziel des Abrechnungsprozessmodells ist es, die Tätigkeiten und Prozesse auf der Warenprozessebene bzw. den anderen Modulen des Warenwirtschaftssystems wertmäßig zu erfassen und darzustellen.
Als Teilaufgaben gehören in dieses Modul u.a.:
- das Management von Abrechnungsmeldungen
- die Rechnungsschreibung und Rechnungsprüfung
- die Zahlungsabwicklung.
Der Aufbau eines Warenwirtschaftssystems ermöglicht zugleich die Ableitung von Führungsinformationen, Statistiken, Auswertungen u.Ä., was eine wesentliche Fundierung des Bandeismarketing ermöglicht, so
- Umsätze, Absatzmengen, Spannen, Deckungsbeiträge (Direkte Produkt Pro-fitabilität)
- Aktionsergebnisse (Sonderangebotspo-utik)
- Sortimentsbeziehungen (Sortimentspolitik).
Die qualitative und quantitative Leistungssteigerung der elektronischen Informationssteigerung der elektronischen In-formations- und Kommunikationstechnologien (Mulä-Media) ermöglicht darüber hinaus in Filialunternehmen und Verbundgruppen Systeme der verteilten Datenverarbeitung und damit Formen arbeitsteiliger Warenwirtschaftssysteme, so Aufgabenverteilungen zwischen der Zentral-EDV und den Satellitenrechnern in den Verkaufsstellen, In diesem Zusammenhang ist auch die zunehmende Entstehung von sog. Filialwarenwirtschafts-systemen von Bedeutung, die eine weitgehende Integration der Filialen in die Warenwirtschaft von Handelsunternehmen erlaubt (vgl. Liebmann/Zentes, 2001, S. 679AL).
Die modernen elektronischen Technologien ermöglichen zugleich die Einbeziehung von Lieferanten, Banken und Marktforschungsinstituten in die komplexen warenwirtschaftlichen Informationsströme. Zu erwähnen sind:
- der elektronische Bestell-, Liefer- und Rechnungsdatenaustausch mit Lieferanten (EDI)
- die elektronische Zahlungsabwicklung am Check-out in Form des PoS-Banking
- die elektronische Kommunikation von Marktdaten (MADAKOM) sowie elektronische Konsumenten- und Handelspanels.
Informationssystem im Handel zur mengen-und wertmässigen Erfassung, Speicherung und Verarbeitung der betrieblichen Waren- und Geldströme sowie der daraus resultierenden Bestände. Artikelgenaue und aktuelle Warenwirtschaftssysteme lassen sich nur noch mit Hilfe elektronischer Datenerfassungs- (Belegleser, scanning) und -verarbeitungsgeräte realisieren. Geschlossene Systeme erfassen dabei alle Phasen des Warenflusses vom Bestell- und Zahlungsprozess über den physischen Wareneingang und die betriebsinterne Logistik (—physische Distribution) bis hin zum Warenausgang auf einer einheitlichen bzw. aufeinander abgestimmten Datenbasis. Hierdurch können die physische Verwaltung der Lagerbestände sowie Bestell-, Sortiments-, Preis- und andere Entscheidungen im Rahmen des Handelsmarketing mit genauen und aktuellen Informationen sowie — bei Vorliegen entsprechender —Methodenbanken — Modellen und Rechenkalkülen unterstützt werden. Darüber hinaus erschliessen Warenwirtschaftssysteme oft Rationalisierungspotentiale im operativen Bereich, z.B. bei der Preisauszeichnung (Price-look-up-Verfahren), Inventur oder Bestandskontrolle. Integrierte Warenwirtschaftssysteme verknüpfen inner- oder zwischenbetriebliche Informationskreisläufe, so etwa die Geschäftsstellen eines Filialbetriebes, Zahlungsabwicklung mit Banken (point of sale banking) oder Bestell- und Auftragsabwicklung mit Lieferanten.
ist in der Regel ein computergestütztes Informationssystem. Es bietet die Möglichkeit der artikelgenauen Erfassung und Bewirtschaftung der Waren nach Menge und Wert mit dem Ziel der Bestands-und Erfolgssteuerung. Es enthält Bewertungs- und Steuerungsin- formationen über Kunden, Lieferanten und Waren. Bestandteile sind: Dispositions- und Bestellwesen, Wareneingangs- und Warenausgangssystem sowie Kassenabwicklungssystern.
stellen das immaterielle und abstrakte Abbild der warenorientierten dispositiven, logistischen und ab-rechnungsbezogenen Prozesse für die Durchführung der Geschäftsprozesse eines Handelsunternehmens dar. Dabei besteht das Ziel eines WVVS darin, Mengen und Werte des Warenflusses lückenlos zu erfas-sen. Ein effizientes Warenwirtschaftssystem basiert auf einer Software zur integrierten Steuerung und Verwaltung von Warenflüssen in vielfältigen kaufmännischen Bereichen (z.B. Verkauf, Lagerhal-tung, Einkauf). Warenzeichen gewerbliches Schutzrecht flir Wort- und Bildelemente zur Charakterisierung eines Produkts, wel-ches durch Eintragung in die Warenzeichenrolle des Patentamts gewährt wird. Siehe auch Gewerb-licher Rechtschutz (mit Literaturangaben).
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